Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
Vom Netzwerk:
dass du uns Gesellschaft leistest.“ Das meint er nicht sarkastisch. Er ist einfach nur nett. Meine Fresse, mein Onkel ist echt zum Fürchten.
    Lucien lächelt ebenfalls, wenn auch etwas gequält. Das ist schwieriger, als ich dachte. Ich erwidere ihr lächeln. Hoffentlich wirkt es bei mir echt. Scheiße, ich brauche einen Plan – und zwar schnell.
    Auf der Bühne, um die sich das gesamte Dorf versammelt hat, tritt jemand vor – sieht aus, wie der Bürgermeister – und zieht an einer Kordel.
    Hinter ihm fällt das große Zelt auseinander und entblößt ein komisches Gebilde. Es sieht aus, wie ein langer Geschicklichkeits-Parcours aus Holz, der ein paar, sich bewegende, Special Effects eingebaut hat. So ähnlich muss sich Super Mario fühlen, wenn er durch die virtuelle Welt der Spielekonsole läuft – nur eben ich echt. Es gibt riesige hölzerne Hämmer, die zur Seite schwingen und auch Stangen, über die sich Walzen ziehen, die einen so richtig schön zerquetschen können.
    „Dies hinter mir ist ein Parcours für die härtesten Männer unter der Sonne Irlands“, erklärt der vermeintliche Bürgermeister. „Wer ihn überwindet, wird reich belohnt. Auf den Gewinner wartet ein kleines aber feines Preisgeld. Traditionsgemäß dürfen alle Männer des Ortes, auch unsere Gäste, teilnehmen. Mögen die Spiele beginnen.“
    Wow, ich will die Kohle gewinnen, dann könnte ich zurück in die Staaten abhauen.
    Viele von den Finnen, die jetzt eindeutig als Kelten identifiziert wurden, treten vor und der Erste geht bereits an den Start. Ihm wird einer der Hämmer zum Verhängnis, der ihn mit einem lauten Knall von dem Ding kickt. Das hat sicher wehgetan.
    Der nächste Kelte scheitert an einer der Walzen. Sie schupst ihn von der Stange, von der er sich gerade schwingen wollte.
    Mann, ihr müsst einfach wendiger werden. Hier zählt Geschicklichkeit und keine rohe Muskelkraft.
    Unbemerkt schleiche ich mich weg. Ich schlüpfe zwischen zwei Kelten in die Schlange der wartenden Teilnehmer. Sie diskutieren gerade Strategien und haben mich gar nicht bemerkt. Erst als ich an der Reihe bin, lachen sie laut los.
    Der Bürgermeister zieht die Augenbrauen hoch. „Das ist nur für Männer, junge Dame. Es ist viel zu gefährlich.“ Ich entreiße ihm das Schreibbrett und kritzle:
    Das ist frauenfeindlich!!!! Mal sehen, was Facebook davon hält. Wie war Ihr Name nochmal?
    Mit meinen Worten kämpft er sichtlich. Einerseits will er hier nicht als Frauenverächter dastehen, andererseits will er nicht, dass Aufruhr entsteht. Aber vor der Macht der sozialen Medien erstarrt er in Ehrfurcht.
    „Also gut, aber auf eigene Gefahr“, gibt er klein bei.
    Ich ziehe die Jacke aus und halte sie ihm hin. Genervt reißt er sie mir förmlich aus der Hand. Daraufhin binde ich mein Haar zu einem festen Knoten zusammen.
    Mein Auftritt löst schon Aufruhr unter den Zuschauern aus. Onkel Tim brüllt: „
Hope
, komm sofort da runter!“ Wie immer ignoriere ich ihn. Schnell lockere ich meine Glieder, dann ziehe ich den Pullover ebenfalls aus. Ich vernehme lautes Grölen, was ich durch das Aktivieren meines mp3-Players ausblende. Ich wusste es – es sind doch Neandertaler.
    Vor dem Ungetüm warte ich einige Sekunden, um mich zu sammeln. Meine Verbände an den Händen streife ich ab – die kann ich nicht gebrauchen. Nach drei tiefen Atemzügen sprinte ich los.
    Die erste Barriere ist eine Glaswand, die es zu überwinden gilt. So etwas Ähnliches habe ich bereits bei Hindernisparcours von Militärakademien gesehen. Erschwerend kommt hinzu, dass sie vollkommen glatt ist. Ich stoße mich an der Seitenwand, an der sie befestigt ist, ab und schraube mich hoch. Glücklicherweise ist sie nicht sehr hoch, also überwinde ich die Barriere ohne Probleme.
    Nun tut sich eine Art Abgrund auf. Jeweils in einigen Metern Entfernung gibt es Stangen, an denen man sich rüberkämpfen kann. Wären da nicht die Walzen, die über die Stangen rollen, wär das ganz lustig.
    Ohne zu zögern springe ich auf die erste Stange und lasse mich daran rotieren. Dann falle ich in einen Spagat und katapultiere mich zu der nächsten. Die Walze rollt genau in dem Moment auf mich zu, indem ich mich in einem Handstand auf der Stange befinde. Schnell biege mich komplett zurück. Mein Hintern drückt an meinen Hinterkopf und ich mache mich so platt, wie ich kann. Das Teil berührt mich nicht mal und wälzt sauber über mich hinweg. Gut, dass ich so beweglich bin. Manchmal macht mir das selbst Angst,

Weitere Kostenlose Bücher