Wer den Himmel berührt
süßer werden.«
Romla übernahm wirklich sämtliche Vorbereitungen. Sie trieb genügend Platten auf, damit die Leute tanzen konnten, denn es stand kein Orchester zur Verfügung. Sie sagte Cassie, es begeistere sie, daß sie jetzt Schwestern würden, und sie sei außer sich vor Freude für ihren Bruder. Genau das hätte sie sich schon gewünscht, seit Cassie vor so langer Zeit nach Townsville gekommen war. »Ich habe dich vom allerersten Augenblick an ins Herz geschlossen«, bekundete Romla.
Die Hochzeit war das Ereignis des Winters 1944. Leute fuhren zehn bis zwölf Stunden, um sie mitzuerleben. Sämtliche schäbigen Zimmer des Hotels, alle Zimmer bei »Addie’s« und nahezu jedes Gästezimmer in der ganzen Stadt waren belegt. Es war vollkommen ausgeschlossen, entweder die Hochzeit oder den Empfang bei Fiona zu veranstalten. Die Trauung sollte in der presbyterianischen Kirche stattfinden, der Empfang in der Turnhalle der Schule.
Steven hatte sich am Tag vor der Hochzeit an sie gewandt. »Cassie, du brauchst jemanden, der dich dem Bräutigam übergibt. Es wäre mir eine Ehre, wenn du mir das gestatten würdest.«
Welche Ironie des Schicksals.
Don und Margaret übernachteten in Cassies Gästezimmer, und Don behauptete, sich gewaltig darüber zu freuen, daß sie Fiona den weiten Weg nach Yancanna hatte fliegen lassen, um ihn zu holen. Er erzählte ihr, Margaret bekäme ein Baby, und er würde den Posten auf der Kanzel der Kirche von Alice Springs übernehmen, damit er sie und das Kind nicht allein lassen mußte. »Ich werde in Zukunft nicht mehr als Pater durch das Land ziehen, sondern seßhaft werden und mich damit begnügen, nichts mehr weiter als der Reverend zu sein.« Er lächelte.
»Wie wird dir das gefallen?« fragte Cassie. »So viele Menschen werden dich vermissen.«
»Und ich werde sie auch vermissen. Aber es muß sein. Ich habe jedoch nicht vor, den Kontakt zu den Leuten zu verlieren.« Er legte Cassie die Hände auf die Schultern. »Wirst du glücklich werden, meine Liebe?«
»Was ist Glück?« fragte sie.
»Ich glaube zu wissen, warum du das tust, aber Chris Adams ist ein guter Mann. Seit ihr beide zusammen seid, ist er sogar ein noch besserer Kerl geworden. Er hat eine unglückliche Ehe geführt, hat er dir das erzählt? Ich habe es die ganze Zeit über gewußt. Mach ihn nicht noch einmal unglücklich, Cassie.«
Cassie fühlte sich verletzt. »Für was für eine Frau hältst du mich bloß? Ich dachte, du magst mich.«
»Dich mögen? Cassie, wenn es nur das wäre. Neben meiner Marg bist du die Frau auf Erden, die ich mir mehr als jede andere zur Ehefrau wünschen würde. Das weißt du doch. Ich kann mir gut vorstellen, daß du es schon immer gewußt hast. Aber das heißt doch nicht, daß ich dich für vollkommen halten muß.«
»Du weißt nur zu gut, daß ich nicht vollkommen bin.«
Er schüttelte den Kopf. »Das habe ich damit überhaupt nicht gemeint. Ich rede von der Reinheit der Motive. Es mag gut sein, daß du diesen Schritt nicht aus den richtigen Gründen unternimmst, aber was sind schon die richtigen Gründe für eine Eheschließung? Ich will damit nur eines sagen, und das ist: Ich hoffe, du bist die Frau, für die ich dich halte, und du wirst Chris Adams nicht unglücklich machen, und das nur in dem Bestreben, Blake Thompson zu beweisen, daß er dir nicht wichtig ist.«
Sie starrte Don in die Augen und flüsterte: »Tue ich das?«
»Den Verdacht habe ich.« Don schlang die Arme um sie. »Aber das heißt nicht, daß du keine gute Ehe führen kannst. Du mußt dich mit der Tatsache abfinden, daß Blake Fiona gehört und daß du ihn niemals haben kannst. Ich glaube, verstandesmäßig weißt du das schon lange, aber nachdem du es jetzt mit eigenen Augen gesehen hast, mußt du es als eine Tatsache hinnehmen und dein eigenes Leben führen.«
»O Don, genau das habe ich mir selbst gesagt. Ich muß etwas aus meinem Leben machen.«
»Nun, Cassie, dann wollen wir doch hoffen, daß du das Richtige daraus machst.«
Am nächsten Tag sagte er: »Hast du je einen Hang zum Fliegen gehabt?«
»Wie meinst du das? Ich verbringe mein halbes Leben im Flugzeug.«
»Nein, ich meine, einen Hang dazu, Pilotin zu werden.«
»Um Himmels willen, nein.«
»Tja, ich dachte mir, ich könnte John Flynn mal fragen, was er davon hielte, wenn du das Fliegen lernst. Es steht kein anderer Pilot zur Verfügung, und du willst doch nicht, daß es jetzt Schluß ist mit dem FDS , oder?«
Cassie neigte den Kopf
Weitere Kostenlose Bücher