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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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er hinter sich her.
    Er hatte es nicht eilig, blieb hin und wieder stehen und legte den Kopf in den Nacken, um zwischen den Ästen der Bäume einen Blick auf die Sterne zu erhaschen. Er liebte die unendliche Weite über sich, das schwarze Himmelszelt mit seinem funkelnden Sternenschmuck. Wenn man nur lernen könnte, perfekt in den Sternen zu lesen, all ihre Geheimnisse zu erfahren! Die Weisheit von Milliarden von Jahren lag in ihnen, den stillen, strahlenden Himmelskörpern. Sie waren unendlich weit weg und trotzdem nah genug, um menschliche Schicksale zu bestimmen.
    Er nahm die Geräusche der Nachttiere um sich herum wahr, genauso, wie das Schnauben seines Pferdes hinter sich und das Plätschern des Flusses, der sich seinen Weg zwischen den Bäumen bahnte. Ein Knacken im Unterholz, ein flüchtender Fuchs, der Ruf eines Käuzchens.
    Die Dunkelheit machte ihm gar nichts. Seine Augen waren die einer Katze, sobald sie sich auf die Nacht eingestellt hatten. Eine leichte Brise strich durch die Baumkronen, Zweige und Blätter bewegten sich im Wind. Wie eine eigene, kleine Welt in sich, war so ein Wald. Angestrahlt vom gleichen Mond, von der gleichen Sonne, wie die Felder, Wiesen und Dörfer, aber dennoch ein eigenes, kleines Universum, wo alles seinen Platz hat. So viel Ruhe ging von diesem Ort aus. Und gleichzeitig war der Wald angefüllt mit Leben.
    Konrad blieb stehen. Hier war die Stelle.
    Er band sein Pferd sorgsam an einem Baum fest und hob dann horchend den Kopf. Noch war außer ihm niemand hier, stellte er fest. Kein Geräusch wies auf die Anwesenheit von Menschen hin. Er beschloss, sich auf einen Stein an das Flussufer zu setzen und die Stille zu genießen, solange es ihm noch möglich war. Schon bald würde der Meister eintreffen und einige Zeit später wäre es dann endgültig vorbei mit der Ruhe, wenn die anderen sich hier versammelten.
    Das heutige Treffen verhieß ohnehin nichts Gutes. Sie hatten große Verluste erlitten, in der Nacht des Feuers. Der Meister hatte eindeutig einen Fehler begangen, indem er die Felshöhle, die schon seit Urzeiten als Anbetungsort dunkler Mächte diente, für sicher gehalten hatte. Acht Männer waren in den Flammen gestorben, aufgrund dieser Fehleinschätzung: Diese Nachricht hatte sehr schnell unter ihnen die Runde gemacht. Und heute war das erste große Treffen nach diesem derben Schlag. Die verbliebenen Helfer erhofften sich Erklärungen seitens des Meisters.
    Konrad hörte, dass sich ihm jemand näherte, lange, bevor derjenige ihn erreichte. Es war der Meister, der dort durch den Wald auf ihn zukam.
    „Konrad“, hörte er kurze Zeit später die tiefe Stimme hinter seinem Rücken. Er wandte sich um.
    Der Priester stand nur zwei Meter hinter ihm und weil er das komplette schwarze Gewand trug, verschmolz er beinah vollständig mit der Dunkelheit der Nacht. Konrad kannte sein Gesicht, denn er war der einzige der Schwarzen Brüder, dem er sich manchmal ohne Kapuze zeigte. Er allein wusste, wer der Meister war, bis hin zu seinem Namen. Und dies obwohl er erst seit wenigen Monaten den Schwarzen Brüdern angehörte. Aufgrund seiner relativ kurzen Zugehörigkeit kannte Konrad die alten Zeiten, als Robert Adlam noch zu ihnen gehört hatte, auch nur aus Erzählungen. Doch Konrad konnte sich sehr gut vorstellen, warum der Meister diesen Mann unbedingt zurück haben wollte: Robert trug ein unglaubliches Potential in sich. Etwas, das man auf dem ganzen Erdball vielleicht nie wieder finden würde. Doch genau das machte ihn nach Konrads Ansicht zu gefährlich, um sich in Zukunft ein weiteres Mal auf ihn einlassen zu können.
    „Eine schöne Nacht“, sagte Konrad zu dem Meister und atmete tief durch. „Ich könnte ewig hier im Wald sitzen und die Ruhe genießen.“
Der Meister nickte Konrad zu.
    „Ja, Ruhe ist etwas essentiell Wichtiges. Sie gibt Körper und Seele die Kraft zur Regenerierung“, entgegnete er und setzte sich auf einen Stein neben Konrad, ebenfalls mit Blick auf den Fluss. „Ich habe versucht, diese Lektion deinen beiden Vorgängern zu lehren. Allerdings habe ich mir damals zumindest einen Hitzkopf ausgesucht, der mit dem Wort Ruhe bis zum heutigen Tag noch immer nichts anfangen kann. Er macht wirklich alles kaputt, was er in die Finger bekommt und ist dabei kaum zu bremsen.“
    „Nach seiner letzten Attacke hat er hoffentlich eine Lektion gelernt“, gab Konrad lächelnd zurück. „Wenn jemand so hemmungslos mit Feuer wütet, dann fällt er unter Garantie durch die

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