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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Deegan
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meine nicht Sex. Ich meine, sich aneinanderkuscheln, zusammen einschlafen und nebeneinander aufwachen. Das würde ich wirklich gern. Er wäre so süß. Jetzt sehe ich zu Marsha, die einen Stoff gegen das Licht hält. Ich frage mich, ob ich mit ihr über Sex reden sollte. Sie fragen, was ich tun soll. Aber nein. Sie könnte es dem Rockstar erzählen.
    Ich versuche, mir vorzustellen, was sie sagen würde.
    » Oh, nur zu. Aber benutz ein Kondom.«
    Es ist nur so: Ich bin nicht Marsha.
    Als ich noch klein war, hat mein Dad mir Geschichten vorgelesen von Feen, Prinzessinnen in Türmen und von Schustern, die die ganze Nacht hindurch arbeiten, um magische Schuhe anzufertigen. Tja, ich stelle fest, dass Marsha so ein Schuster ist. Sie arbeitet mit Hochdruck. Wie eine Schneiderin auf Speed. Ich helfe ihr, so viel ich kann, aber ich muss in die Schule. In fünf Tagen hat sie drei Kostüme für Rachel genäht. Ich habe ein schlechtes Gewissen.
    » Marsha, hör auf, bitte. Ich wollte wirklich nicht, dass du so hart arbeitest. Wir haben noch Zeit.« Wenn auch nicht mehr viel.
    Sie sieht von der Nähmaschine auf. » Schätzchen, manchmal braucht man Arbeit.«
    Was dazu führt, dass ich ein noch schlechteres Gewissen habe, so als würde ich ihren Schmerz für meine Zwecke ausnutzen. Oder so. » Lass mich helfen. Bitte.«
    Sie teilt mir die Aufgabe zu, die groben Stiche aufzutrennen, nachdem das Kleid fertig ist. Wahrscheinlich erspare ich ihr etwa drei Minuten. Ich brauche dazu natürlich sehr viel länger. Aber ich bin glücklich. Irgendwie ist es entspannend. Jetzt verstehe ich, warum Gran sich so die Zeit vertreibt.
    » Es ist schön, dich summen zu hören«, sagt sie.
    » Summe ich?«
    » Du summst wie eine Honigbiene.«
    Ich sehe sie an und lächele. Irgendwie ist sie nett.
    » Danke, Marsha«, sage ich. » Für alles.«
    Sie zwinkert mir zu. » Nicht der Rede wert.«
    Weil sie so hart arbeitet, beschließe ich, es auch zu tun. Am nächsten Tag in der Schule bitte ich Ms Hall, mich freizustellen, damit ich die Kostüme fertigkriege. Wir befinden uns im Übergangsjahr. Sie sind ziemlich flexibel mit dem Stundenplan, wenn es um etwas Sinnvolles geht. Aber Ms Hall ist Ms Hall. Misstrauisch sieht sie mich an. Also zeige ich ihr die Fotos, die ich bisher von den Kostümen gemacht habe. Sie sieht mich an, als hätte ich mich in Cinderella verwandelt. Und lässt mich ziehen. Und das ist gut so. In vier Tagen ist Premiere.
    Ich lege alles auf Eis. Schule. Freunde. Sogar David. In den nächsten vier Tagen ist Marsha der einzige Mensch, den ich zu Gesicht bekomme. Und das hat auch etwas Schönes.

16 Eingebildet
    Premiere. Die Anspannung ist groß. Hinter der Bühne wird geflüstert, geschäftig herumgerannt, geschwitzt. Alle wollen es richtig machen, selbst Leute wie ich, die zunächst nicht viel für das Ganze übrig hatten. Man könnte meinen, wir wären auf dem Broadway. Ich hetze zwischen allen hin und her, stelle sicher, dass sie aussehen, wie sie aussehen sollen, wenn sie auf die Bühne gehen. Marsha und ich sind richtig stolz auf unsere Kostüme. Für uns sind sie wie Kinder. Wir gestatten uns nicht einmal, eins zu bevorzugen. Marsha sitzt mit einem Camcorder im Publikum. Sie ist eine Stunde früher gekommen, um Plätze in der ersten Reihe zu reservieren. Ich habe ihr gesagt, dass es keine Modenschau ist. Sie hat gesagt, für sie schon. Der Rockstar ist nicht da. Ich habe es ihm nicht erzählt, und ich habe Marsha gebeten, es auch nicht zu tun. Er hätte sich vielleicht verpflichtet gefühlt zu kommen.
    David ist an der Reihe. Selbst mit Make-up sieht er blass aus. Ich küsse ihn und wünsche ihm viel Glück. Beim Anblick des Stoffs mit dem winzigen Wellenmuster, den wir für ihn ausgesucht haben, damit er sich wohlfühlt, muss ich lächeln.
    Ich schleiche mich nur einmal hinaus ins Publikum. Bei Rachels Auftritt. Ich stehe im Gang und warte darauf, dass sie erscheint. Als sie auf die Bühne tritt, geht ein Raunen durch das Publikum. Es ist nicht nur ihre Schönheit. Es ist ihre Präsenz, die Art, wie sie sich gibt, wie sie ihrem Charakter Leben einhaucht. Sie ist Lady Macbeth. Und als sie sich voller Leidenschaft und sehr körperlich mit großen Augen und wogendem Busen an Mark Delaney heranschleicht, sieht er aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. Er sieht wirklich so aus, als würde er alles für sie tun. Sogar einen Mord begehen. Im Skript stand nichts von küssen. Aber er packt sie, beugt sie nach hinten und küsst

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