Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
ich das auch?“
„
Die Magie in dir, ist noch nicht erwacht. Das passiert erst, wenn man sie aufweckt. Außerdem muss man einen Initiationsritus durchschreiten. Normalerweise ist es die Aufgabe einer Mutter, eine Hexe in die magische Welt einzuführen, aber in diesem Fall, musst du wohl mit deinem Bruder vorlieb nehmen.“ Seine Worte machen mir irgendwie Angst, obwohl ich ihm mein Leben anvertrauen würde. Er würde mir niemals wehtun, das weiß ich.
„
Hey.“ Junus zieht mich an seine Brust. „Lass es einfach geschehen. Danach wirst du dich wie neu geboren fühlen.“
„
Ich mach uns etwas zu essen“, schlage ich vor. Irgendwie muss ich mich ablenken. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Es macht mir Angst.
„
Klingt gut Kleines.“ Sanft küsst er meine Stirn.
Abrakadabra
„
Junus? Ich glaube, ich kann das nicht.“ Der Tattoo-Laden, zu dem er mich geschleppt hat, sieht zum Fürchten aus. Laut seinen Erklärungen, gehören Tätowierungen zum ersten Teil des Ritus – der mich zu einer Hexe macht, die zaubern kann. Wie verrückt ist das denn?
„
Natürlich kannst du das, Geburtstagskind. Das ist Tradition.“ Ich weiß nicht, wie oft er das heute schon gesagt hat. Auf jeden Fall kann ich es schon nicht mehr hören.
„
Ich halte auch die ganze Zeit deine Hand. Jetzt komm.“ Hinter seinem Rücken rolle ich mit den Augen und folge ihm.
Der Laden hält, was er von außen verspricht. Es würde mich nicht wundern, wenn die Kakerlaken beim Tattoo-Stechen assistieren würden. Ich sehe mich um. Der Raum ist vollgestopft bis unters Dach. Es gibt jede Menge ausgestopfte Tiere und Skizzen von Tätowierungen, mit denen die Wände förmlich tapeziert sind. Mir ist schleierhaft, wie man die Konzession für so einen schmuddeligen Laden bekommt.
„
Du bist zu jung für eine Tätowierung. Der Ausgang ist dort, wo du hereingekommen bist“, raunt mich ein alter Mann mit zerfurchtem Gesicht an.
„
Sagen Sie das mal meinem Bruder“, kontere ich. Wo wir beim Thema wären. Wo ist Junus eigentlich? Mit der Antwort hatte der Alte wohl nicht gerechnet. Sein Blick schweift zu Junus, der in einer Ecke lehnt.
Schlagartig verändert sich sein Gesichtsausdruck. Der alte Mann grinst und breitet die Arme aus. Junus stößt sich von der Wand ab, läuft zu ihm rüber und hält ihm die Hand hin. Sie greifen sich an die Unterarme, während sie sich gegenseitig an die Schulter klopfen.
„
Wie lange ist das her?“, will der Tätowierer wissen. Bei genauerer Betrachtung erkenne ich, dass ich an dem Mann kein einziges Tattoo erkennen kann. Weder auf den Armen, noch im Gesicht. Hm, vielleicht trägt er sie einfach alle unter seiner Kleidung verborgen.
„
Viel zu lange mein lieber Galahad. Darf ich dir meine Schwester Hope vorstellen. Hope, das ist Galahad.“ Junus schiebt mich an ihn heran.
„
Hallo“, grüße ich knapp.
Er zieht die Augenbrauen hoch, schnappt sich meinen Arm und zieht mich näher an sich heran.
„
Lass dich mal ansehen, Kind.“ Sein starrender Blick ist mir unangenehm, aber ich lasse es über mich ergehen. Nach ein paar Sekunden sieht er zu meinem Brüder rüber und meint: „Trainier schon mal. Ihr musst du reihenweise die Verehrer vom Leib halten. Ich hoffe, du weißt, welche Scherereien sie dir machen wird, Junus.“
Halloooo?
Ich kann dich hören.
Mein Bruder seufzt laut. „Ja, es wäre mir bedeutend lieber, sie würde hässlich wie die Nacht sein. So mit Hakennase und Warze, um dem Hexenklischee genüge zu tun.“ Ja, macht euch nur über mich lustig. So schön bin ich auch wieder nicht. An mir gibt es so einiges auszusetzen.
„
Nun Mädchen. Welches Tattoo willst du? Einen Stern, ein Herz oder lieber doch ein Arschgeweih, wie alle Teenager heutzutage.“ Beide Männer grinsen amüsiert. Das sollte wohl witzig sein.
„
Ich will gar kein Tattoo“, gestehe ich. Mit der Antwort hatte er wohl nicht gerechnet.
„
Das ist neu“, verkündet er. „Normalerweise sind die Junghexen aufgeregt wie zu Weihnachten, wenn sie hier reinkommen. Es gibt nichts Schlimmeres als hormongesteuerte Teenager, die sich für ganz „cool“ halten, weil sie jetzt endlich „groß“ geworden sind. Meistens heulen sie dann nach dem ersten Stich wie Babys.“ Hat er mich gerade eine hormongesteuerte Teenagerhexe genannt?
„
Okay.“ erkläre ich. „Ich geh dann mal.“
„
Moment“, hält mich Junus am Arm zurück. „Du verlässt dieses Studio nur mit Tattoo.“ Ich fass es nicht, dass
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