Wer Böses Tut
sagt, sie will mich nicht. Sie schickt mich weg, wie Müll. Also gehe ich weg.« Er richtete sich auf, die Hände auf den Knien, nahm die Schultern zurück und sah sie stolz an. »Ich liebe sie noch, aber ich versuche zu vergessen. Das ist besser so.«
»Aber Sie mögen sie immer noch? Habe ich Recht?«
Er nickte.
»Waren Sie eifersüchtig, als Sie sie mit diesem Mann gesehen haben? Waren Sie wütend?«
Denisenko begegnete ihrem Blick mit grimmigen, feuchten Augen. »Missus Detective Constable, Sie machen Fehler. Ich töte keine Frau, weil ich wütend bin. In diesem Land, ich mache Straßen sauber, ich leere Mülltonnen und ich arbeite in Bars, weil ich kein Geld habe. Alles Geld ich schicke nach Hause zu meiner Mutter. Aber da, wo ich herkomme, bin ich gebildeter Mann. In Kiew, ich studiere Geschichte und Politik. Ich bin
nicht primitiv. Ich bin kein Tier. Ja, ich bin eifersüchtig, als ich sie sehe mit diesem Mann. Aber ich töte sie nicht.«
»Ist das der Mann, mit dem Sie sie gesehen haben?«, fragte Feeney, holte eine Kopie des Phantombildes von dem Mann, der mit ihr im La Girolle gesehen wurde, aus ihrer Tasche und reichte sie ihm.
Denisenko betrachtete es und nickte langsam. »Kann sein. Kann sein, er ist es. Wenn er Stella tötet, Sie finden ihn, ja?«
»Wie hat er bezahlt?«, fragte Feeney.
»Er benutzt Kreditkarte.«
»Wir brauchen die Einzelheiten der Karte aus der Bar, damit wir ihn finden können.«
Denisenko lächelte schwach. »Nicht nötig. Als sie bezahlen, ich sage Micky, ich bin krank. Ich muss nach Hause gehen. Ich warte, bis sie gehen …« Er hielt inne und schaute zu Boden.
»Sie waren aufgebracht?«
Denisenko nickte und biss sich fest auf die Lippe. »Ich will wissen, wer ist dieser Mann.«
»Sind Sie ihnen gefolgt?«
»Ja. Ich folge ihnen.«
»Und?«
»Ich kenne den Namen dieses Mannes. Ich weiß, wo er wohnt.«
Vierundzwanzig
»Kommt Ihnen irgendeins der Gesichter bekannt vor?«, fragte Tartaglia. »Ist einer davon der Mann, den Sie im Holland Park gesehen haben?«
Liz betrachtete die vier großen Farbfotografien eine nach der anderen und ließ sich Zeit dabei, in der Hoffnung, dass ihr zu einem von ihnen etwas einfallen würde. Jeder der Männer war attraktiv und jung, ungefähr Ende zwanzig oder Anfang dreißig, und mit Sicherheit jünger als Rachel. Einer hatte dunkle Haare, drei waren blond in unterschiedlichen Abstufungen, nicht dass das eine Rolle spielte. Sie hatte keinen von ihnen je mit Rachel zusammen gesehen.
Nach einer Weile schüttelte sie seufzend den Kopf. »Es tut mir leid, ich erkenne keinen.«
Sie saßen einander gegenüber an einem Tisch in einem kleinen Restaurant Ecke Portobello Road und Westbourne Grove, einen Block von der Wohnung ihres Bruders entfernt. Der Besitzer war Italiener und schenkte ausschließlich italienische Weine aus, wozu er eine kleine Auswahl an guten, einfachen Gerichten servierte. Weder sie noch Tartaglia waren besonders hungrig und hatten sich eine Portion Tagliata di manzo mit Rucolasalat geteilt und inzwischen eine Flasche guten Barolo, auf die Tartaglia bestanden hatte, zur Hälfte geleert. Die Bar war eines ihrer Lieblingslokale und ihr Vorschlag gewesen, in der Hoffnung, dass es Tartaglia dort gefallen würde und er ein wenig lockerer werden und ihr mehr über den Fall erzählen würde. Doch bis jetzt hatte er nichts preisgegeben.
Sie gab ihm die Fotos zurück. »Wer sind sie?«
»Männer, mit denen Rachel sich im vergangenen Jahr öfter getroffen hat.«
Sie lächelte. Seine Diskretion amüsierte sie. »Mit denen sie geschlafen hat, meinen Sie. Sie müssen keine Rücksicht auf meine Gefühle nehmen. Es schockiert mich nicht. Hat sie sie alle in einer Bar aufgegabelt?«
Er nickte. »Und sie haben für die Tatzeit alle ein Alibi, aber ich wollte wissen, ob einer von ihnen der Mann gewesen sein könnte, den Sie im Park gesehen haben.«
Sie dachte wieder an den Strauß dunkelroter Rosen, der auf der Erde in der Einfriedung gelegen hatte, und an die Gefühle, die diese simple Geste ausdrückte. Die Blumen welkten jetzt in irgendeinem Polizeilabor, wo sie auf weiß Gott was alles untersucht wurden. Aber wenigstens schien Rachel irgendjemandem etwas zu bedeuten. Sie fragte sich, ob Rachel auf einen der Männer eine solche Wirkung gehabt hatte, ob sie ihnen überhaupt etwas bedeutet hatte.
»Es ist komisch, aber das ganze Zeug, was Sie mir über Rachel erzählt haben, geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich
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