Wer Böses Tut
»Sie baten um einen ruhigen Tisch, als sie reserviert haben. Das steht hier.« Er tippte auf die Seite vor sich.
»Haben Sie mit einem von beiden gesprochen, als sie kamen?«
»Ich habe die Reservierung abgehakt, wie Sie hier sehen können, dann führte ich die Dame zum Tisch. Als der Mann kam, ging er direkt zu ihr.«
»Haben Sie mit ihm gesprochen?«
»Nein.«
Tartaglia schaute zum Tisch Nummer sieben. Wenn Rachel Tenisons Begleiter mit dem Rücken zum Raum gesessen hatte,
war sein Gesicht von den anderen Tischen aus schlecht zu sehen gewesen.
Er wandte sich wieder an Charles. »Aber Sie haben Miss Tenison eindeutig gesehen?«
»Ganz sicher. Sie schaute in den Raum. Kaum war der Mann gekommen, ist er schon wieder aufgestanden und hinausgegangen. Ich sah ihn auf und ab gehen und in sein Mobiltelefon sprechen.«
»Aber es war eiskalt«, sagte Wightman überrascht.
»Wir gestatten die Benutzung im Restaurant nicht«, erklärte Charles mit bestimmter Stimme.
»Wer hat die Bestellung entgegengenommen?«, fragte Tartaglia.
»Das war ich, aber der Mann war draußen. Die junge Dame hat für ihn bestellt. Dann habe ich den Sommelier geschickt, damit sie den Wein bestellen konnte.«
»Und Sie sind sich ganz sicher, dass es Miss Tenison war?«
»Es besteht kein Zweifel«, sagte er lächelnd und strich sich mit der Hand über den feinen Flaum auf seiner Glatze. »Sie ist wunderschön, und ich vergesse nie ein Gesicht.«
»Haben Sie Miss Tenisons Begleiter früher schon einmal gesehen?«
Charles schüttelte den Kopf.
»Blieben sie lange?«
»Nein. Nicht sehr lange. Auch deswegen erinnere ich mich. Sie nahmen die Vorspeise und den Hauptgang. Ich bin mir nicht sicher, ob sie aufgegessen haben. Sie hatten eine Art … Meinungsverschiedenheit.«
»Sie haben gehört, wie sie sich gestritten haben?«
»Nein. Das Restaurant war voll, und es war sehr laut. Ich erinnere, dass die Dame aufstand und mich um ihren Mantel bat. Sie sah erregt aus, vielleicht wütend. Ich fragte sie, ob irgendetwas
mit dem Essen nicht in Ordnung sei, und sie sagte nein, dann ging sie. Ich erinnere mich, dass der Mann allein am Tisch saß, vielleicht wartete er, dass sie zurückkam. Wie ich schon sagte, wir hatten sehr viel zu tun, und als ich wieder hinschaute, vielleicht fünf Minuten später, war er verschwunden.«
»Um wie viel Uhr war das?«
»Um zehn, vielleicht zehn Uhr dreißig. Ich habe nicht auf die Uhr gesehen.«
»Wie haben sie bezahlt?«, fragte Wightman.
»Er hat Bargeld auf dem Tisch liegen lassen. Er war so in Eile, ich glaube, er hat nicht einmal nach der Rechnung gefragt, aber es war mehr als genug.«
»Haben Sie irgendein Gefühl für die Beziehung der beiden bekommen?«, fragte Tartaglia. »Würden Sie sagen, dass sie ein Liebespaar waren?«
Charles verzog das Gesicht. »Schwer zu sagen. Vielleicht hat er ihre Hand gehalten.« Er nickte langsam. »Ja, vielleicht hat er ihre Hand gehalten. Das ist mein Eindruck.«
»Woran können Sie sich bei dem Mann noch erinnern? War er groß oder klein? Dick oder dünn? Jung oder alt?«
»Eher groß vielleicht, aber er saß die meiste Zeit. Wie Sie, nicht dick«, sagte er mit einem schnellen Blick auf Tartaglias Umfang. »Vielleicht Ihr Alter, vielleicht auch älter. Manchmal ist es schwer zu sagen.«
»Gibt es noch irgendetwas, an das Sie sich erinnern?«
»Ich habe den Eindruck, er hatte dunkle Haare. Kurz, aber dicht. Nicht wie ich.« Er tätschelte seinen glänzenden Schädel.
»Wie dunkel? Meinen Sie schwarz?«
Charles legte den Kopf schief und musterte Tartaglia. »Sie haben das südländische Haar, das echte Schwarz. Er ist nicht so, denke ich. Ich würde sagen, braun, dunkelbraun vielleicht. Es sieht alles gleich aus in diesem Licht.«
Nachts sind alle Katzen grau, dachte Tartaglia. Aber dieser allgemeinen Beschreibung nach war wenigstens Richard Greville aus dem Spiel. »War der Mann Engländer?«
Charles zuckte mit den Achseln. »Entschuldigung, aber was ist heutzutage noch englisch? Ich bin Gascogner; ich kann es Ihnen nicht sagen. Das ist, als würden Sie einen Engländer fragen, ob er den Unterschied zwischen …« - er hielt inne und wedelte mit den Händen in der Luft herum, als wollte er die Worte aus der Luft pflücken, »… einem Trüffel und einem Stück Kohle kennt.«
Wightman setzte Tartaglia vor Rachels Wohnblock ab und fuhr weiter nach Barnes. Das Gebäude war nach wie vor abgeriegelt, und Tartaglia musste sich erneut ausweisen. Er
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