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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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während er jedoch den Priester ansah. „Manipulation ist dein bevorzugtes Handwerk“, fügte er an.
    Der Priester machte einige bedächtige Schritte auf ihn zu, die Brauen zu einer finstere Linie zusammengezogen, darunter die Augen kaum noch sichtbar. Robert spürte die Spannung im Raum schlagartig ansteigen. Doch er wich weder zurück, noch nahm er seine Hand von den Büchern. Es war ihm völlig unmöglich, es jetzt mit dem Priester aufzunehmen, das war ihm mehr als deutlich bewusst. Aber es widerstrebte ihm deutlich, klein beizugeben und einen Rückzieher zu machen.
    Etwa zwei Meter von ihm entfernt blieb sein Gegenüber stehen. Verfinsterte Augen musterten ihn lange und eindringlich. Robert hielt dem bitterbösen Blick stand. Er senkte den Kopf ein wenig und starrte herausfordernd zurück.
    „Wenn das beste Pferd im Stall sich nicht reiten lässt“, sagte der Priester mit leiser, tiefer Stimme, „sondern sich immer und immer wieder aufbäumt und gegen sein Schicksal stemmt, dann wird man irgendwann schweren Herzens aufgeben – und es erschießen.“
    „Gut gewähltes Beispiel“, erwiderte Robert, ebenso leise, und nicht minder böse. „Denn beim letzten Versuch, das störrische Tier zu zähmen, kann der Reiter auch abgeworfen und von den Hufen erschlagen werden.“
    Der Priester stieß verächtlich die Luft aus. „Du überschätzt dich, mein Freund“, sagte er. „Du bist gar nichts für mich. Du hättest alle Möglichkeiten gehabt – sogar die, mächtiger zu werden, als dein Schöpfer. Aber noch bist du ein dummes, kleines Kind. Und ich habe genug Lebenszeit vor mir, um einen zweiten Versuch zu unternehmen. Du bist nicht die einzige Chance, die ich habe, meinen Weg zu verwirklichen.“
    Was der Wahrheit entsprach, war die Tatsache, dass Robert gegen eine Offensive des Priesters im Augenblick wehrlos sein würde. Dass er in der Tat gar nichts für sein Gegenüber wäre. Aber das hieß nicht, dass Robert nicht in der Lage war, irgendeinen Schaden anzurichten. Kampfloses Aufgeben war nicht seine Sache.
    „Mir war klar“, sagte er, „dass ich niemals von dir einen Freibrief erhalten werde. Aber auch ich möchte dir nichts schenken...“
    Eine einzige schnelle Geste – seine Finger fuhren am Regal entlang, wie Zündhölzer an einer Reibefläche. Er stieß die Worte der alten Sprache so heftig hervor, dass sie wie scharfe Pfeile die Luft zerschnitten. Der Effekt war im ersten Moment gering. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte jedes einzelne der berührten Bücher sofort in hellen Flammen gestanden. Doch in der jetzigen Situation brachte er nichts weiter zustande, als ein paar müde Funken, die auf das trockene Leder und Papier fielen und sich gierig hineinfraßen.
    Der Priester reagierte auf eine Art, die Robert vor nicht allzu langer Zeit schon einmal am eigenen Leib erfahren hatte: Mit einem ungeheuren Energieschlag zwang er ihn in die Knie. Robert konnte sich nicht dagegen wehren, dass seine Beine unter ihm einknickten. Seine Sinne waren von einem Moment auf den nächsten benebelt. doch seine Gefühle waren zu einem wütenden Chaos entfacht. Es bedeutete eine unerträgliche Demütigung für ihn, auf diese Weise zum Gehorsam gezwungen zu werden. Lieber wäre er auf der Stelle von einem tödlichen Blitz getroffen worden. Aber ein solches schnelles Ende war ihm nicht beschieden. So kniete er wehrlos zu Füßen des Priesters – mit einer schwachen Wahrnehmung des knisternden Feuers zu seiner Rechten, das immerhin die Kraft besaß, nicht sofort zu ersticken. Bei einem hoffnungslosen Versuch, sich aus dem Griff des Priesters zu befreien, durchlief seinen Körper nur ein heftiges Zittern. Er war völlig machtlos. Und genau, wie beim letzten Mal, als er sich in dieser demütigenden Lage befunden hatte, zwang der Priester ihm zu einer weiteren Geste der Untergebung, dem tiefen Neigen des Kopfes. Sein eigener Wille zählte nichts mehr für die Beherrschung seines Körpers.
    Und das erfüllte ihn mit unbändigem Zorn und Erbitterung.
    Auch, wenn die Bibliothek, in deren Mitte er sich befand, nichts mehr weiter war, als ein geisterhaftes Gebilde, konnte er noch immer das Feuer hören, und die Hitze der Flammen war mittlerweile deutlich spürbar. Aber es gab keine Möglichkeit für ihn, den gesenkten Kopf zu heben und den Blick zur Seite zu wenden, um das Ausmaß des entfachten Feuers zu erkennen. Jeder Versuch, die Kontrolle über seine Bewegungen zurückzugewinnen, artete in ein unkontrolliertes Zittern aus,

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