Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
Vom Netzwerk:
Ich verstehe auch nicht, warum wir nicht zusammen sein können. Aber dass das für dich nicht infrage kommt, hast du ja mehr als deutlich klargemacht.
    Woher ich das weiß? Ich lasse dich von meinem Raben beobachten, daher war ich auch vor den Tests gewarnt. Es tut mir nicht leid, dich ausspioniert zu haben – das Efeublatt vor Augen.
    Das erste Mal war reiner Zufall. Ich wollte dich in deiner Burg besuchen, da habe ich die Hexe in deinem Arbeitszimmer gesehen. Du hast sie getestet und an der Art, wie du ihr Haar berührt hast, wusste ich, dass ich dich verloren habe. Damit hast du mir unsagbar wehgetan. Ich hatte Angst, du könntest hören, wie mein Herz entzweibricht.
    Du vertraust mir nicht, also vertraue ich dir nicht. Das ist das Aktions-Reaktionsprinzip.
    Auch wenn ich keine Beweise vorbringen kann, sage ich dir, dass ich nichts davon wusste, dass mich irgendjemand auf dich ansetzen wollte. Du kannst mir das aufs Wort glauben oder auch nicht – das obliegt dir.
    Ich weiß nichts über die schwarze Gilde, will auch nichts darüber wissen. Vielleicht wusste ich es sogar. Möglicherweise haben sie es mich einfach vergessen lassen. Die Erinnerungen sind womöglich in irgendeiner Murmel, die jemand um den Hals trägt, aber es ist mir egal – ich will sie nicht.
    Der bloße Gedanke an dich, bereitet mir unsagbare innere Qualen. Die Wunde ist wohl vergleichbar mit den Kratzern auf meinem Rücken. Sie werden immer schmerzen und nie ganz heilen.
    Ich versuche, nicht zurückzublicken – du solltest dasselbe tun.
    Gerade im Moment weiß ich gar nicht, wie es weitergeht. Ich habe alles verloren. Meine Familie, meinen Bruder, meine Identität, meine Liebe.
    Was bleibt dann noch von mir – frage ich mich die ganze Zeit über. Ich habe keinen Plan und du weißt ja, wie gerne ich plane.
    Aber weißt du, was das Schlimmste ist? Was mich echt fertigmacht?
    Ich liebe dich immer noch wie am ersten Tag.
     

    Dein Weib
     

    Ohne noch einmal zurückzublicken, verlasse ich die Wohnung.
     
     

Gelb
     

    Drei Monate später
     

    Der Club sieht echt zum Fürchten aus. Schätze, da muss ich jetzt durch. Schließlich weiß ich, dass da drin der Seher ist.
    Nach monatelanger Recherche wer ich wirklich bin, ist dies hier die Adresse, die man mir ständig genannt hat. Nadar, der Seher, ist scheinbar als Einziger imstande, mir zu sagen, welches Blut in mir fließt. Naja, meine Karten stehen deutlich schlecht aus ihm etwas herauszubekommen, da wir ja bereits mehrmals aneinandergeraten sind. Einen Versuch ist es aber trotzdem wert.
    Der Club ist geschlossen. Ich frage mich gerade, ob ich anklopfen sollte. Sicher gibt es ein Geheimzeichen wie oft oder in welcher Geschwindigkeit man an die Tür schlagen soll. Da ich das nicht kenne, hämmere ich einfach dreimal fest gegen die Tür.
    Einen Wimpernschlag später wird ein kleines Sichtfenster in der Tür aufgeklappt. Stechend gelbe Augen fixieren mich.
    „Du hast zwei Sekunden, um zu verschwinden“, informiert mich eine tiefe männliche Stimme. Wie nett.
    Ich kontere: „Du hast zwei Sekunden, die Tür zu öffnen und mich zu Nadar zu bringen. Sag ihm, hier ist die Hexe, die ihn geschupst hat.“
    Der Typ knurrt wild: „
VERSCHWINDE
.“
    Ich singe: „ I`ve got an invitation don`t you keep me waiting all night long “, von Christina Aguileras Song „ Come on over “. Im nächsten Augenblick schwingt die Tür auf. Warum nicht gleich so? Der Türsteher, der behaart wie ein Affe ist, führt mich in den hinteren Teil des Clubs.
    Ich erkenne den Seher mit seinen Bodyguards von Weitem. Mein Besuch scheint sie sichtlich zu überraschen, denn seine Bulldozer gehen in Angriffshaltung.
    „Hallo Nadar, sag bloß, du hast mich nicht kommen sehen“, spotte ich, während ich mir die Kapuze vom Kopf ziehe.
    „Wen haben wir denn hier? Wenn das nicht die schwarze Hexe ist, die sich für eine Ador ausgegeben hat“, entgegnet er vollkommen gelassen. Hat er mich etwa doch in einer seiner Visionen gesehen? Nein, er blufft sicher nur.
    Ich ignoriere diese Gemeinheit und fahre stattdessen fort: „Ich will dich sprechen – allein.“
    „Wir haben uns nichts zu sagen“, stößt er überheblich aus.
    „Man sagte mir, du bist der Einzige, der mir sagen kann, wer ich bin. Ich gehe nicht eher, bevor ich es weiß“, verkünde ich.
    Er runzelt die Stirn. „Sie haben dich also noch nicht gefunden“, mutmaßt er.
    „Wer sucht mich denn?“, will ich wissen.
    „Lasst uns allein“, befiehlt Nadar seinen

Weitere Kostenlose Bücher