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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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will mir nur kurz die Füße vertreten und bin zum Fluss runter. Außerdem will ich auch ein bisschen allein sein, bevor wir gleich zurück in die Burg von Lord McConnor aufbrechen. Im Licht des Mondscheins knie ich am Wasser und zaubere etwas.
    Ich versuche, eine Brücke aus Eis über dem Fluss zu erschaffen und singe: „
Like a bridge over troubled water
“ von Simon & Garfunkel vor mich hin. Es klappt ganz gut. Als das Lied zu Ende ist, prangt eine sehr schöne Eisbrücke über dem Fluss.
    „Wird sie uns auch tragen?“, ertönt eine Stimme hinter mir. Ich mache keine Anstalten, mich zu Beliar umzudrehen.
    „Natürlich. Immerhin habe
ich
sie erschaffen“, kontere ich überlegen. Hoffentlich ist das auch wahr. Ich habs nicht ausprobiert.
    Er nähert sich der Brücke und betritt sie. Beliar streckt die Hand nach mir aus, doch ich folge ihm nicht. Das ist ein Trick, um mich anzulocken. Obwohl, warte. Ich habe keine Angst, meine eigene Brücke zu betreten, also stehe ich auf und stolziere über das raue Eis, bis ich nahe bei ihm bin.
    „Weshalb hast du eine Brücke erschaffen?“, will er wissen.
    Ich zucke mit den Schultern. „Kann man sicher irgendwann einmal brauchen.“
    „Deine Kräfte sind also mit deiner Stimme verwoben. Ich habe davon gehört, aber die Gabe ist sehr selten. Manche, so sagt man, können mit ihrem Gesang ganze Mengen in den Bann ziehen und sie nach ihrem Belieben lenken.“ Sagt man das. Naja, bei dir hat es schon mal nicht funktioniert. Mein Zauber ist an dir spurlos vorübergegangen.
    „Hast du deshalb entschieden, zu schweigen, weil du befürchtet hast, ich würde dich trotz deiner fehlenden Kräfte erkennen?“, will er wissen.
    „Nein, ich fürchte dich nicht Beliar.“ Er lächelt. Was ist so lustig daran?
    Er schweigt ein paar Minuten lang. „Ich habe nie etwas Schöneres gehört, als deine Stimme.“ Halt dich zurück Hope. Er ist es nicht wert.
    „Das ist dein erstes nettes Wort mir gegenüber. Komischerweise stößt du es erst aus, nachdem du weißt, wer ich bin. Das ist leider zu spät. Jetzt glaube ich dir deine Schmeicheleien nämlich nicht mehr. Genau diesen Zweck hat mein Test erfüllt. Wie ich bereits sagte, nun weiß ich zumindest, wie es um dein Herz bestimmt ist. Also tu mir einen Gefallen und erspar mir deine halbherzigen Komplimente.“ Ich war so in Rage, dass ich vergessen habe, mich auf meinen Zauber zu konzentrieren. Die Brücke löst sich im nächsten Augenblick in Luft auf. Beliars Arm hat mich an sich herangezogen. Unter uns prangt nun seine Brücke. Sekundenlang sehen wir uns in die Augen. Ich erinnere mich an die Frechheiten, die er mir an den Kopf geworfen hat und stoße ihn von mir. Ohne zurückzublicken suche ich das Weite.
    Junus ist gerade dabei unser Pferd für den Ritt vorzubereiten, als ich an ihn herantrete.
    „Bist du soweit?“, will er wissen.
    „Alles erledigt, bis auf die Schläge.“ Die ist mir Beliar noch schuldig. Er kommt soeben aus dem Wald. Innerlich wappne ich mich dafür.
    Beliar stellt sich vor mich hin. Ich will den Schlag nicht kommen sehen, schließe also die Augen. Seine Hand greift nach einer Handvoll Erde, reibt sie mir an meine Schläfe, fährt zärtlich meine Wange herab. Dann spüre ich, dass er mich umrundet. Seine Finger streifen über meinen Rücken. Was tut er da? Er soll mich schlagen, nicht mit Erde einreiben. Davon bekomme ich sicher keine blauen Flecken. Ärgerlich öffne ich die Augen. Er hat mir meine Kleider gestohlen. Ich stehe nur in Unterhose da, genauso wie ich hier angekommen bin. Schnell verdecke ich meine Brüste vor seinen gierigen Blicken.
    „Es sieht täuschend echt aus“, stößt Junus aus. Was denn?
    Ich hexe mir einen kleinen Spiegel und sehe es selbst. Meine Schläfe sieht aus, als ob er mir gerade den Schlag meines Lebens verpasst hätte. Ich schätze, meinen Rücken zieren Peitschenhiebe. Echt toller Zauber. Tut gar nicht weh. Warte mal, wieso hat sein Zauber diesmal gewirkt? Vielleicht, weil er nur die Erde verhext hat und nicht mich selbst.
    „Du kannst schon Dinge materialisieren“, stößt mein Bruder ungläubig aus.
    Ich zucke mit den Schultern. „Du warst ganze zwei Wochen in Besitz deiner Kräfte, bevor ich sie dir abgenommen habe“, ergänzt er vollkommen verblüfft. „Davon haben wir eine Woche gebraucht, bis wir wussten, dass deine Stimme der Schlüssel ist.“ Ich ignoriere ihn.
    „Können wir jetzt gehen?“, will ich wissen. Um ehrlich zu sein, will ich von Beliar

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