Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
er mich hochzieht und der Sklaventreiber ein: „Wie ihr seht, muss sie erst noch gezähmt werden“, ausstößt. „Ich kann mir vorstellen, dass sie eine recht lebhafte Bettgefährtin abgeben wird. Ich erwarte die Gebote.“
Was
?
Bettgefährtin
? Bist du vollkommen übergeschnappt?
Als der Schmerz nachlässt, winde ich mich im Griff des Riesens hinter mir. Zu meiner absoluten Panik schnellen die Gebote wie nichts rauf. Jeder scheint mitzubieten, vom Schweinebauern bis zum Edelmann. Wunderbar. Mit der Aktion hab ich mich noch tiefer reingeritten.
Nach ein paar Minuten sind nur noch zwei Bieter im Rennen. Einer, dessen Gesicht mit einer schwarzen Kapuze verhüllt wird – ich vermute jemand vom Schwarzen Orden und ein älterer, weißbärtiger Mann auf einem Pferd, der ziemlich reich aussieht.
Sie sind schon bei dreißig Goldstücken angekommen – keine Ahnung, ob das viel oder wenig ist, aber nachdem nur noch die Zwei mitbieten und dem Funkeln, in den Augen des Dicken nach zu urteilen, denke ich doch, dass ich zumindest kein Megaschnäppchen werde.
Bei vierzig Goldstücken gibt der Mann vom Schwarzen Orden auf. Ehrwürdig nickt er seinem Kontrahenten zu.
Mein Magen krampft sich zusammen, als sie mich hinter die Bühne schleifen und mir alles Fesseln, was ich noch bewegen kann. So werde ich dann in den Käfig, in dem ich hergekommen bin, gesetzt, um auf meine Abholung zu warten. Nach der Reihe zieht der Sklaventreiber die verkauften Männer aus dem Käfig und kassiert das Gold.
Der Typ, der mich ersteigert hat, tritt mit einem, mit einer Kapuze verborgenen, Begleiter vor und wirft dem Sklavenhändler einen Ledersack entgegen. Der Dicke entleert ihn vollständig, um gleich darauf zu zählen zu beginnen. „Ihr habt einen guten Geschmack, Lord Thalis“, schleimt ihn der Sklaventreiber voll.
„Du hast ausgezeichnete Ware“, erwidert er. Ich kotz gleich.
Der Dicke grinst breit, als er die Käfigtüre öffnet und der Begleiter von Lord Thalis mich zu sich hochzieht. Wehrlos muss ich es geschehen lassen, denn man hat mich wie ein Paket verschnürt. Der Kerl schlägt mich ohne Umschweife über seine Schulter. Wiedermal werde ich von einem Neandertaler abtransportiert und über den Hals eines Pferdes geschlagen.
Habe ich schon erwähnt, dass ich das Mittelalter hasse?
Ich weiß nicht, wie lange wir geritten sind, aber ich kann mich kaum alleine auf den Beinen halten, als er mich vom Pferd zieht. Alles dreht sich und ich habe Mühe, meinen spärlichen Mageninhalt bei mir zu behalten.
Ein paar tiefe Atemzüge helfen mir dabei, nicht umzukippen, als er mich ans Pferd lehnt, mir die Fesseln aufschneidet und mir seinen Umhang über die Schultern legt.
Als er sich die Kapuze vom Kopf zieht und ein „
Überraschung
“ ausstößt, stolpere ich vor Schreck rückwärts. Es setzt mich sogar so richtig schön auf meinen Allerwertesten. Da steht Nick, der Gothic-Dreadlocktyp, der mich in der Kirche zurückgelassen hat, vor mir. Ohne Scheiß. Er ist es wirklich.
„Willkommen im Mittelalter, holde Maid“, spottet er grinsend. Schnell rapple ich mich hoch und drehe mich zu meinem Käufer um.
„Darf ich vorstellen“, erklärt Nick. „Lord Thalis, mein Lehrmeister. Mach einen Knicks.“
Was
? Das kannst du vergessen.
Der Lord begrüßt mich mit den Worten: „Willkommen in dieser Welt, Hope.“ Ich raff gerade gar nichts mehr. Das ist alles so verwirrend. Ich raufe mir die Haare und glotze wie eine Verrückte auf die Burg vor mir.
„Also, die Kurzfassung“, ergänzt Nick. „Wir haben dich am Markt gesehen und kurzerhand entschieden, dass wir sowieso noch ein Sklavenmädchen gebrauchen könnten. Da hat dich mein Lehrmeister gekauft – natürlich mit den wärmsten Empfehlungen von mir. Ich hoffe, du machst mir keine Schande – er hat ein halbes Vermögen für dich ausgegeben.“ Das hat er jetzt nicht gerade echt gesagt. Halt dich zurück Hope – er ist es nicht wert. Nein, ich kann nicht.
Ich lächle dankbar, drehe mich zu ihm um und verpasse ihm eine schallende Ohrfeige.
Das war dafür, dass er mich in der Kirche alleingelassen hat. Er ist so perplex, dass ihm der Mund offensteht. Meine Finger zeichnen sich an seiner glühenden Wange ab. Er malmt die Zähne zornig aufeinander und hat sichtlich Mühe, sich zurückzuhalten.
„Sei froh, dass ich nach den Regeln des 21. Jahrhunderts aufgewachsen bin. Nach dem Gesetz, das hier herrscht, hätte ich zurückschlagen können.“ Mit einer „Versuch es“
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