Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
Vom Netzwerk:
getan, nachdem sie ihren Studienabschluß hatten? Sie sind zu ihrem Stamm zurückgegangen. Ich sehe sie ein paarmal im Jahr in zerrissenen Kleidern herumsitzen, und sie machen einen äußerst zufriedenen Eindruck.«
    Fiona seufzte. »Ich weiß. Ich habe den Verdacht, es liegt daran, daß man ihnen in der Welt der Weißen das Gefühl gegeben hat, nichtswürdig zu sein.«
    »Nicht nur das«, wandte Cassie ein und schenkte sich aus dem Krug auf dem Tisch neben sich noch einen Tee ein. »Sie haben tief verwurzelte Vorstellungen. Es ist ihnen verhaßt, in den Häusern zu leben, die wir für sie bauen. Sie lassen sie verkommen. Sie nehmen es nicht, so wie wir, ernst, etwas zu besitzen, sondern sie ziehen es vor, unter Gebilden aus Ästen zu leben, im Freien, als Teil des Universums. Sie können nicht verstehen, warum wir uns in kleinen Einfriedungen einpferchen …«
    »Und wir können nicht verstehen, warum sie unseren Komfort nicht wollen.«
    »Außerdem sind ihnen nicht die Freiheiten gestattet, die wir haben. Es ist schließlich illegal, Alkohol an sie zu verkaufen.«
    »Bist du dagegen?« fragte Fiona und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, das sie jetzt kurz trug.
    »Im Grunde genommen bin ich nicht sicher, wie ich zu Alkohol stehe. Aber ich trinke ihn, und ich glaube an das Recht eines jeden, selbst zu entscheiden, selbst wenn es um die Zerstörung der eigenen Person geht. Wir behandeln die Aborigines wie leicht zurückgebliebene Kinder, die nicht für sich selbst verantwortlich sind. Bloß weil einige von ihnen genetisch den Hang zu haben scheinen, sich in die Bewußtlosigkeit zu trinken, heißt das noch lange nicht, daß wir es ihnen verbieten sollten. Viele Weiße tun das auch. Ich persönlich bin der Meinung, daß das eher eine physische als eine psychische Frage ist. Ich will damit nicht sagen, daß Menschen nicht trinken, wenn sie deprimiert sind, was alles nur noch verschlimmert, und ich bin gegen die Schäden, die Alkohol anrichtet. Und doch bin ich für die Entscheidungsfreiheit des einzelnen. Ich würde dafür stimmen, daß sie das Recht haben, Alkohol zu trinken, wenn sie es wollen.«
    »Trotzdem bleibt die Frage, warum Aborigines freiwillig in unsere Städte kommen sollten, um dort abgelehnt, verspottet und verhöhnt zu werden?«
    »Warum willst du ihnen dann Bildung verschaffen?«
    »Um Einfluß auf die Richtung zu nehmen, in die die Gesellschaft sich weiterentwickelt. Eines Tages, Cassie, werden einige von ihnen den Zweiflern zeigen, daß sie Verstand besitzen, daß sie dasselbe wie wir erreichen können.«
    »Aber wollen sie das denn?«
    »Wenn wir es auch noch so sehr ablehnen mögen, und sie auch, dann müssen sie sich doch weiterentwickeln oder untergehen. Und ich möchte ihnen bei der Weiterentwicklung helfen.«
    Cassie stand auf. »Du bist die geborene Lehrerin, Fiona. Du glaubst, die Welt sei durch Bildung zu retten.«
    Fiona lächelte. »Ich wünschte, ich würde dich öfter sehen. Zweimal im Monat genügt mir nicht. Du fehlst mir in meinem Leben, und ich beneide deine neue Freundin Romla. Nicht nur dafür, daß ihr beide einander ständig zu sehen bekommt, sondern auch, weil sie so ist wie du und auf sich gestellt etwas tut, was sie erfüllt.«
    »Ihr Mann hilft ihr dabei. Es ist ein gemeinschaftliches Unterfangen.«
    »Wem willst du hier etwas vormachen? Es ist ihr Werk. Ich war in der Stadt, und ich habe selbst gesehen, was sie getan hat. Dieses Hotel ist regelrecht elegant. Und blanchierte Kalbsbrust mit Dill! Also wirklich, ich muß schon sagen! Etwas dergleichen habe ich hier in der Gegend noch nie gesehen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein solches Projekt in Augusta Springs erfolgreich sein könnte.«
    »Dann nutze es, solange du es hast.«
    »Sie hat einen Koch aus San Francisco eingestellt«, sagte Cassie. »Kannst du dir das vorstellen? Und sie hat jedes Zimmer individuell eingerichtet. Roger und sie haben ein Zimmer in einem Flügel, und gegenüber gibt es zwei Schlafzimmer für die Kinder. Romla ist ganz begeistert und sagt, sie wird nie mehr in ihrem ganzen Leben eine einzige Mahlzeit selbst kochen. Das meiste Geld ist natürlich an der Bar zu machen.«
    »Das ist immer so. Aber das ist auch schon alles, was ihr Mann tut, in der Bar bedienen. Und so, wie es aussieht, wird er jeden Profit, den sie machen könnten, selbst vertrinken.«
    »Davon würde ich ihm abraten. Das Hotel gehört ihnen nicht. Sie leiten es nur.«
    »Jedenfalls ist es Romlas Projekt, und nur ihres

Weitere Kostenlose Bücher