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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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genauso wie sein Haar.
    Schön langsam lässt der Schmerz nach. Ich schlage nach ihm, doch er fängt die Hand in der Luft ab, wirft einen Blick auf mein Handgelenk und kniet sich auf meine Beine, damit ich mich nicht rühren kann. Keuchend winde ich mich, aber habe keine Chance. Der Kerl ist zu stark.
    Im nächsten Moment wickelt er das andere Ende des Seils um meine Handgelenke und zieht es fest zusammen. Ich zapple wild – vergeblich. Grob zieht er mich an der Jacke hoch.
    Meine Knie knicken sofort ein. Vielleicht hab ich eine Gehirnerschütterung.
    Bevor ich „Sklavenmarkt ich komme“ sagen kann, schlägt er mich über seine Schulter und transportiert mich ab.
    Mein Schädel dröhnt, als er mich auf sein Pferd zieht – natürlich so schön mit Hintern nach oben und an beiden Seiten herunterhängend. Die müssen auch alle Klischees auf einmal erfüllen.
    Das Tier setzt sich in Bewegung. Ich stöhne, weil das so unangenehm ist. Nachdem er dem Pferd die Sporen gibt, werde ich ordentlich durchgeschüttelt. Ich kotz gleich.
    Ein paar Minuten später stoppen wir. Der Reiter zieht mich zu sich hoch, sodass sich unsere Blicke kurz treffen. Ich habe Angst vor ihm, weil er mich so komisch ansieht. Im nächsten Augenblick hält er mir ein Taschentuch vor den Mund. Daraufhin verschwimmt alles um mich herum.
     
     

Fünf
     

    Eiskaltes Wasser schwappt über meinen Körper und lässt mich hochfahren. Über mir steht ein dickbäuchiger Mann im Ledergewand, der einen leeren Eimer in der Hand hält.
    „Was bist du denn für ein Hungerhaken?“ Er spricht Gälisch.
Was
? Wieso verdammt nochmal spricht er eine andere Sprache? Wo bin ich? Ich sehe mich um und bemerke, dass ich in einer mittelalterlich aussehenden Zelle stecke. Der Steinboden unter mir ist kalt. Es riecht modrig. Nein, das ist jetzt nicht wahr.
    „Naja, ein paar Goldstücke wirst du mir wohl einbringen. Zieh das an.“ Er wirft mir einen schwarzen Stoff vor die Füße. Daraufhin verlässt er die Zelle, um sie gleich hinter sich wieder abzuschließen. Mein Gälisch ist eingerostet, aber ich glaube, er hat echt Goldstücke gesagt. Sag nicht, ich bin durch den Steinkreis durch. Wunderbar. Das kann wieder nur mal mir passieren.
    Nicks T-Shirt und die Hose sind total hinüber. Ich hab Angst vor dem Mann, also tue ich, was er verlangt und ziehe das Kleid an. Es ist mir viel zu groß. Mit der Kordel, die als Gürtel dienen soll, fixiere ich es so gut ich kann.
    Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Das ist sicher der Sklavenhändler, der mich verkaufen will. Ich bin siebzehn verdammt noch mal – das ist gegen das Gesetz. Naja, hier gelten wohl andere Regeln, wenn sogar der Handel mit Menschen erlaubt ist. Denen sind meine Menschenrechte relativ egal.
    Verzweifelt kauere ich mich an die Wand und ziehe die Knie an meinen Körper. Wie komm ich hier bloß wieder raus? Zwischen den Gitterstäben des Fensters wirft etwas einen Schatten auf mich. Ein Vogel. Bevor ich das Fenster erreichen kann, ist er weg.
    Der Mann ist zurück und schließt im nächsten Moment die Zelle auf. Panisch presse ich mich an die Wand. Er hat ein Seil dabei, das ich wie gebannt fixiere. Völlig verängstigt weiche ich zurück, nachdem er schnurstracks auf mich zukommt.
    „Ich tu dir schon nichts. Die Ware muss unbeschädigt bleiben.“ Redet er von mir? „Wenn du mir freiwillig die Hände hinhältst, wird das viel angenehmer für dich.“
Was
? Spinnst du Mann? Du willst mich fesseln – was bitte ist daran angenehm?
    Er hat die Zellentür hinter sich versperrt, als er reingekommen ist – der Fluchtweg ist verbarrikadiert. Schätze ich habe keine andere Wahl. Ich halte ihm die zitternden Hände entgegen, damit er sie zusammenschnüren kann.
    „So ist es brav. Ich bin sicher, ein lieber Herr wird dich kaufen. Dann hast du ein gutes Leben vor dir.“ Ja genau, und du bist ein Heiliger, der mir zu diesem unermesslichen Glück verhilft.
    Sein massiger Körper schiebt mich förmlich aus der Zelle. Zu meiner absoluten Verblüffung stehen wir bereits draußen. Hier ist es sommerlich schwül. Außer grüne Wiesen gibt es weit und breit nichts.
    Ich keuche, als ich den Pferdewagen mit den Käfigen sehe. Darin sind sicher zwanzig Männer auf engstem Raum eingepfercht. Als sie mich sehen, grölen sie wild und drücken sich an die Gitterstäbe. Ich bin hier in meiner ganz persönlichen Hölle angekommen. Meine Fresse, wenn er mich da reinsperrt, bleibe ich garantiert nicht unbeschädigt.
    „RUHE!“,

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