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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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mich zu trösten. In der Nacht, als ich dich mit dem Schlaftrunk außer Gefecht gesetzt habe, ist er mir wieder begegnet. Sagen wir mal so, das Gesicht des Mörders auf meiner Haut zu tragen, hat mich kurz etwas aus der Bahn geworfen, obwohl es meine Idee war. Zum ersten Mal, hat er sich von mir streicheln lassen. Plötzlich hat er den Kopf an meine Stirn gelegt und ich konnte seine Erinnerungen sehen. Er hat sie mir geschenkt Junus. Es war der absolute Wahnsinn. Ich sah seine Erinnerungen so, als wären es meine eigenen. Als wäre ich selbst der Rabe. Ich habe mich in die Lüfte erhoben, konnte Städte, Wälder, Meere sehen. Und nicht nur das, ich spüre seine Gefühle.“ Ich lächle scheu. „Er mag mich, fühlt sich zu mir hingezogen. Ich glaube, es hängt mit dem Symbol des Raben auf meiner Haut zusammen, aber genau weiß ich es nicht. Auch ich kann die starke Verbindung zwischen uns spüren. Instinktiv weiß ich, dass ich ihm vertrauen kann, also gab ich ihm meine Erinnerungen an den Plan.“
    „Wieso hat er dich dann angegriffen?“, will Beliar wissen.
    „Ich weiß nicht, vielleicht war er irritiert, weil ich ihn nicht erkannt habe. Er wollte mir sicher dabei helfen, mich zu erinnern.“
    „Wieso hast du dir selbst die Erinnerungen genommen?“, fragt Beliar weiters.
    „Ich kann mich nicht erinnern, aber so wie ich mich kenne, ist der Plan … sagen wir mal so, etwas extrem. Aus irgendeinem Grund darf nur ich davon wissen. Ich wusste wohl, dass Junus ausrasten wird, wenn er erfährt, dass ich ihm nicht alles erzählt habe, was ich plane. Er würde mit allen Mitteln versuchen, mich zu schützen. Natürlich auch vor mir selbst.“ Ich lächle. „Irgendwie eigenartig, nicht zu wissen, was man selbst geplant hat.“
    „Du treibst ein sehr gefährliches Spiel. Das ist höhere Magie, die du an dir selbst ausprobierst. Und das ohne Erfahrung. Du könntest dich damit in den Wahnsinn treiben“, stößt Beliar abschätzig aus.
    „Scheinbar reichen meine Kräfte, um dich in die Irre zu führen. Du bist doch der stärkste Hexer dieser Zeit oder etwa nicht?“, stoße ich überlegen aus.
    „Hope – du bist meine Schwester und ich liebe dich von ganzem Herzen, aber manchmal machst du mir echt Angst.“ Ja, ich mir auch Bruder.
    „Was soll ich sagen, ihr zwei sagt mir doch ständig, ich sei verrückt. Vielleicht haben die Herren der Schöpfung ja recht“, spotte ich. Das war so frech, dass sich beide Männer gleichzeitig ansehen. Ihre Blicke vermag wohl niemand zu deuten.
    „Ruf den Raben, Hope“, verlangt Junus.
    „Das kann ich nicht. Er kommt immer nur, wenn ich traurig bin.“
    „Dann sei traurig“, verlangt er. Ich lächle. Junus rauft sich wieder mal die Haare.
    „Und was jetzt Hope? Was passiert jetzt? Wie geht es weiter?“ Okay, ich nerve meinen Bruder gewaltig.
    Ich lächle und erkläre. „Jetzt wirst du mich schlagen Bruder.“ Allen ist gerade die Kinnlade heruntergeklappt. Zur Erklärung ergänze ich: „Nachdem Beliar von seinem, hier herrschenden, Recht zurückzuschlagen nicht Gebrauch gemacht hat, was ich eigentlich gehofft hatte, versteht sich.“
    „Du hast mich geschlagen und gehofft, dass ich zurückschlage?“, will Beliar wissen.
    „Nicht nur. Hauptsächlich wollte ich es dir heimzahlen, dass du mir mit irgendeinem Zauber den Kopf verdreht, mit mir geschlafen und mich dann fallengelassen hast“, gestehe ich emotionslos.
    Bei meinem Bruder hat Schnappatmung eingesetzt. „Ihr habt meiner Schwester die Unschuld bereits geraubt?“ Hey, wieso ist das so eine Überraschung für ihn? Er hat doch das Blut an meinen Schenkeln gesehen. Am nächsten Tag, als wir seinem Vater das erste Mal vorgespielt haben, wir würden es in seinem Bett miteinander treiben.
    „Ja“, gesteht Beliar ebenfalls emotionslos.
    „Sie ist erst sechzehn!“, stößt Junus wild aus. Beliar bleibt vollkommen ruhig.
    Junus muss sich sichtlich zusammenreißen, damit er dem Oberhaupt des Zirkels nicht an die Gurgel geht.
    „Daher also das Blut an deinen Schenkeln“, erklärt Junus. Ja klar, was hatte er denn gedacht, woher das kommt? Oh, ach so. Da gibt es ja noch andere Möglichkeiten.
    „Schlägst du mich jetzt Junus?“, frage ich nach.
    „Hope, schön langsam gehst du zu weit. Ich würde nie die Hand gegen dich erheben, das weißt du ganz genau. Der Schlag auf deinen Kopf geschah in einer Ausnahmesituation.“
    „Ich weiß Junus, aber dein Ziehvater wird uns nie glauben, dass ich weggelaufen bin und du mich

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