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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu Pera
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brüllt der Sklaventreiber und visiert mit mir einen anderen Wagen an. In dem Käfig ist noch niemand eingesperrt. Bin ich froh, Einzelhaft zu erhalten. In meinem mobilen Gefängnis angekommen, platziere ich mich gleich so, dass ich den Männern den Rücken zuwende und kauere mich so weit entfernt wie möglich in eine Ecke.
    Das Gefährt setzt sich keine zwei Minuten später in Bewegung. Meine Hände an meinen Ohren schotten mich von den, absolut unter der Gürtellinie liegenden, Kommentaren der männlichen Sklaven ab. Du packst das. Du packst das.
    Schier endlos zieht absolutes Nichts an mir vorbei. Hier scheint es keine Siedlungen zu geben. Die Straße ist holprig. Ich werde ganz schön durchgeschüttelt.
    Bei unserem ersten Halt, reicht mir der Dicke einen Trinkschlauch in den Käfig. Kurz frage ich mich, wie viele Bakterienkulturen da drin leben, aber der Durst siegt.
    „Du bist ungewöhnlich still. Bist du stumm Mädchen?“, will der Sklaventreiber wissen. Hey, das ist vielleicht gar nicht mal so schlecht. Schnell nicke ich.
    „Zeig mir deine Zunge“, fordert er. Ich strecke sie ihm frech raus. Er stößt erleichtert: „Gut, das wäre sonst eine Wertminderung“ aus. Hey, ich bin kein Pferd, das man verscherbeln kann.
    „Bist du noch Jungfrau?“
Was
? Er hat sie nicht mehr alle. Natürlich – ich bin 17.
    Panisch drücke ich mich ans andere Ende des Wagens. „Sag schon oder ich sehe nach.“ Er macht ernst, ich sehs in seinen Augen, also schüttle ich energisch den Kopf. Ich will nicht, dass mich so ein alter Knacker rein deswegen kauft. Wenn ich lüge, werde ich vielleicht unverkäuflich und er lässt mich gehen. Keine Ahnung, was die Kaufkriterien eines Sklaven im Mittelalter sind. Auf jeden Fall will ich mich so unattraktiv wie möglich machen. So werde ich vielleicht ein Ladenhüter und komme eventuell frei. Zugegebenermaßen ist das unrealistisch, aber ich klammere mich an den Gedanken, um nicht durchzudrehen.
    Der Dicke nickt, schlägt eine Plane über meinen Käfig, sodass ich nun im Dunkeln sitze und geht weg.
     

    Wir haben offensichtlich eine Stadt erreicht, denn ich vernehme Stimmengewirr. Außerdem stinkt es abartig nach Fisch.
    Das Gefährt kommt ruckartig zum Stillstand. Mein Herz auch. Wir sind wohl am Ziel angelangt. Die Plane wird so ruckartig weggerissen, dass ich aufspringe. Eine dicke Frau, die ihren Riesenbusen in einem engen Mieder eingequetscht trägt, stemmt die Hände in die Hüften und lässt ihren Blick prüfend über meinen Körper schwenken. „Die werden auch immer dünner die jungen Dinger vom Land. Komm raus. Hab keine Angst, ich beiße nicht.“ Sie sieht nett aus, also trete ich durch die geöffnete Käfigtüre. Außerdem hab ich gegen die Wuchtbrumme sowieso keine Chance.
    „Lass dich mal anschauen.“ Sie zwickt mir in meine Wangen, zwängt mir daraufhin den Mund auf und fährt mir übers Haar. Daraufhin kneift sie so fest in meinen Po, dass ich keuche – und das ist jetzt kein Scherz.
    „Naja, viel ist nicht an dir dran, aber du hast ein recht hübsches Gesicht, gute Zähne und wundervolle Locken. Wir baden dich erst mal, vielleicht kommt da noch was unter der Schicht Dreck hervor, dass noch ein paar Goldstücke mehr einbringt.“ Glaub ich zwar nicht, aber wer weiß. Ohne Umschweife zieht sie mich hinter sich her.
     

    Bevor ich protestieren kann, reißt sie mir das Kleid vom Leib. Schnell versuche ich noch alles zu verstecken, was privat ist, bevor sie mich in einen Zuber voll Wasser stößt.
    Zu meiner absoluten Verblüffung beginnt sie gleich, mir den Rücken zu waschen und dabei Lieder zu singen.
    „Was ist denn das?“ Sie meint die Tätowierungen an meinem Bauch. „Das verstecken wir mal lieber unter einem Mieder.“
Mieder
? Das ist jetzt nicht dein ernst. „So etwas braucht niemand zu sehen. Zumindest nicht, bevor er das Gold gezahlt hat.“ Nennt man so etwas nicht einen versteckten Mangel? Ja toll Hope, jetzt machst du Witze darüber, aber wenn dich gleich ein siebzigjähriger Kelte kauft und mit nach Hause nimmt, sieht die Welt schon anders aus. Ich muss hier irgendwie abhauen. Das Horrorszenario manifestiert sich bereits und das Kopfkino läuft auf Hochtouren.
    Die Frau hüllt mich in ein Tuch ein und drückt mich auf einen Hocker vor einen Spiegel. Mit einer Bürste kämmt sie mein Haar durch. Ich frage mich, wie viele Läuse ich mir gerade einfange, verdränge den Gedanken aber gleich wieder. Das ist jetzt wirklich mein geringstes Problem.
    Sie

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