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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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Beschützern, die sogleich das Zimmer verlassen. Seine Hand weist mir einen Platz an einem Tisch zu, den ich sogleich in Anspruch nehme. Der Seher nimmt mir gegenüber Platz.
    „Was ist mit deinem Haar geschehen?“, will er wissen.
    „Jetzt sag nicht, es gefällt dir nicht? Man sagte mir, blond sei das neue Schwarz“, entgegne ich sarkastisch.
    Was er nicht weiß, ich hab meine Haare gar nicht gefärbt. Sie sind einfach von selbst blond geworden – naja, mit der Zeit wurde aus der schwarzen Hexe ein blondgelocktes Engelchen. Metaphorisch gesprochen natürlich. Keine Ahnung wieso. Es ist einfach passiert – naja, wenigstens sind sie nicht weiß geworden, wie zuerst angenommen.
    Das ist noch nicht alles. Meine Augenfarbe hat sich auch verändert. Das Graugrün wurde zu schwarz. Ist ziemlich gruslig, aber ich versuche, deswegen nicht durchzudrehen.
    „Was bietest du als Sold im Austausch für die Informationen an?“, fragt er mich. Na toll, jetzt muss ich ihn auch noch bezahlen.
    „Nichts. Du schuldest mir sowieso einen Gefallen“, entgegne ich frech.
    „Ich schulde dir gar nichts“, raunt er wild.
    „Doch, denn ich bin freiwillig gegangen, ohne Theater zu machen. Habe dir also jede Menge Ärger erspart. Sieh es so – ich habe den Weg geebnet, damit deine Vision sich erfüllen konnte. Beliar wiedervereint mit der richtigen Ador-Hexe. Und sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage.“ Schwarzer Humor ist schon etwas Befreiendes.
    Einige Sekunden sieht er mich einfach nur an – denke ich zumindest. In seiner Kapuze ist erneut nur ein schwarzes Loch erkennbar, in das ich starre.
    „Meine Vision hat sich noch nicht erfüllt“, gibt er nach der Schweigeminute zu.
    „Inwiefern?“, will ich wissen.
    „Die Ador-Hexe trägt noch kein Kind in sich“, informiert er mich.
    „Und?“, hake ich nach. Der Storch wird schon noch zubeißen.
    „Du bist der Grund dafür“, antwortet er.
    „
Ich
?“, krächze ich. „Hey, ich hab damit nichts zu tun“, verteidige ich mich.
    „Beliar sucht nach dir“, nimmt mir gerade gewaltig den Wind aus den Segeln. Da geht es hin, das sauber für diesen Besuch aufgesparte Selbstbewusstsein. Die Worte des Sehers gehen mir nahe. Sofort kommt der Schmerz unserer Trennung, die ich noch immer nicht überwunden habe, hervor.
    „Er wird mich nicht finden“, verkünde ich eindringlich. Wieso sucht er denn überhaupt nach mir? Womöglich macht er bereits Jagd auf mich, wie Tiberius vorhergesehen hat.
    „Das habe ich ihm auch gesagt. Du tarnst dich gut. Nicht mal ich vermag es, dich zu sehen. Doch bedauerlicherweise hört Beliar nicht auf mich“, gesteht er.
    „Hör zu“, pruste ich genervt. „Ich bin nicht hergekommen, um über Beliar zu sprechen. Ich habe mich entschieden fortzugehen, damit er seine Hexe haben kann. Dass er nach mir sucht, ist dein Problem – nicht meins. Ich habe alles in meiner Macht stehende getan. Den Rest wirst du doch wohl selbst hinkriegen. Ich will wissen, wer ich bin. Kannst du mir das sagen oder nicht?“ Okay, das war frech, aber ich bin wütend.
    „Wir haben noch keinen Sold vereinbart“, informiert er mich.
    „Mann, was willst du von mir?“, fordere ich genervt.
    „Deinen Körper – für eine Nacht“, wagt er doch tatsächlich zu verlangen.
    Ich lache laut auf, so absurd ist diese Forderung. „
Niemals
“, stelle ich fest.
    „Entweder du gehst darauf ein oder du gehst durch diese Tür“, stößt er vollkommen ruhig aus. Nadar zeigt dabei in Richtung Ausgang.
    Ich lächle. „Weißt du was? Vielleicht sollte ich Beliar wieder mal besuchen. Der guten, alten Zeiten wegen. Ihn fragen, warum er mich sucht. Sicher sehnt er sich auch nach meinem Körper, wenn er es der Hexe nicht …“ „
Nein
“, unterbricht mich Nadar forsch. Ah, sieh an, haben wir da etwa einen kleinen aber feinen Schwachpunkt entdeckt?
    „Weißt du was“, fahre ich fort. „Ich gebe dir mein Versprechen, nicht nach Beliar zu suchen. Nimm es als Sold“, schlage ich vor.
    Der Seher scheint zu überlegen. „Also gut“, knickt er ein. Mann, das war ja lächerlich einfach. Beinahe schon zu einfach.
    „Gib mir deine Hand. Dein Blut muss in diesen Kelch fließen, damit ich sehen kann, von welcher Linie du abstammst“, verlangt er. Guter Versuch Cowboy.
    Schnell zücke ich mein eigenes Messer und schneide mir damit in die Hand. Mein Blut lasse ich in besagtes Gefäß laufen.
    Der Seher nimmt den Kelch an sich. Im nächsten Augenblick trinkt er ihn in

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