Wer braucht schon Zauberfarben?
Körper verursacht. Das ist ja mal wieder typisch für mich. Von einem Schlamassel in den nächsten.
Schnell stehe ich auf und versuche, die Zellentür aufzuhexen, doch mein Zauber wirkt nicht. Wunderbar.
Okay, fassen wir mal zusammen: Junus wird mich für die nächsten paar Tage nicht vermissen. Mein Vater weiß nichts von meinem Überraschungsbesuch, also wird er auch nicht stutzig werden, wenn ich gar nicht bei ihm ankomme. Beliar weiß auch nichts von meinem Trip ins Mittelalter und ich bin im Tower der Inquisition gefangen, in dem ich nicht hexen kann. Keine Panik. Keine Panik, wiederhole ich wie ein Mantra.
„Da ist Euch ja ein Schmuckstück ins Netz gegangen, McConnor“, ertönt eine männliche Stimme, die zu einem dicken Mann mit kahl geschorenem Schädel gehört, der mit seinem Schlüsselbund an die Gitter klopft.
Okay, Panik.
McConnor
? Der Lord ist zurück. Jemand hat ihn aus dem Gefängnis in New York befreit. Das Herz schlägt mir bis zum Hals.
Umso verblüffter bin ich, als Gillean vor meiner Zelle auftaucht. Oh, oh. Ich hoffe, er heißt nur zufällig so wie der Mann, den ich zu Fall gebracht habe. Ich weiche automatisch zurück, als der Dicke die Zellentür aufschließt.
„Keine Tricks, deine faulen Zauber funktionieren nicht, dafür haben wir gesorgt“, informiert mich der Kerkermeister.
Gillean tritt an mich heran. Ich spüre bereits die kalte Mauer in meinem Rücken, die mich daran erinnert, dass ich hier gerade gewaltig in der Falle sitze.
Der junge Mann zieht mich an sich und zerrt mich grob am Ellbogen neben sich aus der Zelle. Gemeinsam steigen wir Treppen hinab.
Schreie durchbrechen plötzlich die Stille. Ich hab mich so erschrocken, dass ich sogar gestolpert bin. Gillean bewahrt mich vor dem Fall.
Was war das? Oh, oh. Das klingt verdächtig nach Folter. Gillean scheint nicht beunruhigt zu sein, dass sich da gerade jemand die Seele aus dem Leib schreit.
Im Gegenteil, vollkommen emotionslos zieht er mich weiter nach unten. Jetzt sag nicht, er will mich auch foltern. Meine Kehle schnürt sich bei dem Gedanken zusammen. Ich wehre mich, will mich aus seinem Griff befreien, doch Gillean lässt nicht locker.
„Nein“, hauche ich. Meine jämmerliche Gegenwehr beeindruckt ihn kaum. Er ist viel zu stark und ich von diesem Ast um meine Handgelenke geschwächt, der mir brennende Schmerzen bereitet.
Nachdem er mich einen langen Flur entlangdrückt, der an Zimmern vorbeiführt, aus denen Schreie und Klagelaute zu hören sind, stößt er eine Tür, die zu meiner ganz persönlichen Hölle führt, auf. Wir sind in einem Raum voller abartiger Folterinstrumente angekommen. Ich fühle mich schlagartig in einen Horrorfilm versetzt. Das Dumme ist nur, ich bin die Hauptdarstellerin und das hier ist real.
Sogleich schreie ich in Gedanken nach Beliar und meinem Vater. Das geht grad gar nicht. Die müssen mich hier so schnell wie möglich rausholen, bevor er mir wehtun wird.
Gillean zieht mich vor ein Teil das aussieht, wie ein Sarkophag, der halboffen steht. Im Inneren sind spitze Nägel angeordnet. Wenn sie das Teil mit einem drin zuklappen, wird man von den Spitzen durchbohrt.
Okay, das ist zu viel. Meine Beine geben nach. Gillean bewahrt mich vor dem Absturz. Okay, mir geht der Arsch auf Grundeis. Panisch fixiere ich das Teil vor mir.
„
Gillean
“, setze ich an.
„Du sprichst nur, wenn ich es dir befehle“, raunt er. Allerdings nicht ganz so energisch, wie er es als Folterknecht tun sollte. Das lässt mich etwas hoffen.
Er stellt sich hinter mich, damit ich absolut freie Sicht auf das abartige Instrument habe und verlangt: „Sag mir den Namen deiner Familie.“ Uh. Nächste Frage.
„Ich kann nicht“, hauche ich ängstlich.
„Sag es oder ich stecke dich da rein“, droht er. Jetzt mach mal halblang.
Ich ziehe scharf die Luft ein und krächze: „
Was
? Das ist nicht dein ernst. Hast du dir das Teil schon mal genauer angesehen? Das ist Wahnsinn.“
„Das ist der Sinn an einem Folterinstrument“, sagt er doch tatsächlich.
Okay, Strategiewechsel. „Ist dein Vater Lord Arthur McConnor? Das ehemalige Oberhaupt des schwarzen Ordens?“, versuche ich abzulenken.
„Wieso willst du das wissen,
Hexe
?“, fragt er mich.
„Das heißt also
ja
“, mutmaße ich. Toll, ganz toll.
Er reißt mich zu sich herum. „Weißt du, wo er ist?“, fragt er aufgebracht.
„Ja“, hauche ich ängstlich.
„Sag es mir!“, verlangt er. Dabei schüttelt er mich kräftig durch.
„Lass mich und
Weitere Kostenlose Bücher