Wer Böses Tut
lassen dürfen, bei euch mitzumischen. Wir hatten unsere Chance, als Alan noch lebte, und es war vorbei, nachdem bei der Überprüfung nichts rausgekommen ist. Sinnlos, die Toten zu wecken.«
Er zog eine Grimasse und schloss die Augen, als wollte er das alles ausblenden.
Wie lange würde es dauern, bis er wieder normal war? Bis man über eine kurze, irrtümliche Ehe hinweg war? Das war es, was eigentlich an ihm nagte, nicht Tartaglia, obwohl Turner das niemals zugeben würde. Er projizierte seine Wut lieber auf Tartaglia, als das Gesicht zu verlieren und den wahren Grund zuzugeben. Nina. Diese Frau war für vieles verantwortlich.
Sie hatte sie erst am vergangenen Tag zusammen mit Karen Feeney in einem der Cafés an der High Street in Barnes ein Sandwich essen sehen. Die beiden Frauen hatten zusammen am Fenster am Tresen gesessen und waren so in ihr Gespräch vertieft gewesen, dass Donovan hineinging und einen Kaffee bestellte, ohne dass eine der beiden aufsah und sie bemerkte. Nina hatte den Ellbogen auf dem Tresen aufgestützt und mit der Hand halb ihr Gesicht verdeckt. Sie hatte angespannt gewirkt und ausgesehen, als hätte sie geweint. Donovan hatte versucht
zu verstehen, worüber sie redeten, doch es war zu laut gewesen, aber sie hatte definitiv mehrmals Turners Vornamen aufgeschnappt. Donovan hatte sich gefragt, ob Nina wohl wusste, in was für einem Zustand er war, oder ob es sie interessierte, und wäre beinahe hinübergegangen, um sie darauf anzusprechen. Aber wozu sollte das gut sein? Sie kannte Nina kaum und hatte kein Recht, sich einzumischen.
Später hatte sie Karen danach gefragt, und obwohl Karen nicht zu viel preisgeben wollte, hatte sie doch erzählt, dass Nina sehr aufgewühlt war. Als Donovan fragte warum, wenn sie doch diejenige war, die ihn verlassen hatte und die offensichtlich jemand anderen hatte, antwortete Karen, dass das nicht stimmte. Sie sei nur gegangen, weil er sie unglücklich machte und sie hoffte, es würde ihn zur Vernunft bringen.
»Sie hat keinen anderen«, hatte Karen hinzugefügt. »Das denkt sich Simon alles aus.«
»Warum sollte er das tun?«, hatte Donovan gefragt.
»Weil er auf Mitleid aus ist, nehme ich an«, hatte Karen mit einem vielsagenden Blick geantwortet, sodass Donovan nicht weiter gefragt hatte.Tratsch im Büro über Simon und sie war das Letzte, was sie gebrauchen konnte, obwohl sie seiner Version der Ereignisse viel eher Gauben schenken würde als Ninas.
Claire steckte den Kopf zur Tür herein. Sie trug eine Schürze mit lauter rosafarbenen und roten Herzen darauf und schwenkte schelmisch drohend einen großen Kochlöffel in der Hand.
»Okay, ihr zwei. Das Essen ist fertig.« Claire sah von Donovan zu Turner. »Hier ist ja totale Begräbnisstimmung. Was ist los?«
Turner wurde verlegen und murmelte etwas.
Donovan stand auf. »Die Arbeit, sonst nichts.«
»Na dann, Kopf hoch«, sagte Claire lächelnd. »So schlimm ist das Leben nicht. Es ist Samstagabend, es gibt eine köstliche
Lasagne und zum Nachtisch Zitronenpudding mit Vanillesoße. Ich habe sogar Musik organisiert, damit wir feiern können.«
Turner rappelte sich hoch und schenkte ihr ein schwaches Lächeln. »Tut mir leid, aber ich bin heute Abend keine besonders gute Gesellschaft.«
»Keine Sorge«, sagte Claire fröhlich. »Du darfst über meine Kochversuche lachen. Das tun die meisten Leute.«
Dreiundzwanzig
Viktor Denisenko, Rachel Tenisons Lieblingsbarkeeper, lief in seinem kleinen Einzimmerapartment hin und her wie ein Tier im Käfig, was Karen Feeney ungewohnt nervös machte. Mit dem Rücken zur Tür beobachtete sie ihn und wartete darauf, dass er sich beruhigte.
Mit hängenden Armen und einem hilflosen Blick drehte er sich zu ihr um. »Ich habe sie nicht umgebracht, ich sage es Ihnen, ich habe sie nicht umgebracht.«
»Das haben wir doch alles schon besprochen«, sagte sie mit fester Stimme. »Wenn Ihr Alibi stimmt, müssen Sie sich keine Sorgen machen. Und jetzt setzen Sie sich bitte.«
Er schüttelte den Kopf, als glaubte er ihr nicht, tigerte weiter durch den Raum und murmelte in einer Sprache, die wie Russisch klang, vor sich hin. Es war kalt im Zimmer - eine Heizung schien es nicht zu geben -, trotzdem schwitzte er. Seine Größe und sein kräftiger Körperbau ließen den Raum noch kleiner wirken. Er trug Jeans, alte Turnschuhe und ein ausgeleiertes Sweatshirt, war Ende zwanzig und hatte sehr kurze, blond gefärbte Haare und einen dunklen Dreitagebart. Er
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