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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Wimpern heruntergeschlagen, mir ständig nachgeschaut. Sie hat mir ein Päckchen Kaugummi gegeben und lächelnd gesagt: ›Aber, Captain, Sie sehen wirklich aus, als hätten Sie nur auf mich gewartet.‹ Ich mußte mich echt zusammenreißen, um sie mir nicht an Ort und Stelle zu schnappen.«
    Er schwieg eine Zeitlang. In der Ferne heulte ein Dingo. »Die nächsten drei Wochen hat sie mich durchgefüttert, und dann haben wir geheiratet.«
    Cassie zog die Augenbrauen hoch. »Du hast sie nur drei Wochen gekannt?«
    Er nickte. »Das war, als ich in Dorset war und andere Piloten ausgebildet habe, wie gleich am Anfang, nachdem ich rübergegangen bin. Inzwischen hat mir das nichts mehr ausgemacht.«
    Nach einem weiteren Schweigen fragte er: »Liebst du ihn, Doc?«
    In dem Moment hörten sie das Rauschen des Funkgeräts, das Sam und Bob aus dem Lastwagen geschleppt hatten. Sam nahm es in Betrieb und war froh über die Taschenlampe, die Bob ihnen dagelassen hatte. Überall um sich herum konnten sie Kühe hören, sie aber nicht sehen.
    Dann kam Bobs Stimme über Funk. »Ich habe Dr. Graham. Er ist am Telefon, und ich werde es hier an den Sender halten und hoffen, daß Sie es hören können.«
    »Dr. Graham, hier ist Dr. Cassandra Clarke aus Augusta Springs.« Sie wartete darauf, daß ihr Name seine Wirkung zeitigte. Es mußte ihn erstaunen, nach all den Jahren von ihr zu hören, dachte sie, und noch dazu mitten in der Nacht.
    »Ja, Doktor?« Seine Stimme klang verschlafen.
    »Ich bin draußen im Busch«, sagte sie, und dann schilderte sie ihm den Unfall und die Verfassung des jungen Mädchens.
    »Das klingt nach einem subduralen Hämatom«, sagte Graham.
    »Genau das dachte ich mir, aber ich bin nicht ganz sicher, was ich tun soll.«
    »Sie werden ihr ein Loch in den Schädel bohren müssen, damit der Druck nachläßt und die Flüssigkeit abfließen kann.«
    »Ich habe hier nicht die erforderlichen medizinischen Geräte.«
    Einen Moment lang trat eine Pause ein, und dann raste Grahams Stimme von Melbourne aus durch die Leitungen. »Jemand dort oben muß doch einen Bohrer haben. Besorgen Sie sich einfach einen Bohrer aus einer Garage, aus einem Schuppen. Sterilisieren Sie ihn in kochendem Wasser. Natürlich keinen zu großen.«
    »Das wird eine Weile dauern.«
    Es herrschte lange Schweigen, und dann war Bobs Stimme zu vernehmen. »Ich bringe einen Bohrer mit, aber es wird eine halbe Stunde dauern, bis ich ankomme. Meine Frau wird Dr. Graham wieder anrufen und das Telefon an das Funkgerät halten. Ich fahre gleich los.«
    Cassie wandte sich an Sam. »Ein ganz normaler Bohrer?« Ein Schauer durchzuckte sie. Ein Loch in den Schädel des Mädchens bohren?
    »O Sam, so etwas habe ich noch nie getan.« Sie sah das Mädchen an, dessen Gesicht im Mondschein bleich war und dessen Atem immer schneller und flacher ging. »Wahrscheinlich ist sie tot, ehe Bob zurückkommt. Dann werden seit unserer Ankunft hier zwei Stunden vergangen sein.«
    Er beugte sich vor und sagte: »Du kannst nicht mehr als dein Bestes tun. Mehr läßt sich nicht machen.«
    Sie saßen schweigend da, bis Bob mit zwei sterilisierten Bohrern in verschiedenen Größen eintraf.
    Über das Funkgerät, dessen Fußbedienung Bob übernahm, während Cassie redete, stellten sie den Kontakt zu Ray Graham wieder her.
    »Subdurale Hämatome sind gewöhnlich beidseitig«, sagte Graham.
    »Ich weiß«, erwiderte Cassie, »aber ich weiß nicht, auf welcher Seite ich es probieren soll.«
    Die fast vergessene Stimme Ray Grahams überquerte die Meilen.
    »Das spielt keine Rolle. Sie wird ohnehin sterben, wenn Sie nichts unternehmen. Versuchen Sie es auf der einen Seite, und wenn kein Blut rauskommt, probieren Sie die andere.«
    Cassie schaute zu Sam auf, der die Taschenlampe eingeklemmt hatte, um beide Hände frei zu haben und ihr helfen zu können. »Halte ihren Kopf ganz fest«, sagte Cassie. Sie holte tief Atem und hörte zu, während Ray Graham ihr Anweisungen zu der Operation gab.
    »Machen Sie einen kleinen Schnitt in die Haut.«
    Sie tat es.
    »Haben Sie irgendwelche Retraktoren bei sich?«
    »Ja.«
    »Dann ziehen Sie die Haut auseinander, bis Sie den Knochen sehen können. Er sollte weiß schimmern.«
    Das tat er, sogar in der nächtlichen Dunkelheit. Die Taschenlampe schien direkt darauf.
    »Okay, und jetzt setzen Sie den Bohrer an, und durchbohren Sie langsam einen guten Zentimeter Knochen.«
    Sams Kehle entrang sich ein leiser Laut.
    Grahams Stimme war weiterhin über

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