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Wer Böses Tut

Wer Böses Tut

Titel: Wer Böses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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runder, mit einem Helm aus dichten, braunen Locken, die ein offenes, angenehmes Gesicht einrahmten. Donovan hatte, seit sie die Universität verlassen hatte, keinen Fuß mehr in irgendein akademisches
Gebäude gesetzt, und sie fühlte sich sofort in die schäbigen Gemächer ihrer Tutorin zurückversetzt. Sogar der Geruch war gleich: Eine Mischung aus kaltem Zigarettenrauch, Instantkaffee und staubigen Büchern.
    »Sie sagten, es sei ein Anhaltspunkt. Glauben Sie, es könnte etwas über den Mörder verraten?«, fragte Spicer, legte den Kopf ein wenig schief und schlug die Beine übereinander, wobei sie ein Paar sehr hochhackige, purpurrote Schuhe sehen ließ, deren Anblick Donovan ein Lächeln entlockte. Mochte Spicers Zimmer dem ihrer früheren Tutorin fast aufs Haar gleichen, sie selber war völlig anders als die abgetakelte Akademikerin, an die Donovan sich erinnerte.
    »Ja, oder möglicherweise über das Opfer. Wir sind uns einfach nicht sicher. Es kann genauso gut eine Finte sein.«
    »Also, dann sehen wir mal, wie wir helfen können«, sagte Spicer und warf geschäftsmäßig den Kopf zurück. »Der vollständige Name des Gedichtes ist Dolores, Notre-Dame des Sept Doleurs . Es bezieht sich natürlich auf die Jungfrau Maria, und wenn Sie möchten, können wir gleich über die Bedeutung und den Symbolismus sprechen. Was wissen Sie über Algernon Charles Swinburne?« Sie betonte jedes Wort ganz genau, als wäre es wichtig, seinen vollen Namen zu nennen.
    »Nicht besonders viel, fürchte ich. In den Kursen, die ich belegt habe, ist er nie aufgetaucht.«
    »Dann werde ich Ihnen zuerst einen kurzen Überblick geben. Wie Sie vielleicht wissen, war er ein Zeitgenosse der Präraffaeliten und in seiner Jugend ein ziemlich radikaler Charakter. Er war bisexuell, Alkoholiker und genoss die Wonnen des Flagellantismus, den er, wie viele junge Männer damals, in der Schule kennenlernte. Viele seiner Weggefährten betrachteten ihn als verdorben. Sein Werk ist schon lange aus der Mode gekommen, aber manchmal hat er etwas Geniales, jedenfalls in meinen Augen.
Das hier ist ohne Zweifel eines seiner schönsten Gedichte. Schade, dass er völlig überschnappte, als er älter wurde, aber tun wir das nicht alle?« Sie zuckte herablassend mit den Schultern.
    »Wann wurde das Gedicht geschrieben?«
    »Es wurde zum ersten Mal 1866 in einer Gedichtsammlung veröffentlicht und löste einen ordentlichen Skandal aus, da es darin hauptsächlich um Masochismus, Flagellantismus und Paganismus - also Heidentum - geht. Sie können sich vorstellen, wie das in einigen Kreisen aufgenommen wurde.« Professor Spicer tippte zur Bekräftigung mit ihren glänzend roten Fingernägeln auf die Seiten. »Aber ›Dolores‹ war so beliebt, dass es sich wie von selbst verbreitete, was eine Menge über die Viktorianer aussagt, finde ich. Natürlich hat es heute nicht mehr die Bedeutung, die es zu Swinburnes Zeiten hatte.«
    »Wer ist Dolores?«
    »Sie ist eine wunderschöne, grausame und lüsterne heidnische Göttin. Sie ist völlig gefühllos und unmenschlich.« Spicer setzte eine Lesebrille aus Schildpatt auf, die an ihrer Halskette baumelte, und überflog die Seiten. »Hören Sie sich das hier an«, sagte sie und hob eine Hand. »Er schreibt: O Leib nie von Lüsten zerrissen, Der nimmer sein Herz unterwarf , und er beschreibt sie als Herrin der Folter und tödlich Dolores , aber natürlich genießt er seine Schmerzen, ja, er schwelgt richtig darin. Schauen Sie sich die Zeilen 180 und 181 an: Leid schmolz hin in Tränen, war Freude, Tod netzt sich im Blut, war gefeit . Das sollte Ihnen einen Geschmack davon geben.« Sie lächelte Donovan über ihre Brille hinweg an.
    »Das tut es mit Sicherheit«, sagte Donovan und überlegte, wo die Verbindung zu Rachel Tenison war.
    »Ich will Ihnen noch einen Vers vorlesen.« Spicer blätterte schnell durch die Seiten, bis sie die Stelle gefunden hatte. »Hier ist es:
    Bei den Küssen in Blüte, zerrissen
Von Zähnen in knirschender Wut,
Bei den Lippen, versehrt und zerbissen,
Bis der Schaum sich vermischte mit Blut,
Bei den Händen, die flehn und gewähren,
Ich beschwör dich, gib Antwort, erschein,
Kehr wieder von deinen Altären,
O Herrin der Pein.
    Spicer schaute zu Donovan auf und klatschte enthusiastisch in die Hände. »Ist das nicht wunderbar? Es hat den Hauch einer echten schwarzen Messe - bezieht sich natürlich auf den Marquis de Sade.«
    »Es ist mit Sicherheit sehr bemerkenswert.«
    »Ja, aber abgesehen

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