Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
„Etwas fehlt“, stößt er nach ein paar Sekunden, in denen er mich intensiver als je zuvor gemustert hat, aus.
„Wie hat sie die Tätowierung mit dem Gesicht von Lord McConnor erhalten?“, fragt er Junus. Jetzt wird es spannend.
„Ich habe diese Erinnerung selbst nicht, Herr. Hope hat es vor mir verborgen“, erklärt mein Bruder und sieht mich fordernd an.
Mein Bruder seufzt laut. „Könntest du mir mal verraten, wie verdammt nochmal du das angestellt hast, dich hinter meinem Rücken tätowieren zu lassen, obwohl du unter meiner ständigen Aufsicht standest? Ach und bitte erleuchte mich, ich habe keinen blassen Schimmer, wie du auf so eine Idee kommst, dir das Gesicht meines Ziehvaters auf die Haut stechen zu lassen.“ Okay, jetzt lässt er echt den Bruder raushängen.
Ich gestehe: „Ich habe dir am Abend vor der Abreise nach Irland einen Schlaftrank ins Glas gekippt – selbstgebraut“, ergänze ich lächelnd und mit Bezug auf seine Worte, als er mir den Trank zur inneren Reinigung vorgesetzt hat.
Junus scheint sich zu erinnern. „Deshalb hast du also darauf bestanden, dass wir an unserem letzten gemeinsamen Abend vor der Abreise eine Flasche Wein aufmachen.“
„Unter anderem“, bestätige ich.
Mein Bruder rauft sich die Haare. „Sag jetzt nicht, du bist nochmal allein zu Galahad.“
„Doch.“ Junus schüttelt den Kopf. Ich ignoriere sein leises vor sich hin Schimpfen und erkläre: „Ich habe ihm gesagt, er soll mich am Flughafen in Irland abfangen, bevor mich mein falscher Onkel findet. Galahad und ich waren sogar auf demselben Flug. Natürlich habe ich ihn zu diesem Zeitpunkt nicht mehr erkannt, da meine Erinnerungen weg waren. Ich habe Galahad gebeten, er solle mir die Geschichte auftischen, die er und ich in der Nacht zuvor, als du durch den Schlaftrank außer Gefecht warst, besprochen hatten. In dieser Nacht habe ich ihm die Anweisung für das Aussehen des Tattoos mit meinem Handy an seine Nummer übermittelt. Das Datum und die Uhrzeit der gesendeten Nachricht habe ich mittels Magie verändert, auf exakt den Zeitpunkt, an dem ich vor dem Zimmer meiner Zieheltern stand, bevor sie starben. Dem Zeitpunkt, ab dem du am nächsten Tag mein Gedächtnis löschen würdest. Es war mir klar, dass ich unbedingt wissen will, was in dieser Zeit passiert ist. Natürlich wusste ich auch, dass Galahad mehr brauchte, als nur die Nachricht, damit ich ihm Glauben schenke, also habe ich die Botschaft unter dem Tattoo verschlüsselt. Und zwar mit dem Code, zu dem ich eine besondere Beziehung habe, weil ihn mir mein Vater beigebracht hat. Die Nachricht konnte deshalb nur von mir stammen. Das hatte den Vorteil, dass ich mir so selbst eine Botschaft überbringen konnte. Selbst nachdem du mein Gedächtnis gelöscht hast Bruder.“
„Deshalb hast du also darauf bestanden, dass ich dir das Telefon lasse“, stößt Junus aus.
„Unter anderem“, erwidere ich.
Junus sieht so aus, als würde er gleich explodieren. „Wie zum Henker hast du Galahad dazu gebracht, dir das Oberhaupt des Schwarzen Ordens in Form eines Teufels auf die Haut zu stechen?“
„Wir haben kurz verhandelt, dann war er einverstanden“, antworte ich schulterzuckend.
Junus wird hellhörig. „Du hast ihm doch keinen Gefallen versprochen – sag schon Hope, womit hast du bezahlt? Ich dreh gleich durch.“
„Mach dir darüber keine Gedanken Junus. Ich bin gut im Verhandeln. Es war ein fairer Preis. Er hat mich nicht über den Tisch gezogen.“
„Hope – du hast ihm doch nicht … deinen Körper … ich meine.“
Was
?
„Bist du verrückt geworden? Natürlich nicht“, fauche ich meinen Bruder an.
„Was hat er verlangt?“, will Beliar wissen.
„Das geht nur mich und Galahad etwas an.“ Junus stößt einen verärgerten Laut aus und tigert unaufhaltsam auf und ab.
„Wieso hast du dir die Nachricht zusammen mit dem Bild des Mörders in die Haut stechen lassen, wenn du doch selbst wolltest, dass dich dein Bruder alles vergessen lässt?“, will Beliar wissen.
„Das, Beliar, gehört zu einem Teil meines Plans“, erkläre ich.
Mein Bruder stoppt abrupt. „Warte mal Hope. Von welchem Plan sprichst du genau? Davon hast du nie etwas erzählt, als wir über deine Alternative gesprochen haben.“
Ich lächle. „Ja, weil ich dir einen Teil vorenthalten habe“, gestehe ich.
Mein Bruder lässt die gesamte Luft auf einmal aus seiner Lunge entweichen und prustet: „
Wie bitte
?“
„Du hast mich schon richtig verstanden Junus.
Weitere Kostenlose Bücher