Wer braucht schon Liebe
sie endlos lang. Alle geraten völlig aus dem Häuschen. Klatschen. Johlen. Bravorufe. Stampfen mit den Füßen. Und als die beiden die Bühne verlassen und dabei glücklicher aussehen, als sie sollten (wenn man bedenkt, dass sie einen Mord planen), nimmt Mark Rachel bei der Hand und hält sie so fest, als wollte er sie nie wieder loslassen.
Es ist schon spät, als das Stück zu Ende ist, und morgen steht eine weitere Aufführung an. Darum beeilen sich alle, nach Hause zu kommen. Ich muss die ganzen liegen gebliebenen Kostüme einsammeln und aufhängen, damit sie für morgen bereit sind, also bin ich die Letzte, die geht. Ich bitte Mike, (eine sehr stolze und glückliche) Marsha heimzufahren. David bleibt noch da, um mir zu helfen. Es fühlt sich sehr romantisch an, nur wir beide, mitten zwischen lauter Kostümen. Ich habe das Gefühl, als hätte ich ihn schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ich sehe zu, wie er versucht, einen Gürtel auf einem Kleiderbügel auszubalancieren. Ich könnte ihn auffressen. Ich schleiche mich von hinten an ihn heran, schlinge die Arme um seine Hüften und sauge seinen Geruch ein.
» Also«, sage ich erwartungsvoll zu ihm, » glaubst du, es hat geklappt?«
» Was?«
» Rachel und Mark?«
» Ich weiß es nicht, Amor«, lächelt er, » aber ich glaube, sie sind zusammen aus der Schule gegangen.«
» Ja!« Ich boxe mit der Faust in die Luft.
» Bleib so, wie du bist«, sagt er und küsst mich.
Am nächsten Tag in der DART strahlt Rachel.
» Spuck’s aus«, sage ich.
Sie sieht sich im Gedränge um. » Warte, bis wir aussteigen.«
» Okay, aber sag mir eins – es sind gute Neuigkeiten, oder?«
Ihr Grinsen wird breiter. » Es sind gute Neuigkeiten.«
Als wir aus der DART aussteigen, treffen wir auf Sarah. Wir fallen in Gleichschritt.
» Also«, sagt Sarah, » ist bei dem Geknutsche irgendetwas Interessantes rausgekommen?«
Rachel lächelt. » Was heißt interessant ?«
» Okay, das heißt Ja«, sagt Sarah.
» Ich wusste, er würde diesem Kostüm nicht widerstehen können«, sage ich.
» Entschuldige mal«, sagt Rachel eindeutig glücklich. » Hat er ein Kostüm geküsst? Ist er mit einem Kostüm zusammen?«
» Zusammen?!«, schreie ich und falle ihr um den Hals. Als ich sie endlich loslasse, gehe ich davon aus, dass Sarah sie nun in die Arme schließen wird. Aber die steht nur wortlos da. Mit grimmigem Gesicht.
» Was ist los?«, frage ich.
» Nichts.«
» Sarah?«, fragt Rachel besorgt.
Sarah holt tief Luft und dann bricht es aus ihr heraus. » Es ist nichts. Nur dass jetzt jede mit jemandem zusammen ist. Nur ich nicht.«
Rachels Stimme klingt sanft, aber bestimmt, als sie sagt: » Du wirst jemanden finden.«
Aber Sarah scheint das gar nicht gehört zu haben. » Ihr geht als Pärchen weg und ich bleib ganz allein daheim.«
Sie übertreibt total. » Wer hat irgendwas von zusammen weggehen gesagt?«
Aber Rachel sieht mich an. Dann Sarah. » Selbst wenn wir das je tun sollten – du glaubst doch nicht, dass wir ohne dich losziehen würden?«
» Hal-lo! Ich gehe nicht allein mit zwei Pärchen aus. So verzweifelt bin ich dann auch wieder nicht.«
Es führt zu nichts. Sie redet über etwas, was wahrscheinlich nie passieren wird. » Wisst ihr was«, sage ich, » wir beeilen uns lieber, sonst kommen wir zu spät.«
Wir laufen los. Ich will Rachel fragen, wie es gestern Abend war, kann aber nicht, solange Sarah so drauf ist wie jetzt.
» Wie wäre es mit Simon?«, sagt Sarah plötzlich.
» Simon Kelleher?«, frage ich. Ich dachte immer, es gäbe einen anderen Grund, warum Sarah nicht mit Simon weggeht. Simon ist eben Simon.
» Simon ist ein Vordrängler«, sagt Rachel. Sie hat ein Problem mit Leuten, die sich in der Schlange vordrängeln.
» Na und?«
» Das ist so einer, der dich auf dem Football-Feld mit dem Ellbogen rammt«, füge ich in einem Ausbruch von Kreativität hinzu.
» Ihr habt leicht reden«, blafft Sarah. » Ihr habt ja jemanden.«
» Du wirst auch jemanden finden«, sagt Rachel.
» Klar.«
» Komm schon. Du weißt, dass du jemanden findest«, sagt Rachel.
Noch eine Pause. » Keiner mag mich.«
Ach, du meine Güte.
» Sarah«, beharrt Rachel, » du bist wahnsinnig beliebt.«
» Wie kommt es dann, dass Simon Kelleher der Einzige ist, der mich je um ein Date gebeten hat?«
» Jetzt machst du ihn runter«, sage ich. Also echt.
» Nein, mache ich nicht. Ich sage nur, er ist kein Dave McFadden. Und er ist kein Mark Delaney.«
» Ganz genau«,
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