Wer den Himmel berührt
hält. Er wird dich deshalb nicht weniger lieben, und er wird dich nicht geringschätzen. Es wird ihm leid tun, aber er wird sich hinter dich stellen. Roger und er konnten schließlich nie etwas miteinander anfangen.«
»Komisch, daß keiner von uns beiden den Partner des anderen ausstehen konnte.«
»Wenn Chris den Mut aufgebracht hätte, sich von Isabel scheiden zu lassen, dann hätte er sich nicht einen so großen Teil seines Lebens unglücklich gefühlt. Du solltest wirklich darüber nachdenken. Ich finde es gräßlich, mit anzusehen, daß du so unglücklich bist, wie Chris es mit Isabel war.«
»Oh, ich habe es gewußt! Ich habe immer gewußt, daß er unglücklich mit ihr war. Und er hat es mir nie gesagt.«
Cassie drückte Romla das Besteck in die Hand und sagte: »Deck den Tisch, und sag allen, in zehn Minuten ist das Essen fertig.«
Am späteren Abend, als sie sich auszogen, fragte Cassie Chris: »Wärst du entsetzt, wenn Romla Roger verließe und sich scheiden ließe?«
Chris bedachte sie mit einem scharfen Blick. »Handelt es sich dabei um Wunschdenken deinerseits?«
»Sie ist furchtbar unglücklich, und zwar schon seit langem. Jetzt ist sie dahintergekommen, daß er das gesamte Geld der beiden verspielt hat. Oder vertrunken.«
»Dieser Mistkerl – im Grunde hab’ ich mir das schon gedacht.« Er zog sich den Schlafanzug an.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
»Ich wäre begeistert. Falls sie meinen Beistand braucht, kann sie darauf zählen.«
»Sag ihr das«, sagte Cassie, als sie auf das Bett zugingen. Chris beugte sich vor und legte eine Hand auf ihre Brust. »Und küß mich dort, genau da, wo deine Hand liegt.«
Als er es tat, murmelte Cassie: »O Gott, Chris, tu es noch einmal. Hör nie mehr damit auf.« Es war ein so gutes Gefühl.
Ehe sie einschliefen, flüsterte sie: »Ich wünschte, das Leben bliebe immer so, wie es jetzt ist. Denk daran, den Wecker zu stellen.«
Chris streckte die Hand nach der Uhr aus. »Nichts bleibt je so, wie es ist«, sagte er.
Am Morgen berichtete Romla Cassie: »Roger ist fort. Er hat seine Sachen gepackt und ist mit dem Achtuhrbus weggefahren. Ich habe das Gefühl, er schuldet den Männern, mit denen er pokert, eine Menge Geld.«
»Was machst du jetzt?«
»Zuallererst bezahle ich seine Schulden, bis auf den letzten Cent, damit ich mit hocherhobenem Kopf durch die Stadt laufen kann.«
Als sie im Lauf des Nachmittags von einer Sprechstunde unten im Süden zurückflogen, fragte Sam: »Hat der Krieg dein Leben verändert?«
Sie dachte über seine Frage nach. Wenn der Krieg nicht ausgebrochen wäre, wäre Blake nicht fortgegangen. Für sie hätte keine Notwendigkeit bestanden, eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Dann wäre sie jetzt Mrs. Blake Thompson. Sie hätte Romla nie kennengelernt. Sie würde ihr Bett nicht mit Chris teilen.
»Selbstverständlich«, antwortete sie und beobachtete eine große Schafherde auf dem roten Land unter ihnen.
»Nichts ist so gekommen, wie ich es mir vorgestellt habe«, sagte er. »Ich dachte, du würdest Blake heiraten. Ich meine, ehe ich fortgegangen bin, wart ihr beide ein paar Wochen lang miteinander oben im Norden.«
»Ich habe geglaubt, du würdest Schwester Claire heiraten.«
»Das hätte ich vielleicht auch getan«, sagte er. »Wenn du Blake geheiratet hättest.«
Sie fragte sich, was das eine mit dem anderen zu tun hatte. Das Schweigen erstreckte sich über Minuten. In der Ferne schimmerte ein silberner Punkt in der Sonne. Ein anderes Flugzeug.
»Fühlst du dich je einsam, Doc?«
Sie wußte, daß zwischen ihm und Olivia nicht alles reibungslos lief. Sie hatte gehört, wie sich Liv über die Hitze und die Fliegen beklagte, über die Trockenzeit und über die Regenzeit … wieder und immer wieder. Sie mochte die Tanzveranstaltungen, auf denen jeder verfügbare Mann mit der zerbrechlich wirkenden Blondine tanzen wollte, dem Mädchen, das so aussah, wie Mädchen aussehen sollten, in Pastelltöne und Rüschen gekleidet, und das sie mit diesen großen blauen Augen anlächelte und so tat, als interessierte sie sich für alles, was sie sagten. Und das war auch der Fall, denn sie sagten ihr, wie hübsch sie war und wie glücklich sich Sam doch schätzen konnte, und Mann, konnte sie gut tanzen!
»Helfen dir Harry und Samantha nicht dagegen?«
»Doch, klar. Ich würde mein Leben für sie an den Nagel hängen. Mein Herz schlägt ein klein wenig schneller, wenn sie kommen und sich auf meinen Schoß
Weitere Kostenlose Bücher