Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
Eignungsprüfung zum Heiligen.“
„Er weiß schon lange, dass er kein Heiliger ist“, meinte der Meister.
„Irgendwann wird er aus dem Wissen seine Konsequenzen ziehen“, sagte Konrad und wandte den Blick wieder dem strömenden Fluss zu. „Wir können warten, wir haben doch genug Zeit. Er ist nicht Michael, der Luzifer bekämpft, sondern eher Don Quijote, der es mit den Windmühlen aufnimmt. Ein zum Scheitern verurteiltes Aufbäumen gegen das Schicksal.“
„Deine Vernunft und deine Ruhe müssten auf ihn übergehen “, meinte der Priester anerkennend. „Dann würde er sich seinem vorbestimmten Schicksal ergeben und endlich diesen Unsinn lassen.“
Konrad beobachtete das sich in den Wellen des Flusses brechende schwache Mondlicht. Auch die Sterne waren manchmal, wenn man ganz genau hinsah, im Wasser zu entdecken. Winzige, verzerrte Lichtpunkte, die aufblinkten und wieder verschwanden.
„Konrad, ich habe eine Aufgabe für dich“, vernahm er die Stimme des Meisters an seiner Seite.
Er hob den Kopf und blickte dem Mann in das schwarz verhüllte Gesicht.
„Du kennst dich in der Lindheimer Gesellschaft inzwischen sehr gut aus, bist ein anerkanntes Mitglied der Aristokratie.“
„Ich bewege mich in ihrer Mitte“, erwiderte Konrad ruhig. In der Tat, er hatte sich in den wenigen Monaten, die er in Lindheim wohnte, prächtig eingelebt. Die Kontakte zu den gesellschaftlich und politisch wichtigen Personen waren aufgebaut, man lud ihn zu allen bedeutenden Feierlichkeiten ein. Es fiel Konrad niemals schwer, Verbindungen zu Menschen herzustellen, die er eventuell in späterer Zeit noch gebrauchen konnte. Er war im Umgang mit den reichen und einflussreichen Menschen geübt und wusste, wie man sie anzufassen hatte.
„Sie glauben, ich gehöre zu ihnen und dass ich ihr ermüdendes Gehabe teile.“
„Sehr gut, mein Lieber“, meinte der Priester.
„Was kann ich für dich tun?“
„Du könntest mit einer jungen Dame Kontakt aufnehmen. Diane von Roder, ein hübsches, zierliches Geschöpf. Sie hat allerdings ihren eigenen Kopf, unterschätze sie nicht. Aber vielleicht ist sie gerade deshalb besonders offen für unsere Lehren.“
„Diane von Roder? Du willst eine Frau in unsere Reihen aufnehmen?“ Konrad war überrascht. Ihm war nicht bekannt, dass die Schwarzen Brüder jemals eine Frau in ihrer Mitte akzeptiert hätten.
„Sie ist nicht irgendeine Frau“, erklärte ihm der Priester. „Unser guter Freund Robert hat ihre besonderen Qualitäten bereits für sich entdeckt. Sie ist mehr als nur eine dieser kurzen Affären für ihn.“
„Na, wunderbar“, meinte Konrad lächelnd. „Da freue ich mich doch sehr für das junge Glück.“
„Sie ist sehr abenteuerlustig, die junge Dame“, fuhr der Priester in seinen Erläuterungen fort. „Sie hat den starken Drang, aus ihrem gesellschaftlichen Umfeld auszubrechen und sich neue Ziele zu suchen. Außerdem arbeitet sie intensiv an ihrer inneren Stärke, schon von Kindheit an. Ihre Mutter ist eine alte Bekannte von mir. Sie hatte einige Qualitäten, die ich mir zunutze gemacht habe. Leider hat ihre Psyche sich als sehr schwach erwiesen. Irgendwann war diese Frau nicht mehr zu gebrauchen.
Diane hatte in ihrer Kindheit wohl ziemlich unter ihrer recht verstörten Mutter zu leiden. Aber sie hat sich nicht hilflos und ergeben unter ihren Schlägen geduckt. Ihr ist es gelungen, sich nach und nach von dem Drachen zu befreien. Und nun steht sie als eine erwachsene Frau mitten in einer faszinierenden Welt und wünscht sich nichts sehnlicher, als die nötige Kraft, unverdrossen ihren eigenen Weg zu gehen.“
„Das wünscht sie sich also?“ fragte Konrad und ließ ein leises Lachen hören. „Na gut, die Erfüllung ihres Wunsches sollte uns nicht schwer fallen.“
„Nimm vorsichtig Kontakt zu ihr auf“, wies der Priester ihn an. „Errege ihr Interesse, ihre Aufmerksamkeit. Gib ihr eine Ahnung davon, welche Möglichkeiten ihr offenstehen. Und halte sie für weitere Gespräche bereit.“
„Es wird mir ein Vergnügen sein, mich mit dieser jungen Dame zu beschäftigen“, sagte Konrad, sehr zufrieden mit dieser neuen Aufgabe. „Soweit ich weiß, ist Roberts Geschmack, was Frauen betrifft, ja nicht unbedingt schlecht.“
„Diane von Roder lässt sich nicht so leicht in seine bisherigen Affären einreihen“, teilte der Priester ihm daraufhin mit. „Sie ist eine echte aristokratische Erscheinung. Ein sehr fein geschnittenes Gesicht mit großen,
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