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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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elektrisierten sie. Seine Küsse ließen sie entflammen. Wenn sie ihm in die Augen sah, hatte sie das Gefühl, zu ihm zu gehören.
    Sie ertappte sich dabei, daß sie ihm Dinge erzählte, die sie bisher nur Fiona erzählt hatte. Er stellte Fragen, und er hörte zu. Er beugte sich unerwartet vor, um sie zu küssen.
    Was sie hier erlebte, war mehr als Liebe – vielleicht entdeckte sie aber gleichzeitig auch eine andere Form von Liebe. Eine Liebe zum Land. Zu diesem wunderbaren Land, das von Anfang an ihr Land gewesen war, zu diesem Land, das sie nie gekannt hatte. Meile für Meile dieser Reise hatte sie eine Entdeckung nach der anderen gemacht. Sie war es derart gewohnt, über das Land zu fliegen, daß es aufregend für sie war, nun einmal durch dieses Land zu fahren.
    In Alice Springs waren sie über Nacht bei einem alten Freund von Blake geblieben, dem Pfarrer der freien Gemeinde, den er aus seinen Zeiten an der Universität kannte. Auch in Katherine hatte er jemanden gekannt, bei dem sie die Nacht verbrachten. Das Salz der Erde, Menschen, in deren Gegenwart sie sich auf Anhieb wohl fühlte. Sie begegnete niemandem, der Unbehagen in ihr auslöste – Blakes Freunde nahmen sie so herzlich auf, als hätten sie sie schon immer gekannt.
    Aber hier oben, im hohen tropischen Norden, waren sie endlich allein miteinander. Blake wies sie auf Orientierungspunkte hin und erzählte ihr viel über die Geschichte und die Geographie der Region, Dinge, die sie faszinierten. Er hatte einen erfrischenden Sinn für Humor und erzählte ihr so manche komische Geschichte. Als sie auf der Schnellstraße nach Norden rasten, nahm er ihre Hand und hielt sie fest, wenn er nicht gerade in einen anderen Gang schalten mußte oder sie auf etwas Interessantes hinweisen wollte. Sie fuhren meilenweit mit verschlungenen Händen.
    Er stellte ihr so viele persönliche Fragen, daß sie am Ende des dritten Tages, nachdem sie Darwin verlassen hatten und nach Osten zum Mary River fuhren, glaubte, es gäbe nichts mehr, was sie ihm noch erzählen könnte. Nie hatte sie erlebt, daß ein Mann sich derart auf sie konzentrierte und sie drängte, ihm alles zu erzählen. Nie hatte sie einen so offenen Mann kennengelernt, einen, den nichts in Verlegenheit zu bringen schien. Der sie ohne jede Hemmung vor seinen Freunden umarmte. Einmal bremste er so scharf, daß sie fast gegen die Windschutzscheibe flog. Kein anderer Wagen war in Sicht, nichts, was sie gezwungen hätte, zu verlangsamen. Nur eine endlose gerade Straße erstreckte sich vor ihnen. Er schaltete den Motor nicht aus, sondern streckte die Arme nach ihr aus und zog sie an sich. »Ich muß dich dringend küssen«, sagte er und tat es gründlich. Und sowie er es getan hatte, fuhr er weiter. Daran erinnerte sie sich, als sie jetzt im Boot saß, und sie seufzte zufrieden bei dem Gedanken an die vier wunderbaren Tage, die sie bisher miteinander verbracht hatten.
    Plötzlich sagte Blake: »Psst« und ließ sich ins Wasser gleiten.
    »O mein Gott!« rief sie aus.
    »Pssst«, wiederholte er und richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf das Schilf am Flußufer.
    Er reichte ihr die Taschenlampe. »Richte sie genau auf diesen Punkt. Du darfst sie nicht bewegen.« Er glitt so geschmeidig durch das Wasser, daß es sich kaum kräuselte. Plötzlich nahm Cassie die beiden roten Augen wahr, die sich im Schein der Lampe spiegelten; sie rührten sich nicht und sahen starr vor sich hin. Blake streckte die Hand nach dem kleinen Krokodil aus, packte es am Hals, hob es in die Luft und sagte: »Richte den Strahl weiterhin auf seine Augen. Licht hypnotisiert sie. Es wiegt etwa dreißig Kilo.«
    »Könnte es dich beißen?«
    Er nickte. »Es könnte einen ziemlich großen Brocken aus mir rausreißen. Und aus dir auch.« Er hielt es ihr hin. Sie erlaubte es sich nicht zurückzuweichen. »Jetzt kannst du nie mehr sagen, du hättest nie ein Krokodil gesehen«, sagte er und machte sich auf den Rückweg zu ihr. Dann warf er es grinsend wieder in den Fluß, während er ins Boot sprang, und Cassie wunderte sich darüber, daß sie nicht kenterten.
    Sie verstand beim besten Willen nicht, woher er wußte, wohin sie sich begaben, doch er ruderte sie unbeirrt durch schmale, gewundene Wasserläufe, bis sie ihr Lager erreicht hatten.
    Er hatte ein Zelt aufgebaut, obwohl sie letzte Nacht im Freien geschlafen hatten. »Wir werden die Lebensmittel im Zelt aufbewahren«, hatte er gesagt. »Es gibt keine gefährlichen Tiere, die uns angreifen

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