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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Nachtmanagerin meinte, es sei so gegen elf gewesen«, sagte Gemma.
    »Dann könnte er binnen einer Stunde tot gewesen sein, aber wir wollen versuchen, es ein bisschen genauer einzugrenzen.«
    Als Rashid ein Thermometer aus seiner Tasche nahm und die Leiche ein wenig zur Seite rollte, um die Rektaltemperatur messen zu können, wandte Gemma sich ab. Sie wusste nicht, warum sie in diesem Punkt immer so empfindlich war – eigentlich albern angesichts dessen, was sie an Tatorten schon so erlebt hatte.
    »Und die Todesursache, Rashid?«, fragte Gemma, nachdem er mit dem Thermometer fertig war. »Wurde er erdrosselt? Und wenn ja, womit?«
    Rashid nahm das Gesicht und den Hals des Toten genauer in Augenschein. »Es sind Petechien in den Augen zu erkennen, aber das ist kein eindeutiger Beweis. Und am Hals sehe ich Hämatome, die möglicherweise von einer Strangulierung stammen, aber nageln Sie mich da nicht fest. Handabdrücke sind keine zu erkennen. Ich werde mehr wissen, wenn ich mir das Gewebe anschaue. Wie Sie wissen, sind Blutergüsse manchmal nicht auf der Haut zu erkennen.«
    Mike, der inzwischen Handschuhe angezogen hatte, ging auf den Stuhl zu und begann den Inhalt der Brieftasche zu untersuchen. »Mehrere Kreditkarten auf den Namen Vincent Arnott«, sagte er. »Krankenversicherungskarte auf denselben Namen. Keine Banknoten, die wurden also möglicherweise entwendet. Wir schauen aber noch in den Hosentaschen nach. Und da ist der Führerschein, auch auf Vincent Arnott ausgestellt.« Er fasste ihn an einer Ecke und brachte ihn Gemma.
    Sie betrachtete das kleine Passfoto. Es schien sich in der Tat um den Toten auf dem Bett zu handeln. Er war ein gutaussehender Mann gewesen, mit einer etwas strengen Ausstrahlung und ebenmäßigen Zügen, die durch sein dichtes weißes Haar noch besser zur Geltung gebracht wurden. Sie fragte sich, ob er sich etwas darauf eingebildet hatte.
    Melody trat näher, fotografierte den Führerschein und tippte die Adresse in ihr Handy ein, worauf Mike die Brieftasche eintütete.
    Er ging zum Stuhl zurück und sagte: »Mal sehen, was es in den Taschen hat«, sagte er lispelnd. Gemma grinste. Mike war in den Vierzigern, hatte schütteres Haar und war als großer Fantasy-Fan bekannt.
    Nachdem er das Hemd und den Pullover untersucht hatte, reichte er beides Sharon zum Eintüten. Dann faltete er die Hose auseinander und befühlte zunächst die hinteren Taschen, ehe er vorsichtig in die vorderen griff. Aus der rechten fischte er ein Bündel Banknoten, die er wie ein Zauberkünstler mit einem »Ta-taa!« präsentierte. Dann blätterte er die Scheine durch. »Ungefähr fünfzig Pfund, aber wir werden es noch genau protokollieren. Sie können also wohl davon ausgehen, dass er nicht ausgeraubt wurde und dass er Rechtshänder war. In der linken Tasche ist nichts, also sehen wir mal in der Jacke nach.«
    »Nicht einmal ein zusammengeknüllter Kassenzettel«, kommentierte Gemma, während sie ihm zusah. »Keine Kinokarten, kein Kaugummi, keine Zellophanhüllen von Zigarettenschachteln, keine Zettel mit Telefonnummern. Ich würde sagen, wir können davon ausgehen, dass er seine Kleider selbst zusammengelegt hat.«
    »Zwanghaft ordentlich«, stimmte Rashid ihr zu. »Und offenbar nicht, weil er seine Identität geheim halten wollte, sonst hätte er nicht den Führerschein und die Kreditkarten dabeigehabt.«
    »Haus- oder Wohnungsschlüssel.« Mike hielt zwei Sicherheitsschlüssel an einem schweren silbernen Schlüsselring hoch.
    »Keine Autoschlüssel?«, fragte Gemma.
    »Es sei denn, er hätte sie an einer anderen Stelle im Zimmer abgelegt.«
    Melody hatte inzwischen die Adresse aus dem Führerschein mithilfe des Stadtplans auf ihrem Handy gefunden. »Er wohnte in der Belvedere Road. Das ist praktisch um die Ecke, am Südhang des Hügels. Er könnte ohne Weiteres zu Fuß hergekommen sein.«
    »Vielleicht hilft uns das weiter.« Mike hielt ein teures Mobiltelefon hoch, das er in einer Innentasche des Anoraks gefunden hatte. »Ich nehme nur rasch die Fingerabdrücke ab, dann können Sie es haben.«
    Er pinselte das Handy ein und bearbeitete es mit Klebstreifen, ehe er es Gemma reichte.
    Sie schaltete es ein und sah, dass der Akku voll war. Offensichtlich hatte Arnott es am Abend nicht oft benutzt. Und von Apps hatte er anscheinend auch nicht viel gehalten. Das Hintergrundbild war eine Standard-Voreinstellung. Keine Fotos, keine Musik. Auch kein E-Mail-Account, und nur eine Handvoll Telefonnummern in der Liste der

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