Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
und stößt ihn so hart an die Wand, dass ich befürchte, die Hütte bricht zusammen. Danke Mann. Damit können wir arbeiten. Wieso nicht gleich so?
„Woher hast du das?“ Beliars Stimme ist zum Fürchten. Sogar ich weiche zurück, nachdem er Blondi am Hals nach oben zieht, bis seine Beine fast in der Luft hängen.
„Bitte“, winselt Bratak keuchend. Beliar lässt etwas locker, sodass er sprechen kann. „Jemand hat es mir als Bezahlung gegeben. Ich wusste nicht, dass es Euch gehört Herr. Das schwöre ich.“
„Wer war es?“, raunt Beliar.
„Ich weiß es nicht mehr“, sagt Blondi weinerlich.
„Soll ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen?“ Beliar lässt gerade Blitze auf seiner Handfläche tanzen. Ängstlich drücke ich mich an die Wand. Wow, er ist echt furchteinflößend. Goldlöckchen reißt die Augen ängstlich auf.
„Ein junger Mann. Etwa so groß wie Ihr.“
„Ist das alles?“ Ich glaube, er macht sich gerade in die Hose, so wie er zittert.
„Ich erinnere mich nicht genau. Er hat sein Gesicht verborgen.“
„Was wollte er hier?“, will Beliar wissen.
„Nur ein bisschen Tuxtuskraut.“ Was immer das auch ist.
„Womit hat er noch bezahlt?“
„Ich hole es.“ Beliar lässt ihn los. Er fällt keuchend auf die Knie, rappelt sich aber schnell wieder auf und humpelt zu einer Truhe.
Sogleich kommt er mit einem roten Samttuch zurück, das er auf dem Tisch aufschlägt. Dazu kommentiert er: „Er hat mir versichert, es stammt von einer jungfräulichen Hexe.“ Neugierig trete ich heran.
Was ich jetzt sehe, lässt mich vor Schreck keuchen. Mein erster Blick erkennt eines meiner Höschen, dann liegt da noch eine schwarze Locke, etwas, das aussieht wie Fingernägel und ein Fläschchen mit roter Flüssigkeit. Da hat mich wohl jemand total abgezogen. Wie ist das möglich? Ich hätte doch bemerkt, wenn mir jemand das Höschen geklaut und mir eine Maniküre verpasst hätte.
Beliar hält die Locke an mein Haar. Die Farbe stimmt natürlich überein. Seine Kiefermuskeln zucken. Schlechtes Zeichen.
„Gehört das dir?“, will Beliar von mir wissen. Dabei hält er mein Höschen vor sich hoch und betrachtet es. Wütend reiße ich es ihm aus der Hand. Das reicht ihm als Antwort.
„Das ist deutlich mehr wert, als Tuxtuskraut“, raunt Beliar und schleudert ihn mit der Kraft seiner Gedanken an die Wand.
Was
? Das Zeug ist wertlos. Goldlöckchen hält sich beide Hände an den Hals und ist förmlich am Ersticken.
„REDE!“, brüllt Beliar und lässt von ihm ab. Bratak hustet stark. „Ein Amulett. Es soll sein Handeln vor anderen verbergen.“
Plötzlich fühle ich mich schmutzig. Vielleicht hat dieser Typ mich angegrapscht, als er mich beklaut hat. Unsagbare Wut kocht in mir hoch. Ich nehme die Sachen vom Tisch an mich und schleudere alles inklusive meinem Höschen in den offenen Kamin. Die Flammen schlagen hoch und formieren sich zu einer nackten, brennenden Frau. Ich bin wie gebannt.
„Warte vor der Tür“, befiehlt mir Beliar und holt mich aus der Starre. Ich tue, was er sagt, denn ich halte es keine Sekunde länger hier drin aus.
Erschöpft lasse ich mich unter dem Fenster vor der Hütte nieder, ziehe die Knie an meinen Körper und vergrabe die Finger in meinem Haar. Aus dem Inneren des Hauses ertönen Brataks Schreie. Schaudernd halte ich mir die Ohren zu. Ob Beliar ihn töten wird?
Etwas berührt mein Knie. Erschrocken fahre ich hoch, als ich den blöden Raben erkenne. Na warte du Mistvieh.
Meine Hand schlägt nach dem Vogel, doch er hüpft davon. Ich krieg dich schon noch. Beliar glaubt mir nämlich nicht, dass es dich gibt. Der wird Augen machen.
Als würde er mich verspotten, fliegt er immer weg, wenn ich ihn schon fast erwischt habe und lässt sich einige Meter weiter auf dem Boden nieder. Das macht er ein paar Mal.
Ich war so im Jagdfieber, dass ich gar nicht mitbekommen habe, wie weit ich mich schon vom Haus entfernt habe.
„Kannst du nicht einmal tun, was man dir sagt
Weib
. Was hast du an dem „Warte vor der Tür“, nicht verstanden?“, ruft mir Beliar vom Haus aus zu. Ich zeige hinter mich, aber der Rabe ist verschwunden. Toll. Ganz toll.
Ich laufe zurück und male vor seine Füße das Wort:
R A B E
in den Dreck.
„Du siehst Dinge, die nicht existieren Weib.“
Ärgerlich schreibe ich:
WIESO GLAUBST DU MIR NIE
?
UND HÖR ENDLICH AUF, MICH WEIB ZU NENNEN!
„Weil es mich wundert, dass sie dich aus dem Irrenhaus herausgelassen haben.“ Wow, das hat
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