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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Kontakte.
    »Wozu hat er so ein Telefon überhaupt gebraucht?«, fragte Shara, die Gemma über die Schulter geschaut hatte. »Da hätte er doch gleich so ein billiges Ding mit Prepaid-Karte nehmen können. Was für eine Verschwendung.«
    Gemma nickte abwesend; ihre Aufmerksamkeit war auf die wenigen gespeicherten Telefonnummern konzentriert. »Zu Hause. Kathy.« Sie blickte zu Melody. »Seine Frau, oder was meinst du? Und ›Kanzlei‹.«
    »Kanzlei?«, wiederholte Melody.
    »Ja.« Gemma sah ihre Kollegin an, deren Augen sich ungläubig weiteten. »Oh, verdammt. Sag bloß, er war auch noch Rechtsanwalt.«
    Irgendwann am späten Vormittag war Kincaids Reservoir an Strategien zur Beschäftigung quengeliger Kinder erschöpft.
    Während Gemma geduscht hatte, war er nach unten gegangen, um Kaffee zu kochen, in der Hoffnung, noch kurz mit ihr über ihren Fall sprechen zu können, ehe sie aufbrach. Zuvor hatte er von ihrer Erklärung nur ein paar Satzfetzen verstehen können – »Mann erdrosselt … Crystal Palace …«, der Rest war im Rauschen des Wassers untergegangen.
    Doch ihre Aktivitäten hatten die jüngeren Kinder, die Hunde und den Kater geweckt, und als Gemma wenig später wie ein rothaariger Wirbelwind die Treppe heruntergestürmt kam, bellten die Hunde, Sid saß mitten auf dem Küchentisch und forderte lautstark miauend sein Frühstück, und Toby und Charlotte, beide noch im Schlafanzug, heulten, weil die Pläne für den Tag über den Haufen geworfen waren.
    Gemma nahm sie beide in den Arm und versprach ihnen, dass sie bald zurück sein würde, aber sämtliche Familienmitglieder hatten dieses Versprechen schon viel zu oft gehört, um ihm noch Glauben zu schenken. Charlotte hängte sich wie eine Klette an Gemmas Hüften und wollte gar nicht mehr loslassen. Gemma nahm sie hoch, knuddelte sie ein wenig und reichte sie dann an Kincaid weiter. »Tut mir leid«, flüsterte sie und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    »Mach dir keine Gedanken«, sagte er und scheuchte sie zur Tür hinaus.
    Von da an nahm die Katastrophe ihren Lauf. Die Kleinen rannten mit tränenüberströmten Wangen und klebrig von Cornflakes nach oben und weckten Kit, indem sie auf seinem Bett herumhüpften. Es kam zu einem lautstarken Wortwechsel, untermalt vom gestressten Jaulen von Kits kleiner Terrierhündin Tess, in das Geordie alsbald einstimmte.
    Kincaid, der irgendwann nur noch seine Ruhe haben wollte, schickte die Kleinen mit den Hunden schließlich in den Garten. Eine halbe Stunde später bekam er die Quittung in Form von matschigen Schuh- und Pfotenabdrücken im ganzen Haus, an denen jeder Spurensicherer seine helle Freude gehabt hätte. »Aber das ist doch die Karte des Rumtreibers«, protestierte Toby, als er die beiden aufforderte, die Sauerei aufzuwischen.
    »Dann wird sie ja sicher auf magische Weise wieder auftauchen, nicht wahr?«, erwiderte Kincaid. »Aber erst, wenn ihr alles gründlich saubergemacht habt.« Die Kiefergelenke taten ihm schon weh, so krampfhaft biss er die Zähne zusammen. Die Bässe von Kits iPod-Boxen wummerten durch die Wohnzimmerdecke, was ihm verriet, dass sein Sohn inzwischen vollends aufgewacht war.
    Er drückte den jüngeren Kindern eine Rolle Küchenpapier in die Hand, schnappte sich eine Jacke von der Garderobe und überließ sie ihrem Schicksal.
    Durch die Terrassentür im Wohnzimmer trat er hinaus in den Garten. An Tagen wie diesem wünschte er sich in letzter Zeit manchmal, dass er Raucher wäre – dann hätte er wenigstens regelmäßig einen Grund für eine kleine Auszeit gehabt. In der Arbeit war es ihm noch nie so gegangen.
    Der feine Dunst in der Luft legte sich sanft und kühl auf sein Gesicht. Er atmete tief durch und blickte über den niedrigen Eisenzaun hinweg, der ihren kleinen Garten von dem Gemeinschaftsgarten auf der anderen Seite trennte. Die kahlen Bäume erschienen fast unwirklich, das Gras war von einem üppigen Smaragdgrün. Nun ja, es war eher ein nasses Smaragdgrün. Einen Gemeinschaftsgarten direkt vor der Tür zu haben mochte die Krönung aller Träume vom Wohnen in Notting Hill sein, und an einem schönen Samstag würden hier Scharen von Hunden und Kindern munter herumtollen. Aber nicht heute.
    Es wurde Zeit, dass er sich aufraffte und einen neuen Plan machte. Das Entscheidende war, dem Tag eine Struktur zu geben – das hatte er ziemlich schnell gelernt. In der Arbeit hatte er sich darüber nie allzu viele Gedanken machen müssen.
    »Daddy!« Toby kam aus dem

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