Wer braucht schon Liebe
Date.«
Ich starre ihn an.
Er lacht. » Guck nicht so schockiert.«
» Louis …«
» Das funktioniert so: Ich lade dich in ein Restaurant ein, nicht zu schick. Ich flirte ein bisschen mit dir. Du flirtest mit mir. Ich bringe dich nach Hause, wir küssen uns zum Abschied …«
» Louis. Ich finde nicht, dass wir uns zu einem Date verabreden sollten.«
Er sieht enttäuscht, aber nicht überrascht aus. » Auch wenn ich verspreche, nicht zu reden?«
Am liebsten würde ich ihn umarmen. » Du weißt, dass ich keine Beziehung will.«
» Hat jemand was von ›Beziehung‹ gesagt?« Er schaut sich um. » Nein. Ich meine mich zu erinnern, dass der Vorschlag Abendessen war.« Irgendwie sieht er gerade zum Anbeißen aus.
» Ich bin ziemlich durcheinander, Louis.«
» Du bist der normalste Mensch, den ich kenne.«
» Du kennst mich nicht.«
» Doch, ich glaube schon.« Er lächelt schief. Und auf seine eigene Louis-Art liebe ich ihn. » Okay. Vergiss das mit dem Abendessen«, sagt er. » Keine gute Idee. Wann treffen wir uns wieder? Es ist schon eine Weile her.«
» Genau darum geht es. Ich denke, wir sollten uns nicht mehr treffen.«
Er sieht weg. Ich sehe, wie er schluckt. Als er sich wieder zu mir dreht, sagt er: » Du hast einen anderen, stimmt’s?«
Die Frage überrascht mich. Noch mehr überrascht mich die Antwort. » Ja.«
» Der Surfer?«
» Der Surfer – der jetzt in San Diego lebt und mich abgrundtief hasst.«
» Das sollte mir wahrscheinlich ein kleiner Trost sein.« Er lächelt schief. » Aber warte mal«, sagt er, » wenn er nicht hier ist und er dich abgrundtief hasst …«
» Es ist aus. Ganz und gar aus. Aber ich war lange nicht ehrlich zu mir. Und jetzt muss ich es sein. Ich muss ihn vermissen. Das bin ich ihm schuldig. Das bin ich mir selbst schuldig.« Ich blinzele. » Falls das irgendeinen Sinn ergibt.«
» Äh. Nein.« Er lächelt.
» Louis, du bist ein toller Typ …«
» Nein. Bin ich nicht. Aber ich war dabei, mich zu bessern.«
» Ich mag dich. Ich mag dich wirklich. Aber …«
» Okay. Red nicht weiter. Du liebst diesen Kerl, oder?«
Ich presse die Lippen aufeinander. Nicke.
» Dann erzähl mir nicht, wie sehr du mich magst, okay?«
Ich werde rot. » Entschuldige.«
Und dann ist er wieder ganz der böse Bube. » Ein Mitleids-Fick ist wohl nicht mehr drin?«
Ich pruste los. » Freunde können wir wohl nicht bleiben?«
Jetzt lacht er.
» Ich werde dich vermissen«, sage ich.
» Du bist ganz schön schräg.«
» Endlich sind wir einer Meinung.«
Ich habe alles gelöscht. Fotos. SMS . E-Mails. Das Einzige, was ich wiederbeschaffen kann, sind die Songs. Ich lade mir Nina Simone, Gorillaz und alle anderen, die ich gelöscht habe, herunter. Ich liege auf meinem Bett, höre mir die Musik an und lasse die Erinnerungen zu. Unser erster Kuss, den er mir hinter flatternden Segeln geraubt hat … ich höre ihn sagen, dass er mich immer gernhaben wird … der Ausflug ins Krankenhaus mit Bobby und wie lieb er zu ihm war … die Sommersprosse auf seinem Augenlid … eine andere auf seiner Fußsohle … seine Hände auf meiner Haut … wie sich die Haare in seinem Nacken gelockt haben, sein Lächeln, sein Lachen … Mr Zogs Sex Wax …
Ich setze mich auf. Mir fällt ein, dass ich immer noch die Geschenke habe, die ich für ihn zu Weihnachten gekauft habe – Mr Zogs Weihnachtsstrumpf und Mr Zogs Kapuzenpulli. Ich stehe auf. Gehe zum Schrank und hole sie heraus. Ich zerreiße das Geschenkpapier, ziehe den Pulli an und kremple die Ärmel hoch. Ich betrachte mich im Spiegel und lasse es zu, dass ich ihn vermisse. Dann gehe ich wieder zum Kleiderschrank und hole all die anderen verpackten Geschenke heraus. Und lege sie aufs Bett. Ich sehe mir eins nach dem anderen an. Das Geschenk, das ich für den Mann, ehemals bekannt unter dem Namen Rockstar, gekauft habe: ein Zeitplaner. Es sollte eine Anspielung sein. Das Geschenk, das ich für die Person gekauft habe, von der ich dachte, sie sei eine Freundin: ein echt cooler Gürtel. Die Geschenke, die ich für Rachel besorgt habe (ein medizinisches Lexikon, das sie noch nicht hat – schwerer aufzutreiben, als man sich vorstellen kann) und für Sarah (ein Jahresabo für die Zeitschrift Kiss ). Die zwei Letzteren stecke ich in meine Tasche. Den Gürtel werfe ich in den Mülleimer. Und beschließe, für Dad ein neues Geschenk zu kaufen.
Dann hole ich die Geschenke heraus, die ich nie geöffnet habe. Einen Gutschein für einen Tag mit einem
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