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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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die anderen Gefangenen frei, dann sag ich es dir“, biete ich ihm an.
    „Das ist ein Trick“, verkündet er, während er mich zum nächsten Folterinstrument schleift. Das ist ein Stuhl, ebenfalls mit Stacheln auf der Sitzfläche. Ich keuche vor Angst.
    „Der Name deiner Familie, sag ihn mir
Hexe
“, verlangt er erneut.
    „Ich liebe meine Familie, niemals würde ich sie der Folter ausliefern. Wenn du als Hexer geboren wärst, würdest du deinen Vater auch nicht ausliefern“, erkläre ich zitternd.
    Er zieht mich weiter, stößt mich auf eine Art hölzernen Tisch und presst mich mit seinem Körper darauf. Dabei befestigt er meine bereits zusammengebundenen Handgelenke an einen Riemen.
    Ich wehre mich, schreie aus Leibeskräften, doch er ist zu stark, reagiert auf keinen meiner Zauber.
    Auch das Folterinstrument selbst, von dem ich ausgehe, dass es eine Streckbank ist, lässt sich nicht verhexen. Gillean ist schon bei meinen Beinen angekommen, die er daran festbindet. Ich bin so in Panik, dass ich kaum atmen kann.
    „
Gillean
“, rufe ich, doch er kurbelt schon an einem Mechanismus, der einen gegengleichen Zug auf meinen Körper ausübt. Nur ganz leicht werde ich in die Länge gestreckt, aber gleich wird er mir damit Schmerzen zufügen.
    Vorher verlangt er aber noch: „Der Name,
Hexe
.“ Ich schüttle den Kopf.
    „
Hör auf
“, schreie ich, doch er dreht an dem Mechanismus. Der Zug auf meinen Körper verstärkt sich.
    In meiner Verzweiflung schreie ich unter Tränen: „VATER, HILF MIR!“
    Schlagartig verschwindet die Kraft, die meinen Körper in die Länge ziehen will.
    Ich lächle, weil ich denke, mein Vater ist hier, um mich zu befreien, doch es ist Gillean, der im nächsten Augenblick meine Fesseln löst und mich von dem Ding runterzieht.
    Mein Körper ist weich wie Pudding. Krampfhaft versuche ich mich an ihm festzukrallen, damit ich nicht den Verstand verliere.
    Gillean greift nach meinem Kinn, hebt meinen Kopf an und mustert mich intensiv. Meine Tränen sind so heiß, dass sie meine Wangen fast verbrennen.
    Mit qualvollem Gesichtsausdruckt verlangt er: „Rede endlich Raven.“ Seine Worte sind so flüsterleise, dass ich Probleme habe, ihre Bedeutung zu verstehen. Vollkommen fertig klappe ich im nächsten Augenblick zusammen.
     

    Schreie eines Mannes wecken mich. Er liegt in der Zelle nebenan und windet sich vor Schmerz. Sie haben ihn übel zugerichtet. Sogleich fluten die Bilder der Folterinstrumente meinen Geist. Ich halte mir die Ohren zu, damit mich seine Laute nicht in den Wahnsinn treiben. Da ich ihn immer noch hindurchhören kann, beginne ich selbst aus Leibeskräften zu schreien.
    Die Mauern erzittern, Staub und Brocken lösen sich, aber der Zauber, der uns hier eingeschlossen hält, bleibt ungebrochen.
    Jemand stürmt herein und zieht mich hoch. Es ist Gillean.
    „Raven, beruhige dich“, verlangt er flüsternd. Ich schlage gegen seine Brust, versuche meine Angst in Aggression zu wandeln. Er hält mir den Mund zu und schleift mich nach draußen.
    „Die müsst Ihr besonders hart rannehmen McConnor. Sie ist noch nicht gebrochen“, ruft uns der dicke Kerkermeister hinterher.
    Den Weg in die Folterkammer bekomme ich nur bruchstückhaft mit. Erst als mich Gillean an die Wand presst und mir: „Hör auf, dich zu wehren“, an die Birne knallt, erwache ich halbwegs aus meiner Trance.
    „Was ist mit ihm geschehen?“, hauche ich.
    „Von wem sprichst du?“, will er wissen.
    „Der Mann, in der Zelle neben mir“, erkläre ich.
    „Er wurde gefoltert“, antwortet Gillean.
    „Von dir?“, will ich wissen.
    „Nein, die Folterungen übernimmt normalerweise jemand anderer“, informiert er mich.
    „Kommt dieser Jemand gleich durch die Tür und tut mir dasselbe an, wie dem Mann da oben?“, flüstere ich aufgebracht.
    „Nein. Ich übernehme das bei dir“, informiert er mich. Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll.
    „Wieso?“, hauche ich.
    „Weil ich es sage“, herrscht er mich an.
    „Wieso hören sie auf dich?“, will ich wissen.
    „Weil ich das Oberhaupt des schwarzen Ordens bin“, ist nicht die Antwort, die ich erwartet hatte.
    „Das ist ein Scherz?“, taste ich an.
    „Nein“, klärt er mich auf.
    „Aber du bist so jung“, versuche ich zu argumentieren.
    „Mein Vater hat mich als seinen Nachfolger ernannt, bevor er verschwunden ist. Als hätte er gewusst, was mit ihm passieren würde“, stößt er vor Zorn speiend aus.
    Wieso hätte Lord McConnor das tun

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