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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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Beliar zu zeigen, was ihm entgeht. Ich sollte mich jetzt für das Treffen fertigmachen – sieht so aus, als würde diese Veranstaltung doch interessanter werden, als ich dachte.
     

    Wütend schlage ich die Tür zu meinem Zimmer zu. Ungehalten tigere ich auf und ab. Eins ist klar, jetzt werden schwere Geschütze aufgefahren.
    Genervt krame ich das Buch über Frauen im Mittelalter raus. Ja ich gestehe alles, ich habs in einem Akt der Verzweiflung gelesen. Da steht: Mittelalter-Männer stehen auf Arien.
    Es wird heute sowieso von mir verlangt, zu singen, denn laut Junus ist es Tradition, dass alle Frauen der Zirkeloberhäupter dies als Tribut an ihre Männer zollen. Gut, dann also Oper. Krieg ich hin – glaub ich.
    Jetzt brauch ich nur noch ein Kleid, was ihm Stielaugen verpasst. Die böse Stimme in meinem Kopf meldet sich gerade wieder zu Wort: ‚Vielleicht tanz ich auch mit Alexej, damit ich Beliar so richtig schön eins auswischen kann.‘
    Im nächsten Moment klopft es an der Tür. „Raven, bist du fertig? Der Wagen wartet unten“, informiert mich mein Bruder. Hey, wie lange bin ich fuchsteufelswild Bahnen in den Teppich gelaufen? Das gibt’s doch nicht. Ich hab noch nicht mal ein Kleid an.
    „Fahr schon mal vor, ich komme nach“, rufe ich.
    „Das ist jetzt nicht dein ernst?“, schnaubt Junus vor der Tür.
    „Was soll ich sagen, die Zeit arbeitet gegen mich“, rede ich mich raus.
    „Du planst doch nicht schon wieder etwas?“, mutmaßt er.
    „Mach dich mal locker“, rüge ich ihn.
    „Na gut, aber wenn du in zwanzig Minuten nicht da bist, komm ich dich holen Raven“, droht er mir. Keine Angst, das lass ich mir nicht entgehen. Ich muss doch Beliar höchstpersönlich meine Glückwünsche zur Verlobung überbringen. Sarkasmus ist schon etwas Befreiendes.
    „Okay“, bestätige ich. Junus‘ Schritte ertönen. Gut, er ist weg. Nun zu meinem Outfit.
    Ich schließe die Augen und hexe mir ein hautenges, bodenlanges Kleid, dessen Spitze dank meinem Zauber die Farbe zwischen schwarz und weiß hin und her wechselt.
    Ich verpasse mir noch einen tiefen Ausschnitt, schlitze das Kleid bis zum Oberschenkel auf, damit man meine halterlosen Strümpfe sehen kann.
    Warte, es ist noch nicht sexy genug. Kurzerhand hexe ich es mir vollkommen rückenfrei, damit die Keltischen Symbole, die man mir bei meiner schwarzen Hexentaufe verpasst hat, gebührend zur Geltung kommen.
    Meine Locken lasse ich über meine linke Schulter fallen. Ein paar Bänder, die die Farbe gegengleich zum Farbwechsel meiner Haare ändern, runden das Outfit noch ab.
    Smokey-Eyes, blutrote Lippen, eine lange Kette, die bis zu meinem Po am Rücken runterbaumelt und an der mein Amulett baumelt, verleihen dem Ganzen noch einen Hauch verruchter, schwarzer Magie.
    Ich erkenne mich im Spiegel kaum wieder. Da steht eine Fremde vor mir, korrigiere: eine verboten sexy aussehende Fremde. Wer weiß, vielleicht befolge ich den Rat meines Bruders und versuche, mit Alexej auf andere Gedanken zu kommen. Wollen mal sehen, wer hier über wen hinweg ist.
    Auf in den Kampf, sag ich nur. Mein langer Mantel verdeckt diesen Hauch von nichts, als ich in den Wagen steige, den mir Junus offensichtlich zurückgeschickt hat.
     

    Vor dem Rathaus halten wir. Das Treffen hat bereits begonnen, daher ist hier draußen nichts mehr los.
    Der Türsteher nickt höflich und richtet die folgenden Worte an mich: „Dies ist ein Ort des Friedens. Keine kriegerischen Handlungen sind gestattet. Wenn Ihr Waffen tragt, entledigt Euch ihrer unverzüglich.“ Also ich hab nur die Waffen einer Frau dabei, aber die leg ich bestimmt nicht ab, also schüttle ich den Kopf und trete ein. Ein Hexer nimmt mir meinen Mantel ab. Dabei glotzt er mich ziemlich offensichtlich an, zumindest für meinen Geschmack. Dieses Wechselspiel meiner Haar- und Augenfarbe zieht lästig viel Aufmerksamkeit an. Mein Kleid wahrscheinlich auch.
    Entlang der Treppe hinauf zum großen Saal stehen zahllose Wachen, die mich keine Sekunde aus den Augen lassen. Wobei wir wieder bei der Aufmerksamkeit wären.
    Eine weibliche Stimme erfüllt die Luft mit Keltischer Musik. Hinter dem Vorhang, den zwei Gorillas für mich lüften, erkenne ich dann Hope, die atemberaubend schön singt.
    Im Kreis um sie herum repräsentieren die Oberhäupter ihren Zirkel mit feinen Roben. Ich erkenne meinen Vater und meinen Bruder Artis, der neben ihm steht.
    Alexej ist auch unter ihnen. Er trägt ein Fell um die Schulter geschlagen, das aussieht, als

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