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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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andere gnadenlos ausnutzend. Was konnten sie gemeinsam haben?
    Müde, weil er schon den ganzen Morgen in dem engen Büro hockte, stand er auf und streckte sich. Sein Blick erfasste den kläglichen Anblick von drei halb leeren Bechern mit kaltem Kaffee auf seinem Schreibtisch, einen für jede Stunde, die er hier schon saß. Er beschloss, sich wenigstens die Beine zu vertreten, sammelte die Becher ein und ging durch den Flur in die Büroküche. Der Raum, ein ehemaliger Lagerraum, war klein und fensterlos, und obwohl er in der Regel sauber und ordentlich war, hing immer ein schaler, unangenehmer Geruch in der Luft. Er mied die Küche, wann immer es ging.
    Er räumte die Becher in die Spülmaschine, stellte beinahe ohne nachzudenken den Wasserkocher an und löffelte eine weitere Portion Pulverkaffee in einen sauberen Becher aus dem Schrank. Während er darauf wartete, dass das Wasser kochte, überlegte er, ob er sich nicht vielleicht doch lieber aufraffen und hinausgehen sollte, um einen richtigen Cappuccino zu trinken. Er war mit gutem italienischem Kaffee groß geworden und hatte sich nie an den Geschmack von löslichem Kaffee gewöhnt, doch er hatte noch so viel zu tun, dass er sich jetzt damit zufriedengeben musste.

    Als das Wasser kochte, steckte Dave Wightman den Kopf zur Tür herein.
    »Ich bin so weit, Sir«, sagte er fröhlich. »Soll ich es in Ihrem Zimmer aufbauen?«
    Dafür, dass er so wenig geschlafen hatte, sah Wightman ungewöhnlich frisch aus. Es war ihm gelungen, aus dem Archiv die Kopien von Broadbents gesamter Fotosammlung zu organisieren, die während Giffords Ermittlungen angefertigt worden waren. Die Dateien enthielten Abertausende von Bilddateien, die vom Zeitpunkt des Mordes an Watson zwei Jahre zurückreichten. Wightman hatte sie alle auf einen Laptop geladen und sich die letzten vierundzwanzig Stunden damit beschäftigt, sie chronologisch zu ordnen.
    »Nehmen Sie doch Garys Schreibtisch«, sagte Tartaglia und füllte den Becher mit Wasser auf. »Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Wightman verschwand, und Tartaglia fügte noch einen extra Löffel Kaffee hinzu, um das Gebräu stärker zu machen. Nur noch ein paar Tropfen Milch, und Tartaglia war zufrieden mit der Farbe und trug den Becher in sein Büro, wo Wightman bereits an dem leeren Schreibtisch von Gary Jones am Fenster saß, den Laptop aufgeklappt vor sich.
    Tartaglia zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Er starrte auf den Bildschirm, der von oben bis unten voller Fotos war, immer acht in einer Reihe und keines größer als ein Daumennagel - also gerade groß genug, um einen Eindruck zu vermitteln, aber auch nicht mehr.
    »Und die hat alle Broadbent gemacht?«, fragte Tartaglia.
    »Ja. Es gibt ein paar Schnappschüsse, die mit dem Handy aufgenommen wurden, aber meistens benutzt er durchweg zwei Kameras, eine professionelle Nikon mit einem großen Teleobjektiv, und eine Canon Ixus 55.«
    »Was ist das?«

    »Das ist eine kleine Kompaktkamera. Das Teleobjektiv ist nicht annährend so stark wie das der Nikon, aber sie ist ein ganzes Stück diskreter und handlicher. Ich habe alle Fotos entfernt, die nach dem Mord an Watson gemacht wurden, um die Sache zu erleichtern, und den Rest nach Datum in unterschiedliche Ordner gepackt.«
    »Ich kann überhaupt nichts erkennen«, sagte Tartaglia.
    »Ich mache sie gleich größer. Welches Zeitfenster möchten Sie sehen?«
    »Fangen wir so nah wie möglich bei dem Datum des Mordes an, und arbeiten wir uns langsam zurück.«
    »Gut.« Wightman scrollte auf dem Bildschirm nach oben. Die Ordner waren am linken Rand aufgereiht, und als Wightman einen von ihnen anklickte, öffnete sich eine Serie von Bildern. »Diese hier wurden an dem Tag gemacht, an dem Watson starb«, sagte er. »Die ersten sind aus der Oxford Street. Dort hat er, der Uhrzeit auf den Bildern zufolge, einige Stunden verbracht. Dann folgt eine Serie in einem Bus, weiter geht es in einer anderen Straße, vielleicht in einem Vorort, allerdings konnte ich nirgends einen Straßennamen entdecken.«
    Er klickte auf das oberste Bild und vergrößerte es; ein dicht bevölkerter Bürgersteig tauchte auf, Menschen in Mänteln und Schals, Einkaufstüten in den Händen, manche liefen, manche standen vor dem Schaufenster eines großen, exklusiv aussehenden Geschäfts. Es war ein heller, sonniger Wintertag, und die Qualität der Bilder war gut. Tartaglia überflog die Gesichter, doch niemand kam ihm bekannt vor.
    »Die hier sind vor Selfridges

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