Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
Ich habe dir nicht alles gesagt.“
Er ist fuchsteufelswild: „Ich bin dein Bruder. Wieso solltest du mir etwas vorenthalten?“
„Um dich zu schützen“, erkläre ich.
„Wovor?“, will Beliar wissen. Ich schweige dazu. Junus rauft sich erneut die Haare. Er ist fast am Durchdrehen.
„Was hat es mit dem Gesicht von Lord McConnor und der Information, dass er der Mörder ist auf sich Hope. Wieso wolltest du gerade diese Erinnerung bewahren? Sag schon“, fordert mein Bruder.
„Das ist Teil des Plans“, wiederhole ich mich.
„
Welcher Plan denn
?“, ruft Junus aufgebracht.
„Tut mir leid, aber er ist mir entfallen“, erkläre ich.
Beide Männer ziehen synchron die Augenbrauen hoch. „Was soll das heißen, er ist dir entfallen?“, schnauzt mich Junus an. Sein Beschützerinstinkt geht gerade vollkommen mit ihm durch.
„Genau das, was es heißen soll“, erkläre ich.
„Du sagst mir jetzt auf der Stelle, was das soll Hope oder … oder ich schwöre dir, ich entreiße dir die Erinnerungen daran gewaltsam“, raunt Junus.
Ich bleibe ganz cool. „Tu, was du nicht lassen kannst.“
Junus tauscht mit Beliar Blicke aus und erklärt: „Ich liebe dich Hope, mehr als alles andere auf dieser Welt. Niemals lasse ich es zu, dass du dich in Gefahr bringst. Auch, wenn das bedeutet, dass ich dir wehtun muss.“ Ich hatte schon damit gerechnet, dass mich Beliar von hinten packt und mir den Mund zuhält, als mich mein Bruder mit dieser Rede abgelenkt hat.
Daher wehre ich mich auch nicht. Junus kommt näher, flüstert ein: „Verzeih mir“ und drückt seine Stirn auf die meine. Ich fühle, wie er in meinen Erinnerungen stöbert, darauf bedacht, meinen Plan zu finden. Ich überlasse ihm freiwillig all meine Erinnerungen.
Nach ein paar Minuten löst sich mein Bruder von mir. Junus versucht ruhig zu bleiben, schafft es aber nur bedingt. „Sag, dass das nicht wahr ist Hope.“ Ich lächle scheu. Erneut rauft er sich die Haare.
„Was hast du gesehen?“, will Beliar wissen.
„Nichts. Sie kann sich nicht erinnern.“
„Was soll das heißen? Wer hat ihr die Erinnerungen genommen?“ Beliar scheint auch schon langsam die Geduld zu verlieren. Ich lächle, weil sein Kinn bereits blau anläuft, je länger wir hier stehen. Genauso wie meine Faust, die vor Schmerz pocht. Das wars absolut wert.
„Sie hat sich die Erinnerungen an ihren Plan selbst genommen. Alles, was sie weiß ist, dass sie einen Plan hat. Hope kennt nur denjenigen, dem sie ihre Erinnerungen ausgehändigt hat.“
„Wer ist es?“, fragt ihn Beliar.
„Ein Rabe“, antwortet Junus.
Beliar reißt die Augen. „Welcher Rabe?“
Ich lächle. „Na ein Rabe. Schwarzes Gefieder, etwas größer als eine Taube. Nicht zu verwechseln mit einem Falken oder einem Steinadler “, spotte ich. Ha. Jetzt gehören deine Worte mir. „Der Rabe ist doch das Symbol für den Gott der Unterwelt. Er gilt als Verkünder von Unglück und Elend. Ich fand das sehr passend. Vielleicht nenne ich in Beliar“, ergänze ich grinsend. Beliar hat sichtlich zu kämpfen, keinen gemeinen Zauber auf mich loszulassen.
„Wer hat dir gesagt, was deine Tätowierungen bedeuten?“, will Junus aufgebracht wissen.
„Hallo, schon mal was von Internet gehört? Die Bedeutung des Drachens kenne ich daher auch. Er steht für Kraft, Unzähmbarkeit und Angriffslust. Es ist das Symbol für kriegerische Handlungen. Das erklärt auch das Gesicht, das du gemacht hast, als mich die Symbole erwählt haben, Bruder.“
„Ich wollte dir keine Angst machen Hope“, redet er sich raus.
„Siehst du mich etwa vor Angst schlottern?“, formuliere ich die Gegenfrage.
„Wo ist der Rabe Hope?“, will Beliar wissen.
„Das weiß ich nicht. Es ist ein Rabe. Er schwirrt sicher irgendwo herum.“
„Wieso blieb er uns verborgen?“, fragt Beliar daraufhin.
Mein Bruder antwortet für mich: „Sie hat ihn verzaubert, damit nur sie ihn sehen kann. Woher kannst du das eigentlich alles? Wer hat dir den Zauber gezeigt?“
„Niemand. Ich habe herumexperimentiert, bis es geklappt hat“, gestehe ich.
„Hope, das ist total verrückt. Du hast einem Tier deine Erinnerungen gegeben. Und dann noch einem Raben. Sie stehen in Verruf, Werkzeuge dunkler Künste zu sein. Bist du des Wahnsinns? Deine Erinnerungen könnten jemand anderem in die Finger fallen. Außerdem, woher hast du den Vogel überhaupt?“
„Er verfolgt mich. Anfangs dachte ich, es wäre Zufall. Immer, wenn ich traurig bin, kommt er zu mir, um
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