Wer braucht schon Liebe
was?«
» Die nackte Kanone !«, sage ich, ohne zu zögern. Der hat ihr immer gefallen.
Er sieht mich an. » Woher weißt du das?«
» Was?«
» Das war unser Film.«
» Echt?«
» Wir haben ihn bei unserem ersten Date gesehen.«
» Wirklich? Das wusste ich nicht.«
» Und beim zweiten.«
Ich sehe ihn an.
» Und beim dritten.«
Ich lache. » Was?«
» Wir sind immer wieder reingegangen. Ich dachte schon, sie wäre nur wegen dem Film hinter mir her.«
Ich versuche, sie mir jung vorzustellen.
» Sie hat mich ihren Ritter in schimmernder Rüstung genannt.«
Ich denke an David. » Wovor hast du sie gerettet?«
Er winkt mit der Hand ab. » Ach, vor einem langweiligen alten Buchhalter, der herumgeschnüffelt hat.«
» Herumgeschnüffelt? Also echt, Dad.« Aber ich will alles über sie hören, verliebt, glücklich. » Warum hat sie sich dann für dich und gegen den Buchhalter entschieden?« Ich tue so, als wäre das eine wirklich dumme Entscheidung gewesen. Aber es ist okay. Er weiß, dass ich einen Witz mache.
Er schüttelt den Kopf, als wäre ihm das immer noch ein Rätsel. » Sie war viel zu gut für mich.«
Ich denke daran, wie David sich diesen Kuss gestohlen hat. » Vielleicht fand sie dich frech? Vielleicht hat es ihr gefallen, dass du dich nicht hast abwimmeln lassen.«
Er scheint überrascht zu sein, dass ich von so etwas eine Ahnung habe. » Vielleicht«, sagt er.
» Warst du damals in einer Band?«
» Ach, in einer Garagenband, völlig hoffnungslos und ohne Zukunft.«
» Ich würde gern ein paar richtig alte Bilder sehen, aus der Zeit, als ihr zusammengekommen seid.«
Er lächelt. » Du hörst dich an, als wäre das vor Christus gewesen.«
***
Ich plane alles bis ins Detail. Bereite alles sorgfältig vor. So wie Mum es gemacht hätte. Ich mache Popcorn aus Maiskörnern. Schenke Kombucha in hohe Gläser mit Eis ein. Ich stelle alle Telefone ab. Ziehe die Vorhänge zu. Dad muss wegen seines Rückens auf einem harten Stuhl sitzen. Also stelle ich ihn neben die Couch und stelle das Popcorn zwischen uns. Wir stoßen mit unseren Gläsern an. Weil es eine Gedenkfeier ist.
» Auf Mum.«
» Auf Mum.«
Ich lache an den richtigen Stellen. Genau wie Dad. Leslie Nielsens Gesicht hilft. Trotzdem vermisse ich sie, vor allem an ihren Lieblingsstellen. Während des Vorspanns. Als Lieutenant Frank Drebins Auto ohne ihn losfährt und anfängt zu brennen. ( » Konnte jemand einen Blick auf den Fahrer werfen?«). Und natürlich während der Fahrstunde, die in eine Verfolgungsjagd ausartet. Komisch, wie die lustigsten Stellen im Film einen besonders traurig machen können. Aber ich verstelle mich gekonnt. Dads Lachen verwandelt sich in Weinen, als Frank Drebin anfängt, den Baseballspieler zu durchsuchen. Er verschwindet eine Weile.
Als er zurückkommt, versteckt er sich nicht mehr hinter einer Brille, und er bringt eine Schachtel mit alten Fotos mit.
Ich schalte die DVD aus, ziehe die Vorhänge wieder auf und stürze mich wie ein Adler auf die Schachtel. Sie waren so jung und schlank. In Jeans mit Schlag. Und mit langen Haaren. Ihre Zähne waren so weiß. Mein Gott, haben sie viel gelächelt. Und sich oft in die Augen geschaut.
Dann frage ich mich: Haben wir auch so gut ausgesehen zusammen? Haben wir auch ständig gelächelt?
Später gehen wir mit Homer zum Killiney Beach.
» Geh schon mal vor«, sage ich zu Dad.
Ich setze mich in den Sand und sammle Kieselsteine. Ich ordne sie nicht auf meinem Handrücken an, aber ich erinnere mich daran, wie ich das getan und ihn in die Mitte meines Universums gesetzt habe. Trotz allem, was passiert ist, bedauere ich das immer noch nicht.
» Wie wäre es mit einer Partie Schach?«, schlägt Dad nach dem Abendessen vor.
» Schach?«
» Ich habe das Brett in deinem Zimmer gesehen.«
Wie kann das sein? Ich verstecke es immer. » Was hast du in meinem Zimmer gemacht?«
Er atmet tief durch. » In der Nacht, als du abgehauen bist, war ich verzweifelt und habe nach einem Hinweis gesucht, wo du vielleicht sein könntest.« Ich habe ein schlechtes Gewissen. » Als ich das Schachbrett gesehen habe, ist mir wieder eingefallen, dass wir früher oft miteinander gespielt haben.« Seine Augen blicken traurig – bis er bemerkt, dass ich ihn ansehe, und sich zwingt, fröhlich auszusehen. » Ich bin überrascht, dass du es behalten hast.«
» Es ist nur ein Schachbrett«, sage ich abwehrend.
» Also, willst du mich fertigmachen?«
» Wenn du mich so fragst, ja.« Aber ich
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