Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
unterhalten, der wohl doch keineswegs so furchtbar langweilig war, wie sie am Anfang einen Moment lang vermutet hatte. Sie fügte sich jedoch vorerst dem Willen ihres Vaters mit dem festen Entschluss, das Thema später fortzusetzen.
Nach dem Essen stand ein langes geschäftliches Gespräch unter vier Augen zwischen den beiden Männern an. Diane und Anna zogen sich wieder auf Annas Zimmer zurück und warteten darauf, dass ihr Vater und Herr von Meinert endlich wieder aus dem Büro hervorkommen würden, denn die Sache mit dem Jahrmarktsbesuch stand ja noch zur Diskussion.
Auch Tante Agnes gesellte sich diesmal zu ihnen in das Mädchenzimmer.
„Du hast es dir nicht eben verdient“, sagte die Tante mit mahnendem Blick zu Diane, „so glimpflich davonzukommen. Eigentlich müsste ich diesen Jahrmarktbesuch verhindern und darauf achten, dass du in den nächsten Wochen am besten das Haus überhaupt nicht mehr verlässt. Aber dann müsste ich Anna mitbestrafen, die überhaupt nichts getan hat. – Ich vertraue dir nicht mehr, Diane. Wer weiß, was du tust, wenn ich dich alleine zu Hause lasse... Wir werden sehen, ob wir alle gemeinsam den Jahrmarkt besuchen. Aber denk bloß nicht, damit ist alles wieder in Ordnung...“
Diane senkte ein wenig beschämt den Kopf. Sie mochte Tante Agnes sehr und ihr war es unangenehm, sie dermaßen verärgert zu haben. Doch sie konnte nicht sagen, dass es ihr Leid tat, denn sie bereute ihren heimlichen Ausflug keineswegs. Es war ihre Pflicht gewesen, zur Polizei zu gehen und Robert zu helfen. Egal, was die Konsequenzen aus dieser Handlung waren.
Als das Geschäftsgespräch beendet war, holte das Mädchen die beiden Schwestern und die Tante wieder nach unten, denn Herr von Meinert hatte von sich aus den Wunsch geäußert, sich zumindest von den beiden Töchtern des Hauses zu verabschieden.
„Es würde mich freuen, Sie recht bald wiederzusehen“, sagte Herr von Meinert mit einem charmanten Lächeln.
„Wir haben doch bereits eine passende Gelegenheit ins Auge gefasst – falls mein Vater es gestattet“, erwiderte Diane, sehr zum Ärger ihres Vaters.
„Wenn Sie es wünschen, meine Damen, dann sehr gerne“, antwortete Konrad von Meinert. „Sie gestatten Ihren Töchtern doch die kleine Freude, Herr von Roder, nicht wahr?“
Natürlich war es Herrn von Roder überhaupt nicht recht, seine beiden Töchter einem ihm kaum bekannten jungen Mann anzuvertrauen und das auch noch auf einem Ausflug zu einem so verruchten Ort, wie einen bäuerlichen Jahrmarkt! Wer wusste schon, was dabei alles passieren konnte!
Wenn ihm allerdings die kürzlichen Eskapaden seiner ältesten Tochter zu Ohren kämen, dann würde endgültig eine Welt für ihn zusammenstürzen. Vielleicht sollte Diane ihr Gespräch mit ihm lieber auf morgen Abend verschieben, um sich zumindest die Möglichkeit für den Jahrmarktsbesuch zu sichern.
Tante Agnes schaltete sich ein: „Ich denke, dass Anna und Diane in meiner und Herrn von Meinerts Begleitung in wirklich in guten Händen sind.“
Ihr Vater zögerte. Ihm schien dieser junge Mann sehr zu gefallen, sonst hätte er vermutlich schneller ein Verbot ausgesprochen. Wahrscheinlich hatte er auch ein erfolgsversprechendes Geschäft mit ihm abgeschlossen.
Diane wandte ihren lang geübten süßen Augenaufschlag an. „Bitte, lieber Vater. Es wird schon nichts geschehen. Wenn du auf Geschäftsreise bist, dann kommen Tante Agnes und wir beide doch auch alleine zurecht.“
„Meinetwegen.“ Herr von Roder war überredet, aber nicht überzeugt. „Aber ihr müsst vor Sonnenuntergang wieder hier sein. Darauf kann ich mich doch verlassen, Herr von Meinert?“
„Aber natürlich“, nickte der junge Mann und wandte sich wieder an Diane. „Morgen nach dem Mittagessen hole ich Sie mit der Kutsche ab. Ziehen Sie sich möglichst robuste Straßenkleidung an, meine Damen. Ich freue mich schon sehr auf einen vergnüglichen Nachmittag.“
------- JOSEFINE ------
Es war schon weit nach Mitternacht, als sie das Gartentor erreichte.
Sie hatte einen langen Spaziergang hinter sich, vom Rubenfelser See zurück zum Haus auf dem Hügel über dem Dorf Scarheim. In den letzten Stunden hatte sie ihre alte Beziehung zu Eddi aufgefrischt, während eines aufregenden Liebesspiels am Seeufer. Der junge Polizist war recht unerfahren und schüchtern, aber er war durchaus in der Lage, dazuzulernen.
Josefine war ganz eindeutig die einzige erotische Beziehung in seinem Leben und seit ihrem letzten
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