Wer den Himmel berührt
ans Telefon kam, erklärte er ihr augenblicklich den Grund seines Anrufs. »Wie schnell kannst du herkommen?« fragte er.
Sie redeten ein paar Minuten miteinander, und er sah auf seine Armbanduhr. »Also gut, morgen nachmittag. Ich hole dich vom Bus ab.«
Er legte auf und sah Cassie an, die sagte: »Abgesehen von den Funksprechstunden werde ich den ganzen Tag zu Hause sein, vorausgesetzt, es geht kein Notruf ein. Kommst du zum Abendessen?«
Sie schaute bei Fiona vorbei, weil sie ihr sagen wollte, sie würde sie alle morgen abend nach Yancanna fliegen müssen.
Fiona rief aus: »Ihr heiratet? O Cassie, wie wunderbar! Kommt das nicht sehr plötzlich?«
»Was im Leben kommt nicht plötzlich?« Den ganzen Tag über hatte sie eine Härte in ihrer eigenen Stimme wahrgenommen, die ihr verhaßt war.
Am späten Vormittag war Blake immer noch im Schlafanzug und saß am Küchentisch. Cassie würdigte ihn kaum eines Blickes.
»Laß mich dir einen Tee holen«, sagte Fiona.
»Nein, danke.«
»Ich glaube, du solltest dich besser setzen. Möchtest du lieber Kaffee? Ich habe auch Neuigkeiten.«
Cassie fragte sich, warum sie es nicht vorher gewußt hatte. »Du gehst fort.« Jetzt war ihre Stimme dumpf. Selbstverständlich. Sie hätte es von Anfang an wissen müssen.
»Blake will mit mir auf Tookaringa leben.«
»Da gehört sie hin«, sagte Blake. »Statt quer durchs Land zu fliegen.«
Natürlich. Fiona würde die Hausherrin der größten Ranch für Rinderzucht in diesem Teil der Welt werden. Als Blakes Frau war das ihre Rolle.
Cassie setzte sich. »Wie werde ich einen anderen Piloten finden?«
»Ich weiß, daran habe ich auch schon gedacht. Aber, Cassie, meine Süße, du verstehst das doch, oder nicht?«
»Ja, natürlich.« Doch ihre Gedanken drehten sich schon weiter, und sie fragte sich, ob das bis nach dem Krieg das Ende der Fliegenden Ärzte war. »Ich hätte es ahnen müssen. Nein, ich brauche keinen Kaffee.«
»Wann heiratet ihr?«
»Chris will warten, bis Romla morgen am späten Nachmittag hier ankommt, und ich will, daß Don uns traut, und daher hoffe ich, daß du uns nach Yancanna rausfliegen wirst.«
Fiona und Blake tauschten Blicke miteinander aus. »Mein Vater kommt morgen«, sagte Blake.
»Schließlich werden wir nur ein paar Stunden unterwegs sein«, sagte Cassie.
Fiona sagte: »Steven hat dich so gern, daß ich sicher bin, er käme auch gern zu deiner Hochzeit. Aber wir passen unmöglich alle in das Flugzeug.«
Wir alle?
Cassie hatte sich nicht vorgestellt, Blake könnte dabeisein.
»Nein. Ich hatte eigentlich nicht geplant, daß alle mitkommen. Nur Romla. Und vielleicht du. Ich will nicht alle dahaben.«
Fiona lachte und schlang die Arme um Cassie. »Glaubst du wirklich, damit würde die Stadt dich davonkommen lassen? So viele Leute lieben dich und Chris, und es würde sie zutiefst verletzen, nicht zu eurer Hochzeit eingeladen zu werden. Sie wären wirklich beleidigt, Cassie.«
»Oh, Mist.« Sie hätte diesen Vorschlag doch gar nicht erst gemacht, wenn sie gewußt hätte, daß er all das nach sich ziehen würde. Sie wollte einfach nur fortlaufen und heiraten. Fortlaufen. Das also tat sie, oder nicht?
Fionas Arm lag noch um ihre Schultern. »Sieh mal, Blake und ich können rausfliegen und Don holen und ihn für die Trauung herbringen. Wenn du keinen großen Rummel in der Kirche willst, dann werden wir das Zeremoniell eben hier abhalten, im Garten. Und hinterher einen Empfang. Romla kann bei den Vorbereitungen mithelfen, wenn sie morgen abend herkommt. Komm schon, Cassie. Du kannst nicht einfach ohne Gäste im kleinen Kreis heiraten. Das würde die Stadt dir nie verzeihen.«
Cassie fing an zu weinen.
Blake starrte sie die ganze Zeit über an.
»Du brauchst dich um nichts zu kümmern«, sagte Fiona. »Ich mache das schon alles.«
»Nein, du solltest dir jetzt Zeit für Blake nehmen.«
»Wir werden doch zusammensein. Er kann mit mir nach Yancanna fliegen, um Don zu holen. Cassie, du mußt dir darüber klarwerden, daß du hier eine Prominente bist, eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Dasselbe gilt für Chris. Ihr müßt während der Funkstunde, wenn euch alle zuhören, jedem sagen, daß ihr heiraten werdet, für den Fall, daß die Leute in die Stadt fahren wollen.«
Wieso hatte sie all das bloß in Gang gesetzt? »Ich will keinen Wirbel. Ich will einfach nur in aller Stille heiraten. Ich will es schnell hinter mich bringen, und zwar ohne jedes Aufsehen und …«
Fiona lachte und
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