Wer braucht schon Liebe
aber du musst darauf vertrauen, dass auch gute passieren.«
Ich muss auf überhaupt nichts vertrauen.
» Dieser Junge liebt dich … Aber das weißt du ja, oder?«
Ich zucke mit den Schultern.
» Hast du ihm gesagt, dass du ihn liebst?«
» Wer sagt denn, dass ich das tue?«
» Du redest mit deiner Gran. Also beantworte jetzt die Frage.«
» Nein, ich habe es ihm nicht gesagt.«
Sie seufzt tief. » Was soll ich nur mit dir machen?« Aber dann lächelt sie, und ich weiß, dass sie mich immer lieben wird, egal, was ich tue. » Komm her«, sagt sie. Ich rutsche näher zu ihr hin und sie schließt mich in die Arme. » Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.« Ich bin es gewöhnt, dass man mich mit Mum vergleicht. Aber dann sagt sie: » Genau wie dein Vater.«
Schockiert sehe ich sie an. Ich bin ganz und gar nicht wie mein Dad.
» So große Angst, verletzt zu werden, dass ihr vor anderen Menschen weglauft.«
Ich starre sie an und begreife allmählich.
Sie sieht mich an. » Du vermisst David, stimmt’s? Du willst es dir nur nicht eingestehen.«
Ich blicke zu Boden.
» Sei ehrlich zu dir, Alex. Egal, wie groß deine Angst ist. Denn wenn du nicht ehrlich zu dir sein kannst, wird das Leben sehr kompliziert.«
Ich starre sie an. Sie weiß es, denke ich. Sie weiß das mit Louis.
Aber wie kann das sein?
Vielleicht weiß sie nur, wovon sie redet.
31 Wie okay?
Montagmorgen, und ich sitze mit Rachel in der DART .
» Da kommt Sarah«, sagt sie. » Sei gewappnet. Sie ist ziemlich mies gelaunt wegen der Funkstille.«
Sarah lächelt nicht. Sie setzt sich nur mir gegenüber neben Rachel und starrt mich finster an.
» Es tut mir leid«, sage ich, bevor sie etwas sagen kann. » Dass ich nicht auf deine Anrufe reagiert habe.«
» Und auf die SMS . Und die MSN . Und die E-Mails.«
» Sorry. Ich war ein bisschen deprimiert an Weihnachten.«
» Darum hat man Freunde.« Sie sieht mich unverwandt an und gibt so ihren Worten mehr Gewicht.
» Ich weiß. Es tut mir leid.« Ich seufze.
» Schon gut«, sagt sie plötzlich leichthin. Als hätte sie die Entschuldigung akzeptiert und das Ganze schon vergessen. Und das liebe ich so an ihr. Sofortige Vergebung. » Was hast du zu Weihnachten bekommen?«, fragt sie mich.
» Oh, an meine Geschenke habe ich gar nicht mehr gedacht.«
» Was?«
Ich zucke mit den Schultern. » Ich habe sie weggeräumt. Dann habe ich sie vergessen.«
Sie sieht mich an, als wollte sie sagen: » Wie ist so etwas möglich?«
» Wow. Du musst ja echt deprimiert gewesen sein«, stellt sie fest. Sie denkt einen Moment nach, dann befiehlt sie: » Okay. Mach sie heute Abend auf und gib uns Bescheid.«
Ich lächele. » Okay.«
Wir kommen an der Schule an. Im Gang treffen wir Mark. Das letzte Mal habe ich ihn vor Weihnachten gesehen. Und er muss vergessen haben, dass es mich gibt, denn als er » Hey« sagt, sieht er nur Rachel und Sarah an. Ich bin überrascht, denke mir aber nichts dabei. Wir gehen alle zusammen Richtung Klassenzimmer.
» Yo, Mark«, ruft Simon. Und Mark bleibt stehen, um sich mit ihm zu unterhalten.
Wir anderen gehen weiter. Es ist fast neun Uhr, als wir das Klassenzimmer betreten, also gehen wir an unsere Plätze. Als ich mich auf meinen Platz setze, schlägt mir das Herz bis zum Hals. Als ich das letzte Mal hier gesessen habe, war Davids Hinterkopf meine Lieblingsaussicht. Jetzt blicke ich auf seinen leeren Tisch und weiß, dass er nicht kommt, dass er seine Tasche nicht auf den Boden fallen lässt, sich nicht auf seinen Platz setzt und lächelnd einen Blick nach hinten wirft. Ich spüre, wie der Schmerz mich übermannt. Aber dieses Mal versuche ich nicht, ihn zu unterdrücken. Ich lasse ihn einfach zu. Dann plumpst Simon auf Davids Platz, streift die Schuhe ab und legt seine Füße auf den Heizkörper. Am liebsten würde ich ihm mein Mäppchen an den Hinterkopf werfen.
Mark geht an meinem Tisch vorbei. Und übersieht mich geflissentlich. Zum zweiten Mal! Ich werfe einen Blick zu Rachel, weil ich wissen will, ob sie es bemerkt hat, aber sie wühlt in ihrer Tasche. Ich schaue wieder zu Mark. Und der sieht weg. Oh mein Gott!
Der Unterricht fängt an. Es geht um eine Fahrt nach Uganda, um Kindern dort zu helfen. Ich weiß nichts über Uganda. Habe aber das Gefühl, dass ich eigentlich etwas darüber wissen sollte. Also höre ich zu.
In der Pause gehe ich mit Rachel aufs Klo.
» Was ist mit Mark?«, frage ich sie, als sie sich die Hände wäscht. » Habe ich ihm irgendwas
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