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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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würde es von einem Wolf stammen. Wenn das die Leute der Tierschutzorganisation PETA sehen, hat er ein Problem. Junus steht neben ihm, zusammen mit den Oberhäuptern, die mir allesamt unbekannt sind.
    Und dann erkenne ich ihn – Beliar, dessen Oberkörper ein lederner Brustpanzer ziert. Sein Blick ist auf seine Verlobte gerichtet, die gerade die letzten Worte ausgestoßen hat. Sogleich kommen alle Gefühle wieder hoch.
    Jubelndes Klatschen geht durch die Reihen der Zuschauer, die in einiger Entfernung hinter ihrem jeweiligen Oberhaupt stehen. Von hier oben aus betrachtet, sind die Zirkel in einem Pentagramm angeordnet, in dessen Zentrum die Oberhäupter stehen.
    „Junus, wo ist meine Schwester?“, fragt Artis, mein leiblicher Bruder.
    Das ist mein Stichwort, das mich abrupt aus meinem Beliar Anschmachten reißt.
    Ich atme tief durch und trete zur Treppe, die in den unteren Bereich führt, in dem die Hexen und Hexer stehen.
    Mit einem gehauchten „
Please don`t stop the music
“ von Rihanna verzaubere ich die Leute im Orchester, die sogleich Léo Delibes‘ Arie „
The flower duet
“ aus der Oper
Lakmé
zu spielen beginnen. Das Lied ist toll, habs mal in einem Fernsehspot gehört.
    Alle Augen sind schlagartig auf mich gerichtet. Tja, die Haare sind ein ziemlicher Hingucker. Beliar mustert mich intensiv. Junus, Artis und meinem Vater steht der Mund offen. Wow, Selbstbewusstseinsboost.
    Einen Wimpernschlag später singe ich aus Leibeskräften. Dabei schreite ich langsam die Treppe hinab.
    Im Mittelpunkt des Pentagramms angelangt, drehe ich mich abwechselnd jedem Oberhaupt zu. Mein Vater sieht fasziniert aus, als ich meinen Arm nach ihm ausstrecke. Artis, ist nur am Wegschmachten.
    Bei Alexej angelangt, erkenne ich seinen lauernden Blick. Ihm gefällt sichtlich, was ich hier mache – den anderen Männern übrigens auch. Ihre Gefährtinnen sehen allerdings weniger begeistert aus.
    Als ich bei Beliar angelangt bin, pocht mein Herz so stark, dass ich Angst habe, er könnte es spüren. Sein Blick ist emotionslos, beinahe kaltherzig. Das spornt mich noch mehr an, ihm zu zeigen, welch stolze Frau hier vor ihm steht. Auch ohne ihn geht es mir bestens. Die hinterlistige innere Stimme meldet sich, die mir sagt, dass es mir beschissen geht.
    Die letzten Töne verlieren sich in der Wahnsinns-Akustik des Saales. Nach ein paar Sekunden klatscht die Menge wild drauflos.
    Mein Vater hat anscheinend nur darauf gewartet, denn schnurstracks kommt er auf mich zu. Kurz habe ich Schiss, er könnte mir vor allen Leuten die Hölle heißmachen, da ich ihn ja auf dem Schlachtfeld ganz schön bloßgestellt habe, doch er nimmt meine Hand im nächsten Augenblick in seine und führt sie sich an die Lippen.
    „Du bist das Schönste, was ich jemals gesehen habe Tochter“, erklärt er – für alle hörbar. Ich glaube, ich werde sogar rot.
    Ich bin so froh über seine Worte, dass ich mich mit übermenschlicher Kraft zurückhalten muss, um ihm nicht um den Hals zu fallen.
    Im nächsten Moment übergibt mein Vater meine Hand in die meines Bruders. Artis küsst sie ebenfalls. „Schön dich wiederzusehen Schwester.“ Ich nicke leicht.
    Mein Herz tut weh, wenn ich daran denke, wie sehr ich ihn vermisst habe. Auch er hat sichtlich Probleme, auf Abstand zu bleiben, aber keiner will vor den anderen Zirkel Schwäche zeigen. Wir sind schließlich Owens, der Stolz muss bei uns genetisch sein.
    Mein Vater stellt mir die anderen Oberhäupter vor. Die Männer küssen ebenfalls meine Hand, während sie mich mit leeren Worthülsen, bestehend aus überschwänglichen Komplimenten, bombardieren. Wieso werd ich das Gefühl nicht los, dass sie sich bloß bei meinem Vater einschleimen wollen?
    Alexej zwinkert mir sogar zu. Mann, wie unpassend ist das denn? Hoffentlich hat das mein Dad nicht gesehen.
    Bei Beliar angelangt, muss ich all meinen Mut zusammennehmen, um seinen Blick ebenso emotionslos zu erwidern.
    Mein Vater meint – etwas zu abschätzig für meinen Geschmack: „Beliar kennst du ja bereits.“ Das kannst du laut sagen.
    „Beliar“, grüße ich ihn unbeeindruckt.
    „Raven“, erwidert er ebenso gleichgültig, während er meine Hand küsst.
    „Ich gratuliere dir zur Verlobung“, presse ich lächelnd hervor. „Du musst ein glücklicher Mann sein“, spotte ich. Ja okay, das war frech, aber ich konnts mir nicht verkneifen. Er nickt nur gelangweilt.
    Der Gegenangriff kommt aus Hopes Richtung, die sich an ihren Liebsten drückt. Taktisch kluger

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