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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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sie die Unfallstelle. Rinder hatten sich aus dem Lastwagen befreit, streiften durch die Gegend und blockierten die Straße. Der riesige Laster lag auf der Seite, und Cassie lief zuerst auf ihn zu. Der Fahrer saß gekrümmt auf seinem Sitz und war tot.
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit dem Wagen zu. Die Windschutzscheibe und die Seitenfenster waren zerschmettert, und die vordere Hälfte des Wagens war gestaucht wie ein Akkordeon. Die Frau, die auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, war aus dem Wagen geschleudert worden und lag regungslos da. Auf ihrem Kopf gerann das Blut. Sie sah aus wie ein Strichmännchen. Schon bevor sie sich hinunterbeugte, um der Frau den Puls zu fühlen, wußte Cassie, daß sie tot war. Hinter dem Lenkrad saß eingezwängt und mit gebrochenem Genick der Fahrer.
    Auf dem Boden lag ein wimmerndes Mädchen von vielleicht zwölf Jahren. Cassie kniete sich neben das bewußtlose Kind und stellte fest, daß der Pulsschlag auf sechzig gesunken war. Das Mädchen lag im Koma, und der Atem war von den normalen zwanzig auf dreißig Züge beschleunigt.
    Cassie sagte: »Ich brauche einen Neurochirurgen. Das kann ich nicht behandeln.«
    Sams Hand fand ihre Schulter. »Natürlich kannst du das. Wir müssen uns nur genau überlegen, was zu tun ist.«
    »Sie muß dringend ins Krankenhaus gebracht werden, aber ich wage nicht, sie zu transportieren.«
    »Was für eine Alternative gibt es?« fragte Sam, der sich neben sie kniete und eher sie als das Kind ansah.
    »Rat von einem Neurochirurgen einzuholen. Ich habe den Verdacht, daß es sich um ein Hämatom handelt.«
    Sie schwiegen. Wie sollten sie das anstellen, derart weit ab vom Schuß, mehr als tausend Meilen entfernt von einem Neurochirurgen?
    »Ich habe ein fußbetriebenes Funkgerät in meinem Wagen«, sagte Bob.
    »Was nützt uns das, wenn am anderen Ende niemand bereit ist dranzugehen?« fragte Sam.
    Bob kratzte sich den Kopf. »Ich könnte nach Hause fahren und ein Krankenhaus anrufen – dort Bescheid geben, auf welcher Frequenz wir sind, damit ein Arzt Ihren Anruf erwartet.«
    Sam zog eine Augenbraue hoch und sah Cassie an. »Was hältst du davon?«
    »Wir haben nichts zu verlieren«, sagte sie.
    Sam wandte sich an Bob. »Haben Sie zu Hause auch ein fußbetriebenes Funkgerät?«
    Bob nickte.
    »Okay, der Doc wird Ihnen jetzt sagen, wen Sie anrufen sollen. Nachdem Sie denjenigen telefonisch erreicht haben, werden Sie den Funkkontakt herstellen, und wir werden hier auf der entsprechenden Frequenz sein. Sie hören mit, für den Fall, daß Sie uns Dinge mitbringen müssen, okay?«
    Bob nickte.
    »Und jetzt«, sagte Sam zu Cassie, »sag uns, welches Krankenhaus wegen eines Arztes kontaktiert werden soll.«
    Der einzige Neurochirurg, den Cassie kannte, war Ray Graham. Sie nannte Bob seinen Namen und den Namen des Krankenhauses, das ihn verständigen konnte.
    Es dauerte eine Stunde, ehe der Kontakt hergestellt werden konnte, eine Stunde, in der Cassie dasaß, dem kleinen Mädchen die Hand hielt und immer wieder den Puls und die Atemzüge kontrollierte.
    »Was ist ein Hämatom?« fragte Sam.
    »Wenn man es ganz simpel ausdrückt, ist es eine Schwellung, die Blut enthält.«
    »Okay, und wie lautet die nicht ganz so einfache Erklärung?«
    Cassie lächelte im Dunkeln. Diese Begriffe sagten Sam nichts. Sie fragte sich, warum er sich auch nur die Mühe machte, sie zu fragen, doch der Umstand, daß er sie trotzdem danach fragte, gab ihr das Gefühl, etwas gemeinsam mit ihm zu tun.
    »Ich habe den Verdacht, daß es sich hierbei um ein subdurales Hämatom handelt, in Verbindung mit einer zerebralen Verfransung. Ein Sturz, etwas bohrt sich in den Kopf. Die Behandlung besteht darin, den Blutklumpen zu entfernen.«
    Sam nickte. Sie redeten über nichts Bestimmtes, bis er sagte: »Als ich in England war, habe ich die ganze Zeit über an dich und an Augusta Springs gedacht. Das allerschlimmste war, nichts zu tun zu haben, morgens aufzuwachen und nichts zu tun zu haben, wenn wir nicht gerade einen Luftangriff hatten. Einfach dazusitzen, den ganzen Tag lang, und Karten zu spielen, von zu Hause zu reden, in den Nebel hinauszustarren und auf Befehle zu warten.
    Olivia war das erste Mädchen, das ich kennengelernt habe, nachdem ich deinen Brief bekommen habe, in dem stand, du hättest Chris geheiratet. Sie war als Freiwillige beim Roten Kreuz, und sie hat mir diesen Brief ausgehändigt. Ein solcher Schock. Ich brauchte ein paar Tage … Liv war hübsch, und sie hat diese langen

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