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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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bist verrückt
Weib
.“
    Ich lächle. Einen Wimpernschlag später hole ich zu einem Kinnhaken aus, mit dem ich ihn, dank der Melodie von „
I was born this way baby
“ von Lady Gaga in meinem Kopf, sauber niederstrecke. Naja, meine Magie scheint bei ihm nicht zu wirken, aber er ist trotzdem zu Boden gegangen. Alle Zuschauer haben zugleich die Luft scharf in ihre Lunge gezogen. Junus steht der Mund sperrangelweit offen.
    „STEH AUF, MISTKERL“, brülle ich aufgebracht. Das Lagerfeuer schlägt bis zum Himmel hinauf. Die gesamte Tierwelt des Waldes scheint zu flüchten. Vögel steigen in Scharen auf. Beliar schüttelt den Kopf, um wieder einigermaßen zu sich zu kommen und erhebt sich.
    Herausgefordert trete ich an ihn heran. „Los schlag zu. Damit drohst du mir doch die ganze Zeit. Tu es. Ich erlaube es dir sogar“, rufe ich wild und schupse ihn weg.
    „Hope, hör auf“, ruft mein Bruder aufgebracht und zieht mich von Beliar weg. Wütend entziehe ich mich der Umklammerung meines Bruders.
    Beliar malmt die Zähne aufeinander. Er hat sichtlich Mühe, sich im Zaum zu halten. „Wer bist du?“, stößt er raunend aus.
    Die Männer um uns herum sind gerade aus ihrer Schockstarre erwacht und greifen nach ihren Waffen.
    „Ich bitte euch“, stößt mein Bruder belustigt aus. „Sie hat schon Häuser gesprengt, da habt ihr noch versucht, Flämmchen aus der Handfläche zu zaubern.“
    Ich lächle, summe weiter und hexe mir eine schwarze Lederhose mit Korsage. Der Stoff streicht mir sogleich über den Körper. Junus sieht mich überrascht an. Hey, ich wusste selbst nicht, dass ich das kann.
    Beliar zieht überrascht die Augenbrauen hoch. Mein Bruder stellt sich neben mich und erklärt: „Darf ich vorstellen: H ailey O livia P rudence E nya – oder auch kurz Hope – Dewitt beau Ador. Meine Schwester. Hope, darf ich vorstellen: Lord Beliar Amael Tristen Fionn O`Neill, Oberhaupt des Hexenzirkels der westlichen Hemisphäre.“
    Beliar realisiert gerade, dass die Frau, die er die ganze Zeit über haben wollte, näher war, als er gedacht hätte.
    „Dass du es wagst, mich zu täuschen Junus“, brüllt er meinen Bruder an.
    „Falsch“, entgegne ich völlig gelassen. „
Ich
habe dich getäuscht. Das ist eine Sache, zwischen dir und mir. Mein Bruder hat damit nichts zu tun. Junus ist dir treu ergeben Beliar. Er wollte mich die ganze Zeit über zu dir bringen. Er war es, der mich beschützen wollte. Auch vor mir selbst.“
    „Ich werde alles erklären Herr“, beschwichtigt Junus.
    „
Nein
“, pfeife ich ihn mit emotionslosem Blick zurück, den ich die ganze Zeit über auf Beliar gerichtet halte. „Keine Worte. Gib ihm deine Erinnerungen Junus. Gib ihm alles, ab unserem Aufeinandertreffen im Haus meiner Zieheltern bis zu dem Zeitpunkt, als du meine Kräfte und Erinnerungen an dich nahmst.“
    „Hope, bist du dir sicher? Er wird alles sehen“, lenkt mein Bruder ein.
    „Ich habe nichts zu verbergen“, verkünde ich.
    „Erlaubt Ihr es Herr?“, fragt Junus.
    Beliar nickt nur. Mein Bruder tritt an ihn heran. Sie lehnen die Stirn aneinander.
    Nun sieht Beliar alles. Das erste Wiedersehen mit meinem Bruder, meinen Zusammenbruch, als ich erfuhr, dass alle meine Elternpaare tot sind und ich eine Hexe bin. Meinen kompletten Initiationsritus – vom Tätowieren bis hin zum Tanz mit meinem Bruder.
    Unser Gespräch, als er mich durch den Wald getragen und mir von dem Mann erzählt, der ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt hat. Meine zahllosen, gescheiterten Zauberversuche.
    Als mich mein Bruder aus meinem Zuhause geholt hat, das ich zerstört habe. Die Erkenntnis, dass meine Kräfte an meiner Stimme hängen.
    Das erste Mal, als mich Junus turnen sah. Die Reaktion meines Bruders, nachdem ich ihm von meinem Plan erzählt habe, den Mann, der Anspruch auf mich erhebt, auf seine aufrichtige Liebe zu mir zu testen und die Bitte, mir zu helfen, ihm als Mensch ohne Erinnerungen an die magische Welt gegenüberzutreten. Das Gespräch mit Fynn, als ich von dem Dorf in Irland erfahren habe, das mit einer Tochter als Tribut eines Paktes, bezahlen muss. Das Telefongespräch, das Junus nach Irland beordert hat. Die Verzweiflung meines Bruders über die Erkenntnis, dass er wohl keine andere Wahl hat, als mir zu helfen. Bis hin zu dem Ritual, das mir meine Kräfte und Erinnerungen genommen hat.
    Alles vermischt sich nun mit Beliars Wissen über mich. Nach ein paar Minuten lösen sich die Männer voneinander.
    Beliars Blick ist nicht zu deuten.

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