Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
Vom Netzwerk:
Stupsnase und den blauen Augen wirkte er, als sei er unfähig, irgendetwas Böses zu tun - eher würde er eine Katze retten, die auf einem Baum festsaß, oder alten Damen über die Straße helfen als mit roher Gewalt Frauen missbrauchen, quälen und ermorden. Wie er da in sich zusammengesunken auf dem Stuhl saß, in der zerrissenen, mit Farbe bekleckerten Jeans, der Fleecejacke und den schmutzigen Turnschuhen, sah er aus wie jeder andere junge Student. Es war kaum vorstellbar, dass dieser Mann ihn und Turner vor einigen Stunden mit einem Messer bedroht hatte.

    Jennings’ Anwalt, Andrew Harrison, war ein großer, knochiger Mann in einem schlecht sitzenden Anzug, einer Fülle fettiger schwarzer Haare und einer dicken Brille. Er saß neben Jennings, spielte mit seinem Kugelschreiber und ließ Jennings die meisten Fragen allein beantworten. Der kam gut ohne ihn zurecht, und Donovan und Pindar kamen keinen Schritt weiter. Was sie ihm auch an den Kopf warfen, er schlug sofort zurück. Er war unschuldig, er hatte Watson nicht ermordet, und nichts würde ihn dazu bringen, etwas anders zu sagen.
    Es sah so aus, als würde es eine lange Nacht werden, und Tartaglia fragte sich, wie er das überleben sollte. In dem kleinen Raum war es erdrückend heiß, und die Luft war so trocken, dass seine Kehle ganz rau war. Er und Turner hatten Jacketts und Krawatten abgelegt und die Ärmel hochgekrempelt, aber auch das nützte nichts. Der Schweiß lief ihm in den Nacken, und sein Hemd fühlte sich an Schultern und Armen so eng an, als wäre es plötzlich eingelaufen. Er konnte den schwachen Duft von Steeles zitronigem Parfum riechen, obwohl er beinahe völlig von dem beißenden Gestank nach Rauch geschluckt wurde, der Turner wie eine Wolke umgab. Einmal hatte sich Turner schon unter einem Vorwand nach draußen verzogen und war nach Rauch stinkend wieder hereingekommen. Tartaglia war überrascht, dass Steele es nicht bemerkt hatte, aber ihrer schleppenden, näselnden Sprache nach hatte sie eine verstopfte Nase. Sie saß bibbernd neben ihm, ihr Gesicht war noch blasser als sonst, sie hatte den Mantel wie eine Decke eng um sich gezogen und einen eisblauen Schal mehrmals um den Hals gewickelt. Eine große Flasche Mineralwasser stand neben ihr, an der sie sporadisch nippte, und sie hatte darauf bestanden, dass das Fenster geschlossen blieb.
    »Jennings ist gut, wie?«, sagte Turner und schaute abwechselnd Tartaglia und Steele an. »Das ist genau der gleiche Mist,
den er beim letzten Mal erzählt hat. Als könnte er kein Wässerchen trüben. Wir haben ihm damals hundertmal dieselben Fragen gestellt, aber es war immer wieder die gleiche verdammte Leier.«
    »Tja, der Erfolg scheint ihm Recht zu geben«, sagte Tartaglia und musste wieder daran denken, dass er noch vor wenigen Stunden einem ganz anderen Jennings gegenübergestanden hatte, einem, dem echter Wahnsinn in den Augen stand. Hätte man das doch filmen und den Geschworenen vorspielen können, oder demjenigen, der Jennings’ Beschwerde wegen der Festnahme und der Verletzung bearbeitete.
    »Er ist ein richtiger kleiner Pfadfinder«, sagte Turner beißend. »Steck ihn in einen Anzug, binde ihm eine Krawatte um und putz ihn ein wenig heraus, und jedes weibliche Mitglied der Geschworenen will ihn entweder bemuttern oder vögeln.«
    »Wie es jetzt aussieht,wird es erst gar nicht so weit kommen«, sagte Steele bedauernd und sah mit verquollenen, rot geränderten Augen kurz Tartaglia und Turner an. Sie hustete trocken, holte ein Päckchen Papiertaschentücher aus ihrer Handtasche und putzte sich kräftig die Nase. »Ich sehe nicht, dass Jennings irgendetwas zugibt. Wir müssen etwas anderes finden.«
    »Ich habe hier Ihre Aussage vom letzten Mal«, fuhr Pindar mit seiner tiefen, monotonen Stimme fort. » Sie haben gesagt , dass Sie Catherine Watson außerhalb der Universität nie getroffen haben. Sie haben gesagt , dass Sie nie in der Nähe ihrer Wohnung waren. Und trotzdem finden wir Fotos, die Sie beide zusammen zeigen, und zwar zwei Tage vor ihrem Tod. Sie und Watson in einem Café, nur fünf Minuten von ihrer Wohnung entfernt. Sie sitzen sogar mit ihr an einem Tisch.«
    »Ich sage Ihnen, ich wusste nicht, wo sie wohnt«, sagte Jennings und wurde laut. »Ich muss sie zufällig getroffen haben. So muss es gewesen sein.«

    »So sieht das für mich nicht aus. Sie warten schon auf sie, als sie hereinkommt. Sie geht direkt zu Ihnen und setzt sich hin. Was sagen Sie dazu?«
    »Ich war nur

Weitere Kostenlose Bücher