Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
Vom Netzwerk:
musste eine andere Erklärung geben.
    »Sag mir, was los ist«, wiederholte er.
    »Ich weiß von dir und Rachel Tenison.« Sie sah, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg, wie sich die Muskeln anspannten, seine seltsam blassen Augen sich verengten.
    »Verstehe.« Er trank einen ordentlichen Schluck Champagner und stellte das Glas beiseite. Dann holte er eine Packung Zigaretten aus seiner Brusttasche, zündete sich eine an und betrachtete sie nachdenklich. »Du bist wirklich ein sehr kluges Mädchen, Miss Donovan. Aber ich weiß trotzdem nicht, wie du es herausgefunden hast. Willst du es mir nicht erzählen?«
    Sein Tonfall war schon fast blasiert, und das erschütterte sie. Wenigstens hatte er nicht versucht, es abzustreiten. Sie dachte daran, was er erst vor zwei Monaten auf die Postkarte an Rachel Tenison geschrieben hatte, an die verzweifelten und hoffnungslosen
Worte. Ich sehe dein Gesicht überall und kann nicht aufhören, an dich zu denken. Warum gehst du nicht ans Telefon?
    »Du hast sie geliebt, habe ich Recht?«
    Er blies eine Rauchwolke in die Luft. »Ja. Sehr. Warum? Ist das wichtig?«
    »Himmel, Simon«, rief sie. »Natürlich ist das wichtig, verdammt noch mal. Was ist passiert?«
    Er seufzte und zog sich einen Stuhl verkehrt herum heran, setzte sich rittlings darauf und stützte die Arme auf die Lehne. »Das ist ziemlich einfach. Zu Hause lief es nicht so gut. Ich will jetzt nicht ins Detail gehen. Aber du kannst es dir wahrscheinlich vorstellen …« Er sah, nach Bestätigung suchend, zu ihr auf, doch sie starrte ihn einfach nur an. Wieder seufzte er tief. »Also, ich habe eines Abends jemanden in Notting Hill vernommen, wegen irgendeinem Fall, an dem ich gerade arbeitete. Als ich endlich fertig war, war es schon spät, und ich war hundemüde. Wie meistens wollte ich nicht gleich nach Hause gehen - wollte Nina nicht sehen, wenn ich ehrlich bin. Also bin ich was trinken gegangen. Auf dem Weg zur U-Bahn war ein Pub, und da bin ich reingegangen. Rachel saß an der Bar, wir kamen ins Gespräch und hatten ein paar Drinks.«
    Stirnrunzelnd zog er an seiner Zigarette, als wäre die Erinnerung schmerzlich. »Erstaunlich, wie leicht es ist, mit einem völlig Fremden zu reden«, fuhr er nach einer Weile fort. »Besonders, wenn man ein bisschen fertig und depressiv ist. Alle sind dann viel zugänglicher, und sie war hübsch. Wirklich sehr hübsch. Sie trug so ein eng anliegendes schwarzes Top … ja, sie sah richtig gut aus. Und sie roch auch so gut, immer nach demselben Parfum. So süß, nach irgendwelchen Blumen. Hab ich hinterher immer noch in meinen Kleidern gerochen. Wie auch immer, sie hörte mir zu. Ich war einsam und sie wahrscheinlich auch. Den Rest kannst du dir denken.«

    »Herrgott, das klingt alles so einfach.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Eigentlich nicht. Ich habe, wie immer, nicht nachgedacht. Am Anfang wollte ich mich wahrscheinlich nur von all dem Ärger zu Hause ablenken. Mal was anderes, wenn du so willst. Was den Tag heller macht.«
    »War das alles?«
    Er schüttelte den Kopf. »Weißt du, zum ersten Mal seit Langem passierte etwas Spannendes, jemand interessierte sich für mich. Ich hatte nicht vor, mich drauf einzulassen. Kam völlig überraschend. Bevor ich wusste, wie mir geschah, steckte ich tief drin und hatte total die Kontrolle verloren. Ich war süchtig nach ihr. Richtig süchtig. Ich hätte alles für sie getan. Aber je mehr ich sie wollte, desto weniger wollte sie mich. So ist das manchmal.« Durch eine Rauchwolke sah er sie an.
    Sie konnte sich ihn genau vorstellen, getragen von einer Welle von Gefühlen, gefangen von ihrem Zauber, blind und taub gegen alle Zeichen, verzweifelt und hartnäckig, wo andere längst aufgegeben hätten.
    »Hat Nina dich deswegen verlassen?«
    »Nein. Sie weiß nichts von Rachel. Sie ist gegangen, weil sie mit sich selbst ins Reine kommen wollte, jedenfalls hat sie das gesagt. Wie ich dir schon erzählt habe, dachte ich, sie hat einen anderen.«
    Ihr fiel ein, was Karen Feeney gesagt hatte: ›Nina hat keinen anderen. Das denkt sich Simon alles aus.‹ Jetzt fragte sie sich, ob Turner sie über das, was zwischen ihm und Nina geschehen war, die ganze Zeit angelogen hatte und ob er auch jetzt log.
    Turner zog wieder an seiner Zigarette und stand auf. Er schob den Stuhl zur Seite und kam auf sie zu. »Hör mal, ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe. Ich weiß, dass es ein Fehler war, aber ich bezahle seitdem dafür. Himmel, sie hat mich

Weitere Kostenlose Bücher