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Wer braucht denn schon Liebe

Wer braucht denn schon Liebe

Titel: Wer braucht denn schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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Bargeld.
    »Ich möchte nicht, dass du meinetwegen leidest«, begann sie mitfühlend, brach jedoch ab, als sie das amüsierte Glitzern in seinen Augen bemerkte.
    »Zu pathetisch, meinst du?«, verschanzte sie sich hinter ihrer üblichen Maske aus Professionalität und Kaltschnäuzigkeit. »Nun, dann nimm deine Sachen und verzieh dich nach oben ins Büro. Einen Staub- Junkie kann ich im Keller nicht brauchen.« Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, zog sie das Buch, das er zuvor gelesen hatte, zu sich herüber, um mit der Suche nach ihrer Mutter fortzufahren.
    Lorenzo hätte sich ohrfeigen können. Kaum zog Karen zur Abwechslung mal ihre Stacheln ein, schon vermasselt er es. Diese Frau war so empfindlich wie ein Seismograf. Eine ständige Herausforderung für ihn, der sich eigentlich mehr auf einfachere Spielarten verstand: Die Frauen wollten ihn, und die eine oder andere erhörte er auch.
    Seltsam genug, dass er plötzlich ein schlechtes Gewissen deswegen empfand.
    Unschlüssig sah er sie an. »Wenn es nicht so schrecklich jucken würde …«
    Karen fuhr mit dem Zeigefinger die eng beschriebenen Spalten entlang. »Geh ruhig«, erklärte sie, ohne aufzublicken.
    »Sobald es mir besser geht, komme ich zurück und helfe dir.«
    »Okay.«
    Mittlerweile juckte es Lorenzo sogar schon in den Augenwinkeln. Trotzdem fühlte er sich angesichts der endlosen Reihen von Büchern, die noch zur Durchsicht auf Karen warteten, wie jemand, der Fahnenflucht beging. Er war schon bis zur Tür, als er auf dem Absatz kehrtmachte, zurück ans Regal ging und sich den Band aus dem Jahr 1983 herausnahm.
    »Ein Buch wird mich schon nicht umbringen!«, entschied er heroisch, während er damit entschlossen zur Tür schritt, ohne Karen dabei aus den Augen zu lassen. Es war unmöglich zu erkennen, ob sie sich über seinen Einsatz freute. Enttäuscht verließ er den Raum.
    Keine Sekunde zu früh.
    Auch Karen juckte es nämlich gewaltig. Ihr rechter Knöchel, die linke Ellenbogenbeuge und sogar ihr verlängertes Rückgrat. Es hatte sie einiges an Selbstbeherrschung gekostet, um sich nicht vor Lorenzos Augen zu kratzen.
    Aber er soll nicht glauben, ich mache mich über ihn lustig.
    Obwohl sie keine traumatische Reinlichkeitserziehung erfahren hatte, lag auch für ihren Geschmack entschieden zu viel Staub in der Luft. Allzu viele Besucher schienen sich nicht nach hier unten zu verirren. Dafür strahlten die dicken Steinwände zu viel kalte Feuchtigkeit aus. Gift für die alten Bücher, die zum Teil Stockflecken aufwiesen.
    Eine Etage über ihr rumorte es. Lorenzo richtete sich ein. Karen lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und verschränkte nachdenklich die Arme im Nacken.
    Ich werde aus ihm einfach nicht schlau.
    Gentleman oder Ganove – diese Frage drängte sich ihr immer stärker auf. Der blaue Daumennagel des armen Küsters vorhin. Seine Kunstfertigkeit im Öffnen von Handschellen. Nicht zu vergessen die Entführung des Polizeiwagens mitsamt ihrer Wenigkeit.
    Brauchte sie wirklich noch mehr Beweise dafür, dass er nichts weiter war, als ein erbärmlicher kleiner Gangster?
    Aber was war dann mit ihr los?
    Wieso ging sie ihm nicht einfach aus dem Weg? Sie verabscheute doch rohe Gewalt. Meistens jedenfalls. Sei nicht so dumm, dein Herz an ihn zu hängen.
    Außerdem verbarg er etwas vor ihr. Sie hatte Brüche an ihm bemerkt, die sie faszinierten und gleichzeitig in immer größere Zweifel stürzten.
    War es zum Beispiel normal, dass ein Mann, der sein Leben auf der ständigen Flucht vor der Polizei verbrachte, fließend und nahezu akzentfrei deutsch sprach? Und dann seine Ausdrucksweise. Müsste er normalerweise nicht irgendwie gewöhnlicher sprechen?
    Karen legte die Hände vor das Gesicht und wünschte, sie wäre nicht so entsetzlich müde. Dann könnte sie vielleicht klarer denken und seine Verhaltensweisen deutlicher analysieren.
    Als eine Etage über ihr Lorenzo mit seinem Stuhl über den Boden rutschte, ermahnte sie sich selbst. Wenn sie sich nicht sofort wieder auf ihre Nachforschungen konzentrierte, war die Nacht vorbei, ohne dass sie die einzige Chance, ihre Mutter zu finden, genutzt hätte.
    Gewissenhaft begann sie, Spalte für Spalte der Eintragungen im Kirchenbuch nach dem Mädchennamen ihrer Mutter abzusuchen. Sie hoffte darauf, einen Hinweis auf eine Heirat und somit auf ihren jetzigen Familiennamen zu finden. Mit Hilfe des örtlichen Meldeamtes würde der Familienzusammenführung dann nichts mehr im Weg stehen.
    Es war bereits halb

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