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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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Schädeldecke schnippte. Er schloss die Augen, drückte beide Hände kräftig gegen die Schläfen und wartete ab, dass der Schmerz versiegte. Aber den Gefallen tat ihm der Murmelspieler in seinem Kopf nicht.
    Heinz war zwei Jahre älter, als Johannes. Sie standen beide von Kindheit an im Dienst der Familie Adlam. Als achtjähriger Stallbursche war Heinz angefangen. Später hatte er seinen Bruder Johannes in der Pferdepflege angelernt. Mit dem alten Leonard Adlam, Roberts Großvater, hatte Heinz nie auf gutem Fuß gestanden:
    Ein steifer Engländer, beim Gehen ein Brett im Kreuz und die Nase immer hoch in der Luft. Leonard Adlam hatte auf diesen schmutzigen, kleinen Stallburschen herabgesehen, wie auf ein Stück Pferdemist, und in seiner arrogant klingenden, näselnden Sprache den englischen Pferdezüchter gebeten, dem Jungen mitzuteilen, er habe sich gefälligst zu waschen und ordentlich zu kleiden. Heinz sah noch immer diese kühlen, hellen Augen vor sich, ein wässriges, transparentes Blau, ohne irgendwelche Gefühlsregungen darin. „The boy should be clothed neatly“.
    So ’n Quatsch! Warum sprach der Mann nicht einmal deutsch mit ihm?
    Roberts Vater, Terence Adlam, hatte sich kein Stück von dem Alten unterschieden, außer, dass es ihm egal war, ob die Stallburschen nach Seife dufteten oder nach Pferdepisse. Er hatte großen Wert auf gute Arbeit gelegt, aber das hochnäsige Auftreten glich aufs Haar dem Gehabe seines Vaters. Terence Adlam hatte sogar dieselben Augen gehabt: Wässrig-blau, oder vielleicht genauer: eisblau .
    Die guten englischen Reitpferde waren unter den Händen dieser beiden Männer ausschließlich mit extra aus der alten Heimat eingeführten Rassepferden gekreuzt worden. Das Blut deutscher Pferde hätte die edle Zucht sicher nur verdorben!
    Warum waren sie eigentlich hergekommen, hatte Heinz sich damals gefragt, wenn sie dieses ‘ach-sounzivilisierte’ Land so hassten? Setzt euch doch auf ’s nächste Schiff und fahrt dahin zurück, wo ihr hergekommen seid, wenn’s euch so überhaupt nicht gefällt!
    Heinz war wegen der Pferde bei den Adlams geblieben. Und wegen des Geldes. Naja, vielleicht ein bisschen mehr wegen des Geldes. Denn weder Leonard noch Terence Adlam hatten sich durch Geiz ausgezeichnet. Heinz und Johannes waren damals die bestbezahlten Stallburschen der ganzen Region gewesen.
    Sicher waren auch die Pferde etwas Besonderes, auch, wenn sie von dieser dämlichen Insel kamen. Schon unter Terence Adlam hatte sich die leuchtende Kupferfarbe des Fells der Tiere als das ins Auge stechende Merkmal herauskristallisiert. Das hohe Stockmaß, die schlanken, sehr beweglichen Beine, der lange, schlanke Hals und die Eleganz ihrer Bewegung zeichneten die Tiere ebenso aus, wie ihr freundlicher aber durchaus ehrgeiziger Charakter. Diese Zucht, so meinte Heinz, war das Beste, was diese arrogante englische Familie jemals zustande gebracht hatte.
    Obwohl der einzige Spross der Familie, der nach der großen (vielleicht nicht ganz unverdienten) Katastrophe übriggeblieben war, so dunkle Augen hatte, wie Kohlebriketts, waren diese ebenso eisig, wie die seiner beiden Vorgänger. Als der neunjährige Robert Adlam sein Erbe - nach einigen heftigen Querelen mit der in Großbritannien verbliebenen Verwandtschaft - angetreten hatte, und dieser großspurige kleine Junge plötzlich das Sagen in der Pferdezucht gehabt hatte, da war Heinz zum ersten Mal ganz ernsthaft der Gedanke gekommen, zu gehen. Seine kränkelnde erste Ehefrau, die kaum mehr aus dem Bett kam, geschweige denn auch nur einen einzigen Handschlag im Haushalt machen konnte, war ihm schon damals ein Gräuel. Und dann dieser reiche, rotznäsige Junge, der ihm Befehle erteilen wollte!
    Robert war schon als Kind ganz genauso gewesen, wie heute, fünfzehn Jahre später. Er hatte alles selbst bestimmen wollen, ohne seine langjährig erfahrenen Pferdepfleger um Rat zu fragen. Nichts hatte er sich sagen lassen, dieser Bengel, der von einem Tag auf dem anderen ein kleines, eigenes Imperium geschenkt bekommen und sich wohl wie ein echter englischer Prinz gefühlt hatte. Heinz hätte zu der Zeit am liebsten alles hingeschmissen, wäre wirklich gerne bei Nacht Nebel verschwunden, weg von dieser nutzlosen Frau und dem kleinen Tyrannen, der ihm wie ein Sinnbild für das ewige Bestehen der Adlam-Herrschaft vorkam.
    Aber irgendwie hatte Heinz den Absprung verpasst. Sehr ärgerlich, wenn man es aus heutiger Sicht betrachtete. Damals war er noch jung gewesen,

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