Wer braucht schon Zauberfarben?
Ein „Darauf warte ich schon viel zu lange“ aus seinem Munde, gefolgt von seinem Körper, der sich an mich presst, lässt mich in Alarmbereitschaft gehen.
Er ist erregt, grapscht mir an den Po und drückt seine Lippen auf meine. Wütend will ich ihn von mir wegdrücken, doch er ist zu stark. Ich hab keine Energie mehr, ihm eine mit meinen Zauberkräften zu verpassen. Hab anscheinend vorhin all mein Pulver verschossen. Wild boxe ich auf ihn ein, da lässt er von mir ab, drückt mich aber dennoch ans Geländer.
„Dass du es wagst über mich herzufallen, wie ein räudiger Hund“, raune ich wild. „Lass mich sofort los.“
„Du willst es doch auch, also zier dich nicht so. Ich habe gesehen, wie du mich mit deinen Blicken gelockt hast“, erklärt er forsch.
Was
? Nein Mann, da hast du was in den falschen Hals gekriegt.
Meinem Schlag weicht er aus, krallt sich meine Handgelenke, drückt meinen Rücken kraftvoll ans Geländer und presst meine Hände dabei seitlich an die Brüstung.
Mein Kopf hängt bedrohlich über dem Abgrund, während er meinen Hals brutal küsst und sich an mir reibt.
Ich will schreien, aber er drückt mir die Kehle sogleich mit seiner Pranke zu. Mehr als ein Keuchen kommt da nicht raus.
In meiner absoluten Verzweiflung schreie ich in Gedanken, was ihn nur minimal zurücktaumeln lässt. Es reicht aber nicht, um ihn abzuschütteln.
„Hör auf, dich zu wehren“, herrscht er mich an.
Im nächsten Augenblick vernehme ich ein Brüllen, wie das eines Löwen. Zwei Sekunden später wird Alexej von mir weggerissen. Beliar zieht mich an sich, damit ich nicht über die Brüstung falle. Meine Knie geben nach. Ich huste mir die Seele aus dem Leib, weil meine Kehle nun frei ist.
Beliar muss sich sichtlich zurückhalten, um ihm nicht mit der puren Kraft seiner Gedanken den Kopf abzureißen, so wütend sieht er gerade aus.
Seine Präsenz allein reicht schon, Alexej zur Salzsäule erstarren zu lassen. Im nächsten Moment räumt er das Feld wie ein Angsthäschen.
Als ich zu meinem Retter aufblicke, raunt der ein ärgerliches: „Was ist in dich gefahren, mit dem Hexer, den man den Pfähler nennt, alleine hier herauszugehen?“
Pfähler
? Erinnere mich daran, Junus umzubringen.
„Was geht dich das an? Du bist weder mein Ehemann, noch mein Bruder“, krächze ich wild.
Beliar knurrt, packt mich an beiden Schultern und schüttelt mich. „Gerüchte sagen, er macht dir den Hof. Schläfst du mit ihm?“
Was
? Hey, ich hab ihn heute erst kennengelernt, wie kann es da schon Gerüchte geben?
„Schläfst du schon mit ihr?“, kontere ich. Das nimmt ihm sichtlich den Wind aus den Segeln. Wild reiße ich mich von ihm los und wende ihm den Rücken zu.
„Wieso bist du uns gefolgt?“, flüstere ich gepresst.
„Ich wusste, dass er über dich herfällt. Sein Ruf eilt ihm voraus. Und du hast es sogar noch herausgefordert. Dein Kleid raubt jedem Mann in dem Saal den Verstand“, erklärt er.
„Ich wollte dich damit ärgern. Dich mit den Blicken der anderen Männer eifersüchtig machen“, gestehe ich.
Ich spüre, dass er dicht hinter mir steht. Sein Atem streift mein Ohr. Ich schließe die Augen, weil seine Nähe kaum zu ertragen ist.
Beliars Hand streicht über meinen nackten Rücken. Ich kipp gleich weg vor Aufregung. „Die Verlobung ist ein Gerücht, dass ich selbst streuen ließ. Ich habe nicht mit ihr geschlafen“, flüstert er. Mein Herz zieht sich krampfhaft zusammen.
„Ich habe Alexej heute erst kennengelernt. Er versucht mich anzumachen, aber ich will nichts von ihm. Er ist eben nicht du. Keiner ist es“, gebe ich zu.
„Ich bin eifersüchtig“, gesteht Beliar. „Auf jeden, der es wagt, dich anzusehen. Deine Schönheit raubt mir den Atem. Dein Gesang bringt mich um den Verstand. Ich habe die Erinnerungen des Raben gesehen. Du hast mich verzaubert und das vermag niemand sonst zu tun. Du bist mir ebenbürtig. Wenn ich könnte, würde ich dir zeigen, wie sehr ich dich in diesem Moment will.“ Das Herz schlägt mir bis zum Hals, denn seine Stimme ist pure Erotik für meinen Körper.
„Dann willst du also auch nur meinen Körper“, mutmaße ich überheblich.
Er schnaubt laut. „Ich will dich. Sie ist nicht du, Raven. Keine ist es“, flüstert er.
„Du solltest zu ihr zurückkehren. Sie vermutet sicher, dass du bei mir bist“, rate ich ihm.
„Mein Zwilling ist bei ihr“, informiert er mich. Hey, er hat einen meiner Zauber nachgemacht. Ja, ist ganz praktisch so ein
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