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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Haus gerannt, schwenkte das schnurlose Telefon und schrie, als ob Kincaid am anderen Ende des Gartens wäre. »Es ist Tante Erika. Sie will mit dir reden.«
    »Dann wollen wir mal hoffen, dass sie nicht taub ist«, sagte Kincaid und verdrehte die Augen, während er das Telefon nahm und Toby ins Haus zurückscheuchte. »Hallo, Erika.«
    Die Tante war ein Ehrentitel. Wenn überhaupt, war Erika für die Kinder eher so etwas wie eine Großmutter. »Was kann ich für dich tun?«, fuhr er fort. »Gemma ist leider nicht zu Hause.«
    »Das habe ich schon vernommen«, sagte Erika, und er hörte einen amüsierten Unterton aus ihrer Stimme mit dem leichten deutschen Akzent heraus. »Ich dachte mir, unter diesen Umständen würdest du mir vielleicht ganz gerne die Jungs zum Mittagessen rüberschicken.«
    »Zum Mittagessen? Meinst du wirklich?« Kincaid räusperte sich, um nicht allzu begeistert zu klingen. »Erika, das ist total nett von dir, aber …«
    »Ich bin durchaus in der Lage, ein, zwei Stunden lang auf Toby aufzupassen, Duncan. Ich habe einen Topf Rindfleischsuppe mit Graupen auf dem Herd. Das ist doch sein Lieblingsgericht. Und ich habe auch ein Schach- und Damebrett zur Hand.«
    »Aber Kit …«
    »Mit dem habe ich schon gesprochen.«
    Kincaid musste lachen. Seinen Widerstand aufgebend sagte er: »Erika, dein Angebot kommt mir wirklich sehr gelegen. Um wie viel Uhr soll ich sie bringen?«
    »Ich glaube, die beiden können ohne Weiteres zu Fuß gehen, Duncan. Sie sind ja nicht aus Zucker«, fügte sie ein wenig tadelnd hinzu. Dann schien sie zu zögern. »Ich würde ja Charlotte auch nehmen, aber mit Spielen für Dreijährige bin ich nicht so gut ausgestattet.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen«, beruhigte Kincaid sie. »Du tust so schon mehr als genug. Charlotte und ich können uns wunderbar selbst unterhalten.«
    »Ich tu’s ja gerne, Duncan«, sagte Erika, und er konnte an ihrer Stimme hören, dass sie es ehrlich meinte.
    Nachdem sie alle Einzelheiten geklärt hatten und Duncan die Jungs auf den kurzen Fußmarsch über die Lansdowne Road zum Arundel Crescent geschickt hatte, begann er zu überlegen, was er und Charlotte eigentlich mit dem Rest des Tages anfangen sollten.
    Das Kitchen and Pantry lockte, doch er sagte sich, dass das Café an einem Samstag proppenvoll mit Touristen und Marktbesuchern sein würde.
    Dann kam ihm der Gedanke, dass dies eine ideale Gelegenheit für einen dringenden Besuch wäre, den er schon zu lange vor sich herschob. Er wählte eine Nummer, die er in seinem Handy gespeichert hatte. »Louise, hier ist Duncan. Könnte ich heute mit Charlotte bei dir vorbeischauen? Es gibt da ein paar Dinge, die wir besprechen müssen.«
    Um elf Uhr stand Andy am Bordstein vor seiner Wohnung am Hanway Place, den Koffer mit seiner Strat in der Hand, und wartete auf Tams silberfarbenen Mini Cooper.
    Wegen der Gitarre hatte er lange hin und her überlegt. Er hatte verschiedene Instrumente für unterschiedliche Sounds, und wenn er wusste, was er bei einer Session spielen würde, wählte er die Gitarre entsprechend aus. Aber heute hatte er keinen blassen Schimmer, und die Fender Stratocaster war nicht nur seine älteste E-Gitarre, sondern auch sein Lieblingsinstrument. Und wenn er ganz ehrlich war, dann war die Strat so etwas wie seine zweite Haut – er hatte fast schon das Gefühl, mit der Gitarre verwachsen zu sein.
    Sein Lieblingsverstärker stand allerdings noch in Georges Bus. Er hatte George fragen wollen, ob er sich heute Morgen den Bus ausleihen könne, aber nach dem gestrigen Gig war die Atmosphäre zwischen ihnen so frostig gewesen, dass er auf Tams Angebot eingegangen war, ihn nach Hause zu bringen. Anschließend hatten sie ausgemacht, dass Tam ihn heute nach Crystal Palace fahren würde.
    Tam hatte ihn wegen des Verstärkers beruhigt. »Die haben sicher jede Menge Equipment dort im Studio, und du würdest deinen Marshall bestimmt nicht diese Treppe raufschleppen wollen, glaub’s mir, Jungchen.«
    Und Andy hatte keine Wahl gehabt.
    Er spähte die enge Straße hinunter, während er den Gitarrenkoffer in die linke Hand nahm und die Finger der rechten beugte und streckte. Die Knöchel waren ein wenig blau und geschwollen, aber er hatte Tams Rat befolgt und die Hand gekühlt und hochgelegt, sobald er am Abend in die Wohnung zurückgekehrt war. Heute Morgen hatte er ein bisschen geübt, und obwohl es wehtat, schien sein Spiel nicht beeinträchtigt zu sein.
    Aber er wollte nicht über die

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