Wer Böses Tut
aller Beweise bestand er immer noch darauf, dass er unschuldig sei, und schob jetzt alles Daz Manzara in die Schuhe. Er war so überzeugend, dass sie beinahe bereit gewesen wäre, ihm zu glauben, hätte sie nicht den Inhalt des Koffers gesehen
oder von Heather Williams gehört. Aber er konnte lügen, soviel er wollte. Der Fingerabdruck und hoffentlich seine DNS, zusammen mit dem Foto und Catherine Watsons blutverschmierter Unterwäsche, bewiesen eindeutig, dass er in ihrer Wohnung gewesen war. Das Einzige, was sich bisher nicht nachweisen ließ, war ein Zusammenhang mit dem Mord im Holland Park.
Sie räumte die letzten Sachen in den Schrank und wollte sich gerade hinsetzen und ihr Glas Wein genießen, als sie ihr Handy klingeln hörte. Sie rannte in den Flur, wühlte in ihrer Handtasche nach dem Telefon und fand es gerade noch rechtzeitig, ehe sich die Mailbox einschaltete.
»Gut, dass ich dich erwische«, sagte Feeney. »Ich habe eine Nachricht für Nick, aber er ist im Moment noch mit Mark unterwegs, und ich kann ihn nicht erreichen. Sie klingt wichtig, sonst würde ich dich nicht stören.«
»Von wem ist sie?«
»Von der Frau, die früher in der Greville-Tenison-Galerie gearbeitet hat. Sie hat vor einer Stunde angerufen. Ihr Name ist Amanda Wade. Anscheinend hat Nick mit ihren Eltern gesprochen, und die haben sie erreicht und ihr ausgerichtet, dass wir mit ihr sprechen wollen.«
»Wo ist sie?«
»Sie hilft für eine Woche auf irgendeiner Kunstmesse in New York aus. Willst du sie anrufen, oder soll ich es tun?«
»Ich kümmere mich drum«, antwortete Donovan. »Weiß sie, was mit Rachel Tenison passiert ist?«
»Sie hat es wohl gerade erst gehört und klang ziemlich durcheinander.« Donovan schrieb die Nummer, die Feeney ihr gab, auf die Rückseite eines Umschlags, der auf dem Tisch lag.
»Ich versuche es gleich.«
Donovan legte auf und wählte die Nummer, doch als sie durchkam, antwortete ein Mann und sagte, Amanda sei gerade
in einer anderen Halle. Sie hinterließ eine Nachricht mit ihrer Handynummer und der Bitte, Amanda auszurichten, sie solle zurückrufen, dann nahm sie die ungeöffnete Post und das Handy mit in die Küche, setzte sich an den Tisch und begann, die Umschläge durchzusehen. Unter den üblichen Rechnungen und Werbesendungen entdeckte sie einen Umschlag, auf dem nur ihr Name stand. Anscheinend hatte ihn jemand persönlich eingeworfen, denn es gab weder eine Briefmarke noch eine Adresse. Sie öffnete ihn und nahm eine Postkarte heraus:
Liebe Sam, danke für das wunderbare Essen am Samstag - bitte sag auch Claire vielen Dank - und dafür, dass du mich und meine Schwierigkeiten ertragen hast. Es wird wieder besser werden. Nur dass du es weißt: Ich nehme dich beim Wort, ob du willst oder nicht!
Alles Liebe, Simon xx
P. S.: Mir ist eingefallen, dass du in der Nähe von Richmond aufgewachsen bist, und ich dachte, die Karte gefällt dir vielleicht.
Das Bild auf der Vorderseite kam ihr irgendwie bekannt vor. Der Beschreibung auf der Rückseite entnahm sie, dass es sich um den »Blick auf die Themse vom Richmond Hill« von William Turner handelte; die Ansicht hatte sich in den letzten zwei Jahrhunderten kaum verändert. Sie betrachtete die hübsche, friedliche, sonnenüberflutete Landschaft mit den grasenden Kühen im Vordergrund und dem Fluss, der sich schlängelnd im diesigen Horizont verlor. An irgendetwas erinnerte die Karte sie. Simon war wirklich sehr aufmerksam, obwohl sie sich nicht entsinnen konnte, ihm erzählt zu haben, wo sie aufgewachsen war.
Vielleicht hatte Claire irgendetwas gesagt. Jedenfalls klangen seine Worte optimistischer und fröhlicher als an dem Abend neulich. Seitdem hatte sie ihn kaum gesehen und so viel zu tun gehabt, dass sie kaum einen Gedanken an ihre Unterhaltung verschwendet hatte. Doch jetzt fragte sie sich, ob ihr Versprechen, mit ihm essen zu gehen, nicht voreilig gewesen war. Sie wollte ihm auf keinen Fall falsche Hoffnungen machen.
Sie überlegte hin und her, ob sie mit ihm reden sollte, als es an der Tür läutete. Widerwillig stand sie auf, um zu öffnen, in der Erwartung, dass es irgendjemand war, der für einen guten Zweck sammelte, denn wer sonst sollte um diese Tageszeit klingeln. Doch Simon Turner stand auf der obersten Stufe, eine Flasche Champagner schwenkend wie eine Trophäe.
»Simon - was machst du denn hier?«, fragte sie und gab sich Mühe, nicht allzu überrascht oder unfreundlich zu klingen.
Er schenkte ihr sein übliches
Weitere Kostenlose Bücher