Wer Böses Tut
etwas trinken. Haben Sie herausgefunden, wer es war?«
»Wir setzen es Steinchen für Steinchen zusammen«, antwortete Tartaglia unverbindlich vom Sofa gegenüber. »Stört es Sie, wenn ich rauche?«
»Nur zu.«
Er holte die Schachtel aus der Tasche und zündete sich eine Zigarette an. Sie saßen im Wohnzimmer in der Wohnung ihres Bruders. Sie waren alle Räume in Rachels Wohnung durchgegangen, doch Liz hatte außer dem fehlenden Foto und der Postkarte nichts Interessantes entdeckt. Er hatte gespürt, dass die Situation für sie schwierig war, und vorgeschlagen, woanders weiterzureden. Er hatte noch weitere Fragen an sie und lieber ihre Einladung auf einen Drink angenommen, als sie mit ins Büro zu nehmen, wo sie vermutlich nicht so offen reden würde.
»Warum wollen Sie mir nicht sagen, was Sie herausgefunden haben?«, fragte sie. »Sie wollen doch, dass ich Ihnen helfe, oder?« Ihr Tonfall war vorwurfsvoll, und ihre Augen fixierten ihn, als könnte sie ihn irgendwie zwingen zu reden.
Er zog an seiner Zigarette und beschloss, ihr ein wenig zu sagen, vielleicht wurde sie dann redseliger. »Gut«, sagte er. »Ich will versuchen, ein bisschen offener zu Ihnen zu sein. Wir wissen, dass sie zwischen sieben und acht am Donnerstagabend mit jemandem namens Jonathan Bourne etwas getrunken hat.«
»Jonathan?«
»Sie kennen ihn?«
»Ja. Ja, ich kenne ihn.«
»Moment mal. Ich habe Ihnen vor ein paar Tagen erzählt,
dass jemand mit den Initialen JB bei ihr etwas getrunken hat. Warum haben Sie nichts gesagt?«
Sie schaute ihn verständnislos an. »Daran erinnere ich mich nicht.«
Er glaubte ihr nicht. Ihre Reaktion an jenem Morgen vor Augen, wusste er, dass die Initialen ihr etwas gesagt hatten. »Kommen Sie. Das können Sie besser.«
Sie zuckte mit den Achseln, als wäre es unwichtig. »Ehrlich, ich erinnere mich nicht. Und jede Menge Leute haben die Initialen JB.«
»Wie viele Leute kennen Sie?«
»Aber Jonathan ist der letzte Mensch …«
»Was wollen Sie damit sagen?«
Sie stellte das Glas ab. »Na ja, er und Rachel kamen nicht besonders gut miteinander aus. Das rührt noch aus der Zeit, als wir während des Studiums zusammengewohnt haben. Er ist schrecklich unordentlich, hat immer furchtbaren Krach gemacht, die Sachen von anderen genommen, ohne sie zu ersetzen. Sie wissen schon, solche Sachen, und inzwischen wissen Sie zweifellos, wie Rachel war. Er hat sie wirklich zur Weißglut gebracht, und die beiden hatten entsetzliche Streitereien. Ich stand immer zwischen den Stühlen und versuchte zu schlichten.«
»Ist er immer noch ein Freund von Ihnen?«
»Ja. Ein guter Freund.« Sie machte eine Pause. »Wissen Sie, warum sie sich getroffen haben? Hatte es etwas mit seinem Job zu tun?«
»Das hat er gesagt.«
»Aha.« Sie verschränkte die Arme, als wäre die Angelegenheit damit erledigt. »Hören Sie, Inspector, Jonathan ist genauso wenig ein Mörder wie ich. Oder stehe ich auch auf der Liste der Verdächtigen?«
»Wenn Sie eine Verdächtige wären, hätten wir nicht so ein gemütliches Schwätzchen.«
Sie lächelte. »Okay. Entschuldigung. Aber Sie können Jonathan nicht dafür verurteilen, dass er etwas mit Rachel getrunken hat. Sie wurde erst am nächsten Morgen umgebracht.«
Er inhalierte tief und ließ den Blick nicht von ihr, in dem Gefühl, dass sie ebenso sehr sich selbst wie auch ihn überzeugen wollte. »Nach dem Treffen mit Jonathan Bourne wurde Miss Tenison mit einem Mann beim Essen in einem Restaurant in Kensington gesehen. Jonathan Bourne behauptet, dass er das nicht war, aber wir sind uns nicht sicher, ob er die Wahrheit sagt.«
»Warum sollte er lügen?«, fragte sie leichthin.
Er bemerkte, dass sie weder überrascht noch neugierig war, als hätte sie eine Ahnung, wer der Mann war.
»Hören Sie, ich war ganz offen zu Ihnen. Jetzt müssen Sie mir reinen Wein einschenken. Ich will die Wahrheit, und ich würde sie lieber hier von Ihnen hören als auf dem Revier. Aber es ist Ihre Entscheidung.« Seinen Blick meidend, griff sie wieder nach ihrem Glas. »Sie wissen, dass Sie als Begünstigte in Rachels Testament stehen.«
»Ja. Patrick Tenison hat es mir gesagt.«
»Wissen Sie auch, dass sie vor ein paar Monaten beschloss, ihr Testament zu ändern? Dass sie Ihnen gar nichts hinterlassen wollte?«
Sie verschluckte sich und schlug sich die Hand vor den Mund. »Nein. Das hat er mir nicht erzählt, aber es überrascht mich nicht.« Sie räusperte sich, schluckte schwer und stellte das Glas
Weitere Kostenlose Bücher