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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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volltönenden Akkord, und Stille trat ein. Die Spannung wich aus dem Raum wie die Luft aus einem Ballon.
    Der kleine Mann stieß einen begeisterten Juchzer aus und lief auf den Gitarristen zu, um ihm kräftig auf die Schulter zu klopfen. Der so Beglückwünschte grinste, hob den Kopf und erblickte Melody.
    Sein Grinsen erstarrte, und seine Miene wurde mit einem Mal verschlossen. Sie glaubte zu erkennen, dass seine Augen blau waren, wenngleich sein schwarzes T-Shirt sie dunkler erscheinen ließ. Und die Knöchel seiner rechten Hand, die noch auf dem Korpus der Gitarre ruhte, waren blau und geschwollen. Kein Zweifel – das war der Gitarrist, den Reg beschrieben hatte.
    »Hallo«, sagte die junge Frau mit freundlichem Interesse. »Brauchst du den Raum? Ich fürchte, wir haben ein bisschen überzogen.«
    Die beiden älteren Männer drehten sich zu ihr um und betrachteten sie ein wenig irritiert. Melody konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand weniger nach einer Musikerin aussehen könnte, die einen Proberaum brauchte, als sie in ihrem maßgeschneiderten Hosenanzug und ihrer feinen Jacke. Sie ging auf die Gruppe zu, wobei ihre Absätze auf dem harten Boden wie Schüsse knallten, und blieb vor dem Gitarristen stehen.
    »Ich bin Detective Sergeant Melody Talbot«, sagte sie und zog ihren Dienstausweis aus der Handtasche. »Der Barmann im White Stag sagte mir, dass ich Sie hier finden könnte. Wenn Sie vielleicht einen Moment Zeit hätten – Verzeihung, aber ich weiß nicht, wie Sie heißen«, fügte sie hastig hinzu und kam sich dabei ziemlich idiotisch vor.
    »Hör mal, Mädel«, brauste der kleine Mann auf, der dem Akzent nach tatsächlich Schotte war, »siehst du nicht, dass wir mitten in einer Aufnahmesession sind?«
    »Tam«, schaltete sich der Gitarrist mit ruhiger Stimme ein. »Ich glaube nicht, dass es so eine tolle Idee ist, einen Detective Sergeant ›Mädel‹ zu nennen. Am Ende legt sie dir noch Handschellen an. Ich heiße Andy«, fügte er hinzu und erwiderte Melodys Blick. »Andy Monahan. Was kann ich für Sie tun?«
    »Es geht um einen Vorfall im Pub gestern Abend.« Melody bemerkte, dass die Miene der Sängerin Neugier verriet, die des Schotten dagegen Argwohn. »Können wir uns irgendwo unterhalten?«, fragte sie Monahan. Sie dachte sich, dass er ohne Zuhörer vielleicht mitteilsamer wäre.
    »Nein, das ist schon in Ordnung«, antwortete er, doch erst nach einem raschen Blick zu dem Schotten. »Das ist mein Manager …«
    »Mick Moran. Aber alle nennen mich Tam.« Tam ergriff Melodys Hand und schüttelte sie kräftig.
    »Caleb Hart«, stellte sich der Bärtige vor. »Reg vom White Stag ist ein Freund von mir. Ich habe ihm erzählt, dass wir heute hier eine Aufnahmesession haben.«
    »Sie sind der Produzent?«, fragte Melody.
    Hart nickte. »Und das ist Poppy Jones.«
    »Poppy«, wiederholte Melody und ergriff die Hand, die das Mädchen ihr hinhielt. »Schöner Name für eine Sängerin.« Sie sah jetzt, dass die junge Frau ein wenig älter war, als sie zunächst angenommen hatte, was Poppy auch sogleich bestätigte, indem sie sagte: »Wird auch Zeit, dass er mal für irgendetwas gut ist. Ich verfluche meine Eltern seit zwanzig Jahren dafür.« Ihr Akzent verriet, dass sie wie Melody – und im Gegensatz zu Andy Monahan – der gebildeten Mittelschicht entstammte.
    »Und worum geht es nun eigentlich?«, fragte Monahan und machte damit klar, dass der Austausch von Nettigkeiten damit beendet war.
    Melody steckte ihren Dienstausweis wieder ein, was ihr einen Moment Zeit gab, sich ihre Erwiderung zurechtzulegen. »Wir ermitteln in einem ungeklärten Todesfall – ein Mann wurde heute Morgen im Belvedere Hotel aufgefunden. Der Barkeeper vom White Stag hat ausgesagt, dass Sie gestern Abend im Pub eine Auseinandersetzung mit diesem Herrn gehabt hätten.«
    Sie sah, wie der Schock in Monahans Augen aufblitzte und er die Finger der rechten Hand krampfhaft zur Faust ballte.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, begann er, aber Tam schüttelte bereits den Kopf.
    »Eine Auseinandersetzung?«, wiederholte er mit übertriebener Betonung. »Nennen Sie es so, wenn so ein aufgeblasener alter Knacker sich darüber beschwert, dass der Junge hier einen kleinen Streit mit einem Gast hatte? Ist er der Tote?«
    »Der aufgeblasene alte Knacker hieß Vincent Arnott. Und der Barkeeper sagt, er habe Mr Monahan zurechtgewiesen, weil er jemanden geschlagen hatte. Für mich ist das mehr als nur ein kleiner Streit.« Sie richtete

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