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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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die Schuhe schieben, verlass dich drauf“, prophezeite Johannes. „Der Stall hat nur einen Eingang, und du hast direkt daneben gehockt. Entweder hast du gepennt, und jemand ist eingebrochen, oder... vielleicht wird er sagen, du warst es selbst.“
    „Ich?“ fragte Heinz ungläubig. Auf die Idee war er noch gar nicht gekommen. „Warum sollte ich so etwas machen, Johannes?“
    Sein Bruder wischte sich die erdigen Hände an der sowieso schon dreckstarrenden Hose ab und zuckte mit den Schultern. „Was weiß denn ich? Warum, bitte schön, sollte irgendjemand so etwas machen?“
    Heinz überlegte kurz. Die Antwort war für ihn nicht schwer zu finden.
    „Einer hat das teure Fohlen geklaut, und wir sollten denken, es sei von der Mutter totgetreten worden.“
    „So ’n Quatsch“, winkte Johannes ab, und Heinz, dem es nach der radikalen Magenentleerung ein bisschen besser ging, fühlte sich durch das vernichtende Urteil über seinen Erklärungsversuch etwas gekränkt.
    „Warum Quatsch? Ich finde, das wäre ‘ne schlaue Idee, für ’n Dieb!“
    „Nein, Heinz. Ein Blinder könnte doch wohl ein dunkelbraunes von einem fuchsigen Fohlen unterscheiden. Außerdem war das der Nachwuchs von einem Kaltblut, ein Ackergaul, vermutlich. Der Unterschied ist so himmelweit, dass selbst ein sehr dummer Dieb einsehen müsste, dass er uns so nicht täuschen kann.“
    Heinz’ Gedanken folgten diesen Überlegungen träge und befanden sie nach einiger Zeit des Nachdenkens für logisch. Es wurde Zeit, ein anderes Problem anzuschneiden, das ihm förmlich auf der Seele brannte.
    „He, Hannes?“ „Ja?“
    „Ich brauche... na ja … meine Taschen sind verflixt leer, im Moment. Und da warten diese fünf hungrigen Mäuler auf mich. Könntest du mir wohl aushelfen?“
    „Ich wette, es geht um ein durstiges und nicht um fünf hungrige Mäuler“, knurrte Johannes. Inzwischen waren die beiden wieder bei der Bank vor dem Stall angekommen, wo die angefangene Arbeit noch auf sie wartete. Heinz konnte die Wiese sehen, einige hundert Meter unterhalb des Stalles, wo das adelige Fräulein auf seinem neuen Reitpferd einen schnellen Galopp eingeschlagen hatte. Verwundert registrierte er, wie sicher das Mädchen die Stute bei diesem atemberaubenden Tempo im Kreis lenkte.
    Er hatte mit seinen Ausreden bei diesem erstaunlichen Anblick einen Moment zu lange gezögert. Johannes ergriff schon wieder das Wort, und wieder sagte sein Bruder Dinge, die Heinz eigentlich gar nicht hören wollte.
    „Ich hab’ dir eben schon erzählt, dass Herr Adlam mir heute Morgen gesagt hat, dass er mit dir reden will. Wenn die Kunden weg sind, dann geh doch sofort zu ihm. Und es wäre wirklich besser für dich, nüchtern zu sein, wenn du bei ihm aufkreuzt. Deshalb kriegst du von mir jetzt nichts, Heinz.“
    Heinz bemerkte, wie in ihm beim Gedanken an ein neuerliches Gespräch mit Herrn Adlam nackte Angst hochkam. Was, wenn er ihn diesmal auf die Straße setzen würde? Was, wenn er als Fohlendieb abgestempelt werden würde?
    „Johannes, ehrlich, ich brauch’ einen Schluck zu trinken, wenn ich das überstehen soll. Ich überleb’ das nicht, wirklich nicht.“ Heinz kam sich vor, wie ein elender Bettler. Oh, vielleicht würde Herr Adlam ja nun genau das aus ihm und seinen Kindern machen: Bettler.
    „Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst“; meinte Johannes und man hörte ihm dabei deutlich seinen Ärger an. „Er hat damals nicht nur das Haus und die Pferde geerbt, sondern uns gleich mit. Wir waren von klein auf Besitztum der Familie Adlam, und wenn wir nicht mehr gebraucht werden, kann man uns einfach wegschmeißen. Das macht mich echt sauer. Du hast dein Leben für diese Pferdezucht geopfert, nicht für die Familie Adlam. Die wissen ja gar nicht, was echte Arbeit ist!“
    ------- MATHILDE ------
    Sie fegte mit ihrem großen Besen die Backstube aus, denn überall waren Brotkrumen verstreut. Der Rücken schmerzte bei jeder falschen Bewegung heftig. Und ihr Mann, der alte faule Sack, steckte in seiner Kammer und schnarchte, dass sich die Balken bogen. Ein feiner Bäckermeister! Kümmerte sich einzig und allein ums Backen. Wenn es aber ums Saubermachen ging, dann war seine Frau an der Reihe! Wo sie doch schon den ganzen Tag über im Laden herumstand und den Leuten ihr Brot verkaufte!
Die Ladenglocke klingelte.
    Mathilde stellte den Besen seufzend an die Ecke und betrat leise vor sich hin schimpfend den Verkaufsraum. Als sie jedoch aufsah und entdeckte, wer dort vor

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